Florian Bugl – Eines der vielversprechendsten Eishockey-Talente Deutschlands hat vor der abgelaufenen Saison seine sportliche Heimat in Niederbayern gefunden. Im Interview erzählt uns Florian von seinen Karriereplänen, seiner Zeit als Teenager und den Highlights seiner noch jungen Karriere.
Mit dem jungen Goalie Florian Bugl sicherten sich die Straubing Tigers eigentlich ein Versprechen für die Zukunft, der Ausfall des eigentlichen Stamm-Torhüters katapultierte den 20-jährigen Bugl jedoch quasi über Nacht ins Rampenlicht der DEL. Vom Derby gegen die Regensburger Eisbären bis zum internationalen Eis der Champions League und der Nationalmannschaft.
Servus Florian! Danke, dass du dir die Zeit nimmst.
Mit der Viertelfinal-Niederlage gegen die Grizzlys aus Wolfsburg ging für dich zuletzt eine starke Saison zu Ende. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle zum herausragenden Debüt. Wie blickst du auf die vergangene Spielzeit zurück?
Die Saison war auf jeden Fall überraschend. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich so viel spiele – das hatte wahrscheinlich keiner. Das lag natürlich auch an der Verletzung vom „Hunter“ (Anm. d. Red. Hunter Miska, Torhüter der Tigers). Wenn man zurückblickt, war es eine hervorragende Saison. Ich glaube, am Ende waren es 27 Spiele und das ist für mich schon sehr viel.
Du bist erst vor der Saison nach Straubing gewechselt: Was hattest du dir für die Spielzeit eigentlich vorgenommen?
Abgemacht war ursprünglich, dass ich diese Saison vor allem durch meine Förderlizenz beim EV Landshut sammle. Was meine Spielzeit in Straubing angeht, waren ursprünglich um die 10 bis 15 Spiele angedacht. Durch die Umstände hatte sich meine Leihe nach Landshut erübrigt, ich konnte aber trotzdem sechs Spiele für Landshut bestreiten. Mein Hauptziel für die Saison war, erst einmal in den Tagesablauf der Profis reinzukommen und zu lernen, wie man sich richtig verhält, wie man richtig trainiert und zu sehen, was die anderen Spieler machen, um Routine zu bekommen.
Als geborener Landshuter war die Förderlizenz sicherlich ein tolles Erlebnis. Wie war es für deinen Heimatort im Herrenbereich Eishockey spielen zu dürfen?
Das war natürlich sehr schön. Ich war als Kind schon oft beim EV Landshut und kenne einige Profis noch aus meiner Zeit als Fan. Jetzt mit diesen Spielern zusammenspielen zu dürfen, ist natürlich ganz besonders. Selbst durch den Tunnel aufs Eis zu kommen, aus dem früher deine Helden gekommen sind, war der Wahnsinn.
Bei deinen Einsätzen für Landshut waren auch zwei besondere Spiele dabei: Die Derbys gegen die Eisbären Regensburg. Wie hast du diese Spiele erlebt und was waren saison- und vereinsübergreifend weitere Highlight-Spiele für dich?
Das Derby gegen Regensburg in Landshut war mein erstes Profi-Spiel in Deutschland und das gleich vor ausverkauftem Haus. Auch beim zweiten Spiel in Regensburg war die Stimmung brutal. Von meinen Spielen in Landshut haben mir die beiden definitiv am meisten Spaß gemacht, auch wegen der Rivalität. Ich liebe solche Derbys und es war schon cool, dass ich in meiner kurzen Zeit in Landshut gleich an zwei teilhaben durfte.
In Straubing muss man natürlich die Champions League hervorheben. Auch wenn ich in dem Spiel nicht auf dem Eis stand, war die Begegnung in Villach (Österreich, Anm. d. Red.) vielleicht mein absolutes Highlight. Es war einfach geil, zuzuschauen und zu sehen, wie viele Fans in die Arena geströmt sind. Auch das Spiel, das ich gegen Frölunda Gotheburg gespielt habe, war sehr, sehr geil. Vor allem weil trotz der langen Anreise so viele mit nach Schweden geflogen sind. Natürlich auch die ganzen Playoff-Spiele. Das waren also meinen ersten richtigen Playoffs. Die waren sicher auch besonders.
Trotz deines jungen Alters hast du schon viel erlebt: Im Mai wirst du 21. Ist deine Karriere denn bis hier so verlaufen, wie du es dir vorgestellt hast?
Ich hatte als Kind nie so wirklich einen Plan. Klar war da der Wunsch, irgendwann vielleicht Profi zu werden. Aber als Kind hat man noch ganz andere Vorstellungen, wie das Eishockey-Geschäft abläuft. Vor allem davon, was für Möglichkeiten man hat und welche man nicht hat. Als ich in Salzburg gespielt habe, war mein Ziel auf jeden Fall in der DEL Fuß zu fassen und ich würde aus heutiger Sicht sagen, dass das der richtige Schritt war.
Du hast deine Zeit in Salzburg angesprochen: Bevor du nach Österreich gezogen bist, warst du für eine Zeit in Mannheim. Wie war es in so jungen Jahren von zu Hause wegzugehen, um Eishockey zu spielen?
Ich weiß nicht genau warum, aber das von zu Hause weggehen, hat mich nie so stark mitgenommen. Wahrscheinlich auch, weil ich früher schon in Goalie Camps war. Da war ich zum Beispiel also auch schon eine Woche von meinen Eltern getrennt. Und ich glaube dadurch hat mich das gar nicht so mitgenommen und ich hatte kaum Heimweh. In Salzburg war‘s dann eigentlich schon normal, weil ich dort davor ein Jahr in einer Gastfamilie gelebt hatte. Ich glaube, meine Zeit im Ausland hatte sogar viele positive Seiten. Die Jahre haben mir geholfen, selbstständig zu werden.
Was verbindet dich mit Joshua Samanski?
Wir haben zusammen in der Gastfamilie gelebt und sind auch auf dieselbe Schule gegangen. Wir sind dann immer mit der Bahn in der Früh in die Schule gefahren. Ich kannte Josh eigentlich schon aus meiner Zeit in der Bayern-Auswahl. Wir kennen uns eigentlich schon mein ganzes Eishockey-Leben.
…und auch jetzt spielt ihr wieder für denselben Verein!
Klar, das ist schon cool. Vor allem, weil Josh zwischenzeitlich in Kanada gespielt hat und ich länger nichts von ihm gehört hatte. Nach seiner Zeit im Ausland hatten wir wieder mehr Kontakt und nach meiner Vertragsunterzeichnung in Straubing habe ich mich natürlich gefreut, dass er auch da ist.
Wo wir gerade schon bei dem Weg in die DEL sind: Hattest du denn überhaupt jemals einen richtigen Plan B? Andere Profisportler werden häufig nach ihrer Karriere nach der Karriere gefragt.
Also ich hätte entweder die Firma von meinem Dad übernommen. Der hat eine Druckerei. Oder ich wäre vielleicht zur Polizei oder Bundeswehr gegangen oder hätte mich selber selbstständig gemacht. Ich hätte aber auf jeden Fall auch keinen „normalen“ Job gemacht. Einfach irgendwas, das ein bisschen anders ist.
Du hast ja auch in der Vergangenheit schon häufiger geäußert, dass du eigentlich natürlich den Traum jedes Eishockey-Profis leben und in die NHL kommen willst. Jetzt legst du einen „Zwischenstopp“ in der DEL ein: Wie ist dein Eindruck von der Liga? Ist das das Niveau, auf das du möchtest?
Also ich glaube, dass die Liga von Außenstehenden oft schlechter gemacht wird, als sie eigentlich ist. Man findet eigentlich bei jedem Team einen Ex-NHL-Spieler und wir haben auf jeden Fall sehr gute Spieler in der Liga. Ich wusste eigentlich gar nicht, mit welchen Erwartungen ich in meine erste Saison gehen soll. Beim ersten Training habe ich schon gemerkt, dass es doch gar nicht so einfach wird und ich glaube schon, dass die DEL ein gutes Niveau hat.
Bis zu welchem Alter kann man noch den Sprung über den Teich machen? Lebt der Traum von der NHL-Karriere für dich noch?
Also man hat ja einmal die Möglichkeit, in jungen Jahren gedraftet zu werden. Dann hat halt ein Team Rechte an dir oder du schaffst es durch deine Leistung, dass ein Team auf dich aufmerksam wird und einen Vertrag anbietet. Also für Europäer, denke ich mal, geht das so bis etwa 30, aber ich kenne auch welche, die haben erst mit über 30 ihr erstes NHL-Spiel gemacht. Im Prinzip hast du keine Beschränkungen.
Eins deiner großen Vorbilder ist der Deutsche Philipp Grubauer, der in Seattle spielt. Hast du einen Lieblingsverein? Hast du einen Traum-Verein, zu dem du gerne wechseln würdest?
Früher war es Pittsburgh, weil ich da auch mal bei einem Stanley-Cup-Spiel gegen Nashville da war. Mittlerweile habe ich aber eigentlich kein Lieblingsteam mehr. Es gibt natürlich immer ein paar interessante Spiele, die ich verfolge. Vor allem auch die, mit deutschen Spielern, aber ich habe jetzt keine Mannschaft, die ich intensiv verfolge.
Wie verbringst du denn jetzt dann die freie Zeit zwischen den Saisons?
Also ich befinde mich ja mit der Nationalmannschaft in der WM-Vorbereitung. Und so lange frei haben wir jetzt eigentlich gar nicht (lacht). Die Vorbereitung auf die nächste Saison geht schon ziemlich bald wieder los. Da haben wir unseren Athletik-Coach, mit dem wir viel machen, wir gehen aber auch zeitnah wieder auf das Eis.
Dein Trainer Tom Pokel hat dir diese Saison schon sehr viel Vertrauen entgegengebracht und du hast es dem Verein mit starken Leistungen zurückgezahlt: Habt ihr denn schon über deine Rolle in der kommenden Spielzeit gesprochen?
Wir wollen auf jeden Fall, dass ich weiterhin Spielzeit erhalte, weil Hunter Miska auch ein Spieler ist, der pushen will. Das heißt, auch wenn Miska nicht verletzt ist, könnte es so aussehen, dass wir uns das Tor teilen. Wie genau, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das soll mich natürlich auch darauf vorbereiten, zu einem späteren Zeitpunkt Starter-Goalie zu werden.
Jetzt stehen natürlich auch wieder Veränderung im Kader der Straubing Tigers an. Freust du dich auf neue Teamkollegen oder ist es eher schade, wenn alte Freunde und Weggefährten den Verein verlassen?
Ich habe die meisten im Team vor meinem Wechsel noch gar nicht gekannt, ich muss aber wirklich sagen, dass mir sehr viele Leute schon ans Herz gewachsen sind. Ich glaube, dass das auch Straubing so magisch macht, dass wir einfach wirklich wie Familie werden. Unsere Frauen und Freundinnen machen was miteinander und auch die Spieler machen viel miteinander, abseits vom Eishockey. Das macht es schon sehr traurig, dass so viele gehen. Andererseits ist man wieder gespannt, wer kommt – vielleicht sogar jemand, den man bereits kennt. Man ist auf jeden Fall schon auch ein bisschen gespannt, was für eine Mannschaft man dann nächstes Jahr hat.
Was denkst du, was kommende Saison drin ist für Straubing?
Es kann alles drin sein! Dieses Jahr wäre auch schon mehr möglich gewesen, wir haben uns in manchen Spielen einfach dumm angestellt. Ich denke, dass ein starker Team-Wille auch manchmal einen besseren Kader schlagen kann und deswegen kann man vorher nie genau sagen, wie es laufen wird. Wir verbessern uns von Jahr zu Jahr als Mannschaft und als Organisation. Deswegen ist das Playoff-Viertelfinale schon mindestens unser Ziel. Ist das geschafft, geht es natürlich darum, weiterzukommen. Eventuell sogar ins Finale.
Empfindest du Deutschland denn als Eishockey-Nation?
Natürlich merkt man schon, dass Deutschland eine Fußball-Nation ist, aber es werden schon immer mehr Leute, die sich mit Eishockey befassen. Ich glaube, auch international wird sehr gute Arbeit geleistet. Mittlerweile sind wir bei den Junioren-WMs eigentlich immer mindestens im Viertelfinale. Auch im Herrenbereich läuft es gut, was man zum Beispiel an der Silber-Medaille bei den Olympischen Spielen sieht. Ich denke, Deutschland ist da nicht mehr zu unterschätzen.
Der Sport Eishockey und vor allem die DEL hat angefangen, mehr Publikum zu erreichen und veranstaltet daher auch wie zuletzt in der Kölner Fußball-Arena große Sonderspiele. Denkst du, das ist ein Weg, den die DEL weitergehen sollte?
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, dass da noch sehr viel drin ist. Einfach um noch mehr Fans zu begeistern und noch mehr Zuschauer zu kriegen. Auch, um neue Leute ans Eishockey heranzuführen und dann wirklich die Faszination zu vermitteln.
Was sind denn deine persönlichen Ziele noch mit der mit der deutschen Nationalmannschaft? Also langfristig wäre schon die Idee, Deutscher Nationalkeeper zu werden, oder?
Klar ist das mein Traum. Ich erinnere mich noch, wie wir extra nach München gefahren sind, um ein Deutschland-Spiel zu sehen. Dann die Torhüter da hautnah beobachten zu können, ist schon eine riesige Ehre, nicht nur für die Junioren-Teams zu spielen, sondern einfach nur dabei zu sein.Lucas Treffer / RNRed