Experten erklären, wie man am besten in das Hobby Mountainbiken einsteigt, welche Ausstattung pflicht und welche darüber hinas sinnvoll ist. Inklusive Streckentipps in und um Regensburg, grundlegende Fahrtechniken und Anlaufstellen für Anfänger und Fortgeschrittene. Von Mountainbikebegeisterten für Mountainbikebegeisterte (und solchen die es werden wollen).
Das Mountainbike ist schon lange nicht mehr nur ein „Trend“-Sportgerät. Bereits seit den 70er Jahren schätzen quer durch alle Bevölkerungsschichten viele die Mischung aus Bewegung, frischer Luft und Action. Doch auf was müssen Beginner achten, wenn sie in das Hobby einsteigen wollen und welche Tipps kann man bereits Begeisterten noch geben? Wir haben uns mit Christoph Haggenmiller vom Deutschen Alpenverein e.V. (DAV) sowie Mario Wahl und Ingmar Hötschel von der Deutschen Initiative Mountainbike e.V. (DIMB) zusammengesetzt und die wichtigsten Informationen rund um die Anschaffung und Sicherheit sowie praktische Fahrtipps zusammentragen. Auch die Wahl der richtigen Strecke und die Möglichkeiten im Regensburger Umland haben wir erkundet.
In welchem Alter kann ich anfangen, Mountainbike zu fahren?
Hier sind sich alle Experten einig: Eine Ober- und Untergrenze gibt es nicht. Sobald man Fahrrad fahren kann und solange man sich fit genug fühlt, kann man Mountainbike fahren. Christoph Haggenmiller weiß, dass sogar Kleinkinder auf Laufrädern schon erste Schritte im raueren Gelände machen könnten. Die ersten richtigen Mountainbikes hingegen gäbe es aber erst ab einer Körpergröße von rund 1,35 Meter – also ab rund acht Jahren, ergänzt Mario Wahl. Ingmar Hötschel betont, dass von Anfang an das richtige Einschätzung des eigenen Könnens und damit die Wahl der Strecken und Touren im Fokus stehen sollten. So gäbe es auch geübte Fahrer jenseits der 70, die noch transalpine Strecken gefahren sind, berichten die Experten. Die persönliche Fitness steht im Vordergrund.
Die Wahl des richtigen Bikes
Das richtige Mountainbike zu finden, ist oft gar nicht so einfach. Eine lohnenswerte Anlaufstelle seien in jedem Fall qualifizierte Fachhändler, so die drei Experten. Vor einem Besuch sollte man sich jedoch bewusst machen, welche Anforderungen das Bike erfüllen soll und welche Touren man in Zukunft fahren möchte. Helfen könne hierbei auch, sich vorher ein Mountainbike auszuleihen um ein Gefühl für die eigenen Anforderungen zu bekommen, rät Hötschel. Dafür reiche auch ein Bike aus dem eigenen Freundeskreis. Lokale Vereine seien ebenfalls gute Anlaufstellen. Auch eine Nachfrage bei Bikeschulen und Trailcentern könne sich lohnen.
Preislich gehen Mountainbikes teilweise weit auseinander. Billige Angebote beginnen meist schon bei 500 Euro, aber auch Preise jenseits der 15.000 Euro sind möglich. Ordentliche Qualität sei ab rund 1.500 Euro bis 2000 Euro zu kriegen, erklärt Wahl. Weiter sei zwischen vollgefederten und nur vorne gefederten Mountainbikes zu unterscheiden. Je nach Anforderungsprofil müssten Anfänger diese Entscheidung mit Hinblick auf die eigenen Ambitionen jedoch selbst treffen, bekräftigt Haggenmiller.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Wer sein Mountainbike auch in der Stadt fahren will, muss es auch verkehrssicher gestalten. Das heißt unter anderem: richtige Beleuchtung – vorne und hinten – eine Klingel, sowie Reflektoren an Reifen und Pedalen. Wenn man das Mountainbike auch dauerhaft im Alltag nutzen möchte, kann sich der dauerhafte Umbau lohnen, jedoch bieten viele Fahrradläden auch demontierbare Alternativen an. Sinnvoll ist es auch, in ein gutes Schloss zu investieren, da gerade Mountainbikes gerne Ziel von Dieben werden. Nicht verpflichtend, aber durchaus Wert angeschafft zu werden, ist ein Schutzblech. Auch Alternativen wie ein schmalerer Lenker, ein Fahrradständer und ein Kettenschutz sind zwar nicht nötig, um ein Mountainbike nach Straßenverkehrsordnung sicher zu gestalten, aber für den alltäglichen Gebrauch praktisch.
Welche Sicherheitsausrüstung brauche ich?
Neben dem Bike selbst ist die richtige Sicherheitsausrüstung essenziell. Ohne Helm geht hier generell gar nichts, das sollte selbstverständlich sein. Dieser sollte gut sitzen und – so Mario Wahl – rund alle vier Jahre erneuert werden. Auch bei hochwertigen Helmen nehme die Schutzleistung des Kunststoffes mit der Zeit ab, weiß Wahl. Handschuhe und Schutzbrille seien laut Experten ebenfalls Teil der Grundausstattung, um sich bei Stürzen auffangen zu können und das Gesicht gegen fliegende Steine oder hängende Äste zu schützen. Fährt man nur flache Touren, wie sie im Regensburger Umland zu finden sind, ist man mit dem Mindestmaß schon gut beraten, jedoch ist man nie zu gut geschützt. Je gefährlicher, unwegsamer und schwieriger die angestrebten Touren sind, desto wichtiger ist weiterer Schutz in Form von Protektoren für Arme, Beine, Rücken und Oberkörper. Bei steilen Pisten oder gar Downhill-Fahren sollte sogar ein „Full-Face-Helm“ und ein Nackenschutz getragen werden, ergänzt Haggenmiller. Ingmar Hötschel weißt noch darauf hin, dass in Bikeparks eine volle Schutzausrüstung sogar Pflicht sei.
Gibt es Fahrsicherheitstrainings?
Eine Vielzahl von Vereinen in Deutschland bietet Fahrkurse für alle Fertigkeitsstufen an. Vom blutigen Anfänger bis zum Downhill-Profi. So auch der Deutsche Alpenverein e.V. und die Deutsche Initiative Mountainbike e.V.
Hier könne man neben der richtigen Fahrposition im Gelände auch die verschiedenen Fahrweisen von Kurven und das richtige Bremsen lernen, erklärt Mario Wahl. Eine gute Schule erkenne man unter anderem daran, dass die Ausbildenden einen anerkannten nationalen oder internationalen Abschluss haben, merkt Hötschel an.
Wie ist es um das Streckenangebot bei Regensburg bestellt?
Generell hebt die DIMB hervor, dass das Bayerische Waldgesetz ermöglicht, alle Wege in der bayerischen Natur zu befahren. Die Strecken im Großraum Regensburg sind im Allgemeinen für Anfänger gut geeignet, erklärt Haggenmiller. Durch die Lage an den Flüssen und den mittelgroßen Hügeln hat Regensburg ein ideales Terrain für einen Ausflug auf dem Mountainbike, so der Experte vom DAV weiter. Das gut ausgebaute Wanderwegnetzwerk bietet auch für Mountainbiker viele Strecken. Aber auch in der Region um Regensburg gibt es gefährlichere Stellen. Hier sollte der eigene gesunde Menschenverstand überwiegen. Besonders bei nahen Absturzkanten sollte besser abgestiegen und geschoben werden, so Haggenmiller. Angelegte Profistrecken gäbe es in der Region dagegen nicht. Hierfür müsse man in den Bikepark Osternohe oder an Geißkopf fahren, erklärt Wahl.
Besondere Herausforderung Alpen
Wer sein Fahrkönnen und seine Physis testen will, kann sich an Strecken in den europäischen Gebirgen probieren. In Bayern ist der Weg zu den Alpen nie weit. Hier fände man neben steileren und längeren Anstiegen auch fahrtechnische Herausforderungen, erklärt Ingmar Hötschel. Die Schwierigkeit der Strecken steigt dabei meist mit der Höhenlage der Strecke selbst. Hinzukommen die Gefahren, mit denen in den Alpen immer gerechnet werden muss: Steinschlag, Gewitter, verblocktes Gelände oder aussetzende Strecken. Geführte Touren können sinnvoll sein, wenn man sicher in den Alpen unterwegs sein will, so Hötschel weiter. Grundlegende Recherche über die zu fahrenden Touren und die möglichen Herausforderungen sind dabei in Verbindung mit der richtigen Selbsteinschätzung elementar. Alpin Mountainbike fahren biete sich unter dem Strich also nicht für eine schnelle Feierabendrunde, sondern in der Regel eher für eine Tages- oder mindestens Wochenendtour an, erklärt Haggenmiller. Bei der Planung einer länger angelegten Tour hilft ein Verein oder eine Mountainbikegruppe.
Woran erkenne ich, ob eine Strecke für mich geeignet ist?
Vor der eigenen Haustür kann man sich auch einfach ausprobieren. In Gebirgsregionen sollte man recherchieren und das Internet oder Führer zu Rate ziehen. Unbekannte Wege sollten generell mit der nötigen Vorsicht befahren werden, betont Mario Wahl. Aber auch bereits bekannte Strecken können sich verändern, so der Experte weiter. Allgemein sollte man mit dem Mountainbike nur auf Wegen und Pfaden fahren. Ingmar Hötschel erklärt, dass Mountainbiken ein weggebundener Naturspor ist, der abseits von Wegen kaum möglich sei. Ausgebaute Strecken in Bikeparks sind dagegen generell klassifiziert wie zum Beispiel Skiabfahrten. Für Strecken außerhalb spezieller Parks existiert die sogenannte „Single Trail Skala“. Hier werden Trails farblich nach Schwierigkeit koordiniert. Diese Einordnung könne, aber nur in Verbindung mit guter Selbsteinschätzung und Vernunft funktionieren, betonen alle drei Experten. Sollte man sich unsicher fühlen, empfiehlt es sich, immer Vorsicht walten zu lassen und im Zweifel auch mal vom Mountainbike abzusteigen.
Wie wird das E-Bike den Mountainbike-Sport verändern?
Die Unterstützung durch einen Elektromotor öffnet auch weniger trainierten Interessierten die Tür zu längeren und anspruchsvolleren Touren. Gefährlicher sei das Fahren dabei jedoch nicht, berichtet Haggenmiller. Man müsse lediglich neben den allgemeinen technischen Fähigkeiten auch das deutlich höhere Gewicht des Pedelecs einbeziehen, ergänzt Wahl. Problematisch könne es allerdings werden, wenn man durch die Unterstützung des Motors in höheres Gelände kommt, in dem die eigene Fahrtechnik nicht mehr ausreicht, so der Experte weiter. Auch da die E-Bikes rein rechtlich mit normalen Mountainbikes gleichgestellt sind, machen die Experten wenig bis keine Unterscheidungen, erklärt Ingmar Hötschel.
Die richtige Ausstattung
Die richtige Ausstattung an sich gibt es nicht. Sie richtet sich nach verschiedenen grundlegenden Fragen. Wie lange dauert die Tour, welches Wetter ist zu erwarten und wie anspruchsvoll wird das zu befahrende Terrain. Auch Jahreszeit und die eigene Kondition sowie das eigene fahrerische Können sollten beim Packen des eigenen Rucksacks mit einbezogen werden, denn: einen riesigen Rucksack einfach vollzupacken ist keine gute Idee. Mit einem mehrere Kilogramm schweren Gepäckstück lassen sich keine anspruchsvollen Touren fahren, ohne erhebliche Abstriche in der Mobilität und Kondition zu riskieren. Wer mehrere Tage unterwegs ist und auch bei schwindendem Tageslicht noch unterwegs sein will braucht definitiv Beleuchtung und die wichtigsten Werkzeuge und Materialien um Reparaturen an seinem Gefährt vornehmen zu können. Das eigene Bike zu checken – Luftdruck, Kette und Schaltung sowie Abnutzung der Reifen zu überprüfen – kann unschöne Überraschungen auf der Tour verhindern. Wie viel man einpackt, wo und wie viel man fährt: Das sind Fragen, die man sich mit der Zeit selbst beantworten kann.
Tipps und Tricks für Einsteiger und Fortgeschrittene
Wer ganz frisch anfängt, sollte sich zuallererst einmal ein wenig selbst ausprobieren. Wer dann seine Fahrtechniken noch weiter verfeinern will oder nette Mitstreiter sucht, kann sich bei einem Verein anmelden oder bei einer Mountainbikegruppe vorbeischauen. Man nehme jeden mit – und Fahrtipps gebe es gratis oben drauf, scherzt Haggenmiller. Mittelfristig empfehle sich ein Fahrtechnikkurs für Einsteiger, aber auch fortgeschrittene Fahrer können ihr Können noch weiter verbessern, so Haggenmiller weiter. Wichtig ist für Ingmar Hötschel neben dem Spaß am Fahren, aber vor allem der respektvolle Umgang auf und neben der Strecke. Aber auch ohne Gleichgesinnte, Fahrsicherheitstraining und Vereine kann sicher jeder in dem Breitensport ausleben. Das richtige Handwerkszeug für eine erfolgreiche Mountainbike-Karriere kann man sich in Vereinen und Gruppen holen und für den zusätzlichen Adrenalinkick geht es in einen Trailpark. Außerhalb der Parks wird Mountainbike fahren immer eine gute Möglichkeit bleiben Fitness und Sightseeing miteinander zu verbinden.
Volkssport für Naturliebhaber
Mountainbikes gehen mit der Zeit und durch die Einführung des E-Bikes erschlossen sie immer breitere Gesellschaftsgruppen. Und das ist toll für alle Beteiligten, solange die Natur und die anderen Sportenthusiasten geachtet werden. Auch bei Reisen außerhalb von Deutschland und Bayern gilt: Respektieren Sie Ihre Mitsportler – egal ob auf dem Rad oder zu Fuß – und hinterlassen Sie die Natur, so wie Sie sie vorgefunden haben.
Unser Tipp: Probieren Sie es aus und besuchen Sie einen der Vereine in der Region, denn in Bayern und um Regensburg gibt es auf zwei geländegängigen Reifen viel zu entdecken und zu erleben.
Lucas Treffer/ RNRed