Ab 25. Mai ist der neue VW Amarok im Handel erhältlich. Wir haben ihn in der Austattungslinie Aventura zur Testfahrt in den Bayerischen Wald ausgeführt und wahrlich: der neue Amarok im Jahr 2023 ist eine feine Weiterentwicklung - ob Optik, Zuladung oder Multimedia: es geht voran, und zwei Gänge mehr gibt es auch noch dazu!
Der Sommer lässt dieses Jahr wirklich auf sich warten, dafür bleibt uns das frische Grün länger erhalten. Ganz frisch angekommen ist auch der neue VW Amarok, der ab jetzt am Markt erhältlich ist. Wir haben ihn direkt zur Probefahrt entführt – im neuen Kleid und mit neuen Features.
Es geht nach oben
Das Regenwetter lässt nun Ende Mai mal kurz die Sonne durchblitzen und wir holen unser Testfahrzeug beim Autohaus Bierschneider ab. Wuchtig und trotzdem sportlich – ein Pickup, der für die Anforderungen des europäisch eher enger gestrickten Straßenverkehrs ausgelegt wurde. Zu seinem Vorgänger wächst der mit Ford auf einer gemeinsamen Plattform entwickelte Pickup um knapp zehn Zentimeter in der Länge auf 5,39 Meter (Breite 1,91 m + 30 cm Spiegel, Höhe 1,89 m). Auch wird der Radabstand um 17 Zentimeter vergrößert, was sowohl innen zu mehr Platz als auch zu einer besseren Geländegängigkeit dank kürzerer Überhänge führt. Gleichzeitig wurde auch die Wattiefe von 50 auf 80 Zentimeter erhöht – es darf also durchaus mal in den Teich gehen. Ebenfalls deutlich nach oben geht es mit der Zuladung – bis zu 1.160 Kilo dürfen ins Auto verteilt werden. Er gibt damit einen wirklich guten Packesel ab: egal, ob für den Hardcoreeinsatz am Bau mit Maschinen auf der Ladefläche oder mit Kind und sehr, sehr vielen Kegeln. Schultern kann er das Gewicht, da hinten eine Starrachse samt Blattfedern verbaut wird. Diese sorgt immer für ein für die Lastesel typisches „Zittern“. Beim Amarok merkt man das allenfalls bei wirklich langsamen Geschwindigkeiten in der Stadt, wenn es holprig ist. Auf der Landstraße oder gar der Autobahn ist Dank VWs eigenem Dämpfersetup davon gar nichts zu spüren. Es cruist sich damit auch auf kurvenreicher Straße in unseren nahen Bergregion super und für einen Pickup sehr präzise – und vor allem entspannt.
VW und Ford (Ranger) nutzen zwar eine Plattform, jedoch sind sowohl bei der Karosserie und deren Anbauteilen als auch im Innenraum nur sehr wenige Komponenten überhaupt gleich. VW digitalisiert etwas weniger als Ford und weniger als sonst in den eigenen Modellen im Haus. Knöpfe, Druckschalter und Wippen für viele Bedienelemente erfreuen den analogen Mensch und vermeiden Wischen und Suchen in digitalen Menus. Ist man also im Gelände und schunkelt sich durch die Pampa, so wählt man am Drehregler, ob man zwei oder vier Räder antreiben will oder noch die Untersetzung benötigt oder drückt einen Knopf, um die Hinterachse zu sperren – so soll das sein. Navi, Temperatursteuerung und Audio bleiben digital dem Bildschirm überlassen. Auch der Ab- und Zuschaltknopf für den Lane-Assist direkt am Multifunktionslenkrad erfreut.
Pan Americana bis Amarok Aventura
VW bietet den Amarok in fünf Basislinien an. Jede Linie erweitert dabei die Ausstattung weiter und birgt mehr Optionen in ihrer Grundkonfiguration. „High End“ ist dann die geländeorientierte Linie Pan Americana (beispielsweise mit Unterfahrschutz und mattierter Sportsbar) und die minimal teurere, für den urbanen Alltag aufgebaute Linie Amarok Aventura. Hier kann und muss sich jeder Käufer selbst durch die Optionen klicken und schauen, was seinem Fahr- und Nutzungsprofil am besten entspricht. Immerhin gibt es 20 Assistenzen die, laut VW, in bislang keinem Amarok verfügbar waren. Empfehlenswert ist natürlich das Kamerasystem, das mit seinem Birdview hilft, wenn es beim Rangieren und Parken eng wird. Für die Ladefläche gibt es ebenfalls einige Optionen, von der Beschichtung über Verzurrschienen hin zu Abdeckungen (bei uns elektrisch) oder einem Hardtop. Mit steigender Linie ändert sich auch das Material im Innenraum und einhergehend das Aussehen. In unserem Aventura sind dann Ledersitze, Lederdashboard und edle Materialien vielerorts zu finden: Upper Class meets Hartplastik, wo Fuß und Schuh weiter unten wetzen.
Ebenfalls steigt mit der Linie auch die Motorisierung. Es beginnt mit einem Vier-Zylinder-Diesel mit zwei Litern Hubraum, 170 PS und 405 Nm Drehmoment gefolgt von einem Zwei-Liter-Biturbo-Diesel mit 205 PS und 500 Nm. Beide gibt es hier wahlweise mit Zehn-Gangautomatik oder Sechs-Gang-Handschalter. Ab der dritten Linie gibt es optional und folgend ausschließlich den Drei-Liter V6 Diesel mit 240 PS und satten 600 Nm Drehmoment mit der Automatik. Alle Fahrzeuge werden bei 180 km/h abgeregelt. Bewegt werden dabei übrigens 2.300 Kilo und mehr an Eigengewicht. Dank der Soliden Fahrzeugkonstruktion dürfen satte 3,5 Tonnen hinterhergezogen werden. Bei stehendem Fahrzeug dürfen auf das Dach übrigens bis zu 350 Kilogramm, bei Fahrt 85 Kilo. Angenehm groß ist auch die Ladefläche: 1,65 Meter Länge, 1,58 Meter Breite und zwischen den Radkästen sind 1,22 Meter Platz. Das fasst damit zwei Europaletten quer, und wer was Längeres einladen will, dem stehen somit 2,05 Meter diagonal zur Verfügung.
Der VW Amarok: Massives Fahrzeug, seidiger Lauf und angemessener Verbrauch
Unser Fahrzeug hat den Drei-Liter V6 an Bord, der wie alle Motoren von Ford kommt – hier sei ein Kompliment ausgesprochen: Ein wirklich feines Teil! Vergessen wir nicht, dass Ford gerade auch im Nutzfahrzeugsegment absolute Ultralangläufer seit Urzeiten entwickelt. Vermerkt sei deshalb: Der Amarok hat mit dem Diesel den perfekten Verbrenner an Bord. Seidiger Lauf mit starkem Durchzug bei angemessenem Verbrauch. Der Amarok ist ein massives Fahrzeug, welches hier samt abreißender Dachkante zur Pickupfläche gegen den zunehmenden Fahrtwind angepowert werden muss. Wir verbrauchen wir bei 130 km/h zehn Liter auf 100 Kilometer, ebenfalls auf der bergigen Landstraße in den Bayerischen Wald. In 8,8 Sekunden geht es bei Volllast auf 100 km/h, im Alltag aber natürlich viel nützlicher der Fakt, dass die solide Power das Überholen auf der Landstraße sehr angenehm und mehr als zügig gestaltet. Die perfekt abgestimmte Zehn-Gang-Automatik kommt von ZF, hoch soll sie leben.
Bei den Rädern gibt es übrigens bis zu 21 Zoll. Wer selbst SUV oder Ähnliches fährt weiß jedoch: 21-Zöller mit Niederquerschnitt sind schon für einen Feldweg nicht die beste Wahl, sie gehören auf die Autobahn. Abseits besten Asphalts gilt: je mehr schwarz desto besser - vom Profil bitte ganz zu schweigen.
In unserem Aventura lümmeln wir uns auf der Fahrt bequem in die elektrischen Zehn-Wege-Sitze, lauschen dem klangvollen Harmann/Kardon-Soundsystem und werfen ab und an ein weitschweifenden Blick in die hintere Kabine unseres Double-Cabs oder bewundern das riesige 30-cm-Display, das im Navimodus wie ein Atlas wirkt. Zeit, in den Urlaub zu cruisen und eine Vespa aus dem Süden Italiens zu befreien – schließlich passt sie bequem hinten drauf, neben die Mountainbikes.
Amarok fährt man ab 47.121 Euro. Pan Americana oder Aventura als Topmodell ab gut 69.000 Euro.
Nick Lengfellner | filterVERLAG