Mit einer für die Bilanz bedeutungslosen Niederlage schlossen die Bunkerladies eine erfolgreiche Saison 2022/23 ab. Ohne Chefcoach Szücs und einige Spielerinnen taten sich die Regensburgerinnen wie zu erwarten schwer gegen die Füchse aus Berlin.
Trotz einer Serie von sechs Siegen standen die Vorzeichen für das letzte Spiel der Saison 2023/24 gegen die Füchse Berlin nicht gut: Julia Drachsler, die zur Beachhandball-Nationalmannschaft zur EM nach Portugal eingeladen wurde und dort auch die Goldmedaille gewann, komplettierte ein Quintett an Ausfällen an Spielerinnen. Zudem fehlte auch Trainer Csaba Szücs aus familiären Gründen.
Füchse kämpften noch um den Aufstieg
Der Tabellendritte aus Berlin kam hochmotiviert und nahezu in Bestbesetzung angereist, galt es doch, im Fernduell mit Göppingen den Relegationsplatz zwei noch zu erreichen. Nach ausgeglichener Anfangsphase (3:3) verballerten die Gastgeberinnen etliche gute Möglichkeiten, während die Spreefüxxe eine sehr hohe Effizienz an den frühen Abend legten. Als dann noch Mitte des ersten Durchgangs Spielmacherin Anna Fuhrmann geschont werden musste, waren die Felle praktisch schon weggeschwommen. Die resultierte im 10:19-Pausenstand – eine zu große Hypothek.
Hoher Sieg nicht unverdient
Co-Trainer Bernhard Goldbach war zum Improvisieren gezwungen. Letztlich blieb die Wurfquote aber zu schwach. Auch die Ballverluste durch Fehlpässe an den Kreis oder herausgetippte Bälle waren deutlich zu viel, um noch einmal herankommen zu kommen. So galt es sich über Paraden der scheidenden Torhüterin Johanna Ziegler oder die gute Leistung von Franziska Peter, die vor dem Spiel von ihrem Verein als „HBF-Spielerin der Saison“ geehrt wurde, zu freuen. Zudem erhielten alle Spielerinnen Einsatzzeiten. Berlin präsentierte sich im ungleichen Spitzenspiel als zielstrebig und unnachgiebig: Der klare 35:23-Erfolg war entsprechend verdient, reichte aufgrund des Göppinger Sieges aber nicht für Rang zwei.
„Tank leer“ bei den Bunkerladies
„Heute war nach vielen Wochen mit einem Rumpfkader einfach der Tank leer“, fasste Goldbach das Spiel zusammen. „Wir hätten uns natürlich gerne mit einer weiteren guten Leistung von unserem tollen Publikum verabschiedet. Das hat leider nicht geklappt, ist angesichts der Ausfälle aber genauso nachvollzieh- wie verschmerzbar“, sagte Robert Torunsky bei der anschließenden Verabschiedung. Der Sportliche Leiter zollte der Mannschaft und dem Staff um Trainer Csaba Szücs, der drei Jahre erfolgreich an der Dechbettener Brücke gearbeitet hatte und leider nicht in diesem Rahmen verabschiedet werden konnte, ein großes Lob für die „erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte“. Die Zuschauer im „Bunker“ honorierten Platz vier (39:21 Punkte) und die erneute Platzierung unter Deutschlands 20 besten Frauenmannschaften mit großem Beifall.
Säule der Mannschaft verlässt das Team
Anschließend wurde es emotional, denn die Verabschiedung von verdienten Spielerinnen stand an: Amelie Bayerl (25) legt nach vier erfolgreichen Jahren bei den Bunkerladies den Handball zu Seite, um sich auf das anstehende Examen zu konzentrieren. Die Rückraumspielerin, die alle 33 Saisonspiele bestritt und mit 83 Torvorlagen drittbeste Vorlagengeberin der Liga war, bedankte sich für „wundervolle Jahre“. Auch Franziska Höppe (25) legt erstmal den Schwerpunkt auf ihren Studiumsabschluss. Die Mindenerin war im Laufe der vergangenen Saison aus Allensbach an die Donau gewechselt und hat sich mit ihrer leidenschaftlichen Abwehrarbeit und ihrem Sonnenschein-Naturell schnell in die Herzen ihrer Teamkolleginnen und der Fans gespielt.
Fuhrmann: 200 Spiele – 500 Tore
Anna Fuhrmann (27) wird in den nächsten Monaten den Fokus auf den Berufseinstieg bei ESV-Sponsor Infineon Technologies und das Auskurieren ihrer hartnäckigen Knieprobleme legen. Die Allrounderin, die in den vergangenen Jahren auf der Spielmacherposition großen Anteil an den Erfolgen hatte, bestritt knapp 200 Pflichtspiele und erzielte über 500 Tore für die Bunkerladies. Das 2014 aus Oyten bei Bremen an die Donau gewechselte Nordlicht war nach den ESV-Eigengewächsen die dienstälteste Spielerin. Johanna Ziegler wird einen handballerischen Weg einschlagen. Die 21-Jährige hatte sich im Torhüterinnen-Trio immer als Teamplayerin präsentiert und ihr war eine gute Leistung im Abschiedsspiel vergönnt.
Szücs gewürdigt: Unglaubliche Leistungen
„Allen Spielerinnen ein riesiges Dankeschön für ihren – im Falle von Anna sogar neunjährigen – Einsatz. Gerade die Pendlerinnen Ami und Höppi haben viel Zeit aufgewendet, um mit uns das Abenteuer 2. Bundesliga zu begehen. Deshalb ist es besonders schön, dass wir so erfolgreich waren“, sagte Torunsky, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, die Spielerinnen nach der verdienten Pause wieder im ESV-Trikot zu sehen. Auch der scheidende Trainer Csaba Szücs wurde für seine Verdienste gewürdigt. Der Slowake hatte die Bunkerladies nach dem Corona-bedingten Aufstiegsverzicht 2019/20 übernommen und sie in der Folgesaison zum erneuten Aufstieg geführt. Die erreichten Erfolge – Platz fünf in der Vorsaison und nun Platz vier – sowie das erstmalige Erreichen des DHB-Pokal-Achtelfinals werden auch immer mit seinem Namen verbunden sein. Verabschiedet wurde auch das langjährige Physiotherapeuten-Team Stefanie und Christian Iordache, die ein wichtiger Bestandteil des Teams waren.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Stephanie Lukau, Johanna Ziegler, Nóra Mestyán
Feld: Franziska Peter 8/3, Amelie Bayerl, Anika Bissel je 4, Theresa Lettl, Sara Mustfaic, Veronika Durankova je 2, Franziska Höppe 1 sowie Anna Fuhrmann, Nicole Schiegerl, Carina Vetter und Caroline Härtl.
Liga-News
Aufsteiger in die Handball Bundesliga Frauen ist der HSV Solingen-Gräfrath. Der Tabellenzweite Frisch Auf Göppingen versucht am Samstag im Rückspiel, die 3-Tore-Niederlage aus dem Hinspiel beim BSV Sachsen Zwickau noch zu drehen und Solingen in die Eliteklasse zu folgen. Absteiger sind die SG Mainz-Bretzenheim, die SG H2Ku Herrenberg und die SG Schozach-Bottwartal. Aufsteiger sind der HCD Gröbenzell, die HSG Freiburg und die SG Kirchhof.
Hans-Christian Wagner / RNRed