Andreas Geipl ist wieder da! Als frisch gebackener Zweitligameister kehrt die Jahn-Legende nach drei Jahren beim 1. FC Heidenheim wieder nach Regensburg zurück und wird den SSV Jahn in der neuen Saison sogar als Kapitän auf das Feld führen. Im exklusiven Interview und pünktlich zum Saisonstart am heutigen Samstag konnten wir den Rückkehrer besser kennenlernen.
Andreas Geipl hat gemeinsam mit dem Jahn schon einiges erlebt. Viele Aufstiege und Erfolge, aber auch Verletzungen und Rückschläge prägten seine Zeit beim SSV. Und nun ist der 31-Jährige in die Domstadt zurückgekehrt. Im exklusiven filter-Interview spricht der 31-Jährige mit uns nicht nur über seine Rolle im Team und wie er sich mit seinem neuen Trainer Joe Enochs versteht, sondern plaudert auch über seine Zeit beim 1. FC Heidenheim, was er an der Stadt Regensburg am meisten vermisst hat und ob er je Zweifel hatte Fußballprofi zu werden.
Andreas, willkommen zurück in Regensburg! Nach drei Jahren in Heidenheim, nach denen du dich sogar Zweitligameister nennen kannst, hast du dich für einen Wechsel zum SSV Jahn entschieden. Fühlt sich der Transfer wie eine Rückkehr in die sportliche Heimat an? Welche Bedeutung hat der Verein für dich?
Der Verein hat eine sehr große Bedeutung für mich, weil ich hier bereits zwischen 2014 und 2020 sechs Jahre gespielt habe. In dieser Zeit ist es für mich wie eine zweite Heimat geworden. Ich habe mich unglaublich wohlgefühlt. Die Rückkehr fühlte sich daher so an, als würde ich wieder nach Hause kommen. Und das spüre ich auch, so wie ich in den ersten Wochen in Regensburg vom Verein, der Mannschaft und den Fans empfangen wurde. Es ist auch einfach eine sehr schöne Stadt. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Nach so vielen Jahren bei einem Verein hast du sicherlich einige bekannte Gesichter, Orte und Plätze wiedergefunden. Was hat dich am meisten gefreut? Was hast du an Regensburg am meisten vermisst?
Am meisten habe ich die Menschen vermisst. Mit Bene Saller hatte ich zum Beispiel auch während meiner Zeit in Heidenheim oft Kontakt. Mit ihm wieder in einer Mannschaft zusammenspielen zu dürfen, darauf habe ich mich sehr gefreut. Aber auch auf die Stadt, die einzelnen Plätze, die Menschen rund um den Verein. Und abends einfach noch einmal rausgehen zu können, gemütlich durch die wunderschöne Stadt zu schlendern, ein Eis zu essen und dabei Leute treffen.
Als Ehemann und Vater ist so eine Veränderung natürlich nicht immer leicht. Welche Rolle hat deine Familie bei deiner Entscheidung gespielt?
Natürlich hat meine Familie auch eine gewisse Rolle gespielt. Von meinen sechs Jahren in Regensburg waren meine Frau und mein ältestes Kind zwei Jahre dabei. Meine Frau hat sich hier ebenfalls sehr wohlgefühlt. Wir haben uns sehr gefreut, dass ich wieder zurückkommen kann.
Jetzt zum Sportlichen: Nach dem Abstieg befindet sich euer Kader im Umbruch und ist mit vielen jungen Talenten gespickt. Du gehörst dagegen mit deinen 31 Jahren zu den erfahrenen Spielern im Kader und wurdest als Führungsspieler verpflichtet. Wie siehst du deine Rolle in der Mannschaft?
Ich sehe mich auf alle Fälle als Führungsspieler und möchte als solcher vorangehen. Meine Erfahrung möchte ich den jungen Spielern mitgeben. Über allem steht jedoch die Leistung. Mit dieser möchte ich vorangehen. Es ist ein Umbruch, eigentlich quasi ein Neuanfang und ich möchte mithelfen, den Verein wiederaufzubauen. Deswegen habe ich mich für den SSV Jahn entschieden. Ich habe damals den Abstieg in die Regionalliga mitgemacht und durfte den Durchmarsch in die 2. Bundesliga miterleben. Ich möchte dabei helfen, den SSV zu stabilisieren.
Andreas Geipl bejubelt das so wichtige 1:0 (2:0) im Relegationsspiel gegen den VFL Wolfsburg II 2016 © Gatzka/SSV Jahn
Die sportlichen Ziele für die kommende Saison
Du sprichst vom Durchmarsch, also den beiden Aufstiegen in die 3. und die 2. Liga, an die sich jeder Jahn-Fan gerne zurückerinnert. Denkst du also schon an den Wiederaufstieg in die 2. Liga oder haben erst einmal andere Ziele Vorrang? Und was sind deine persönlichen Ziele für die kommende Saison?
Es geht zunächst darum, dass wir die Liga annehmen, eine Mannschaft werden, als geschlossene Einheit auftreten und das Jahn-Gen in die neuen Spieler bekommen. Wenn wir das schaffen und gut in die Saison starten, könnten wir eine gute Rolle spielen. Aber das ist vor einer Saison schwierig zu prognostizieren. Meine persönlichen Ziele sind es aber auf jeden Fall, mit Leistung voranzugehen und aktiv daran mitzuwirken, dass wir als eine Einheit auftreten.
Neben dir ist auch dein ehemaliger Trainer Achim Beierlorzer zum SSV Jahn zurückgekehrt, allerdings als Sportdirektor. Präsident Hans Rothammer hat ihn als „Wunschkandidaten“ für diese Position bezeichnet. Wie beurteilst du seine Rolle? Wird er den Verein auf seinem neuen Posten ebenso prägen können wie als Trainer?
Achim weiß genau, was er tut. Als Trainer habe ich ihn sehr geschätzt, weil er eine außergewöhnliche Persönlichkeit ist. Ich finde es klasse, dass er zurück beim Jahn ist. Ich glaube, dass er als Persönlichkeit beim SSV und in der Stadt sehr angesehen ist. Ich bin froh, dass er unser Sportdirektor ist.
Mit Joe Enochs konnte sich der Jahn ja auch einen Trainer mit viel Erfahrung sichern: Wie ist dein Eindruck bisher von ihm? Wie ist euer Verhältnis? Und wie gut passt er mit seinen Ideen zur Philosophie des Vereins?
Als Coach, aber auch als Mensch mag ich ihn sehr gerne. Er hat Erfahrung in der dritten Liga und ist ein guter Typ. Seine Philosophie passt zum SSV. Das, was wir machen wollen, gibt er und macht er mit klaren Anweisungen vor.
Good to be back: Andreas Geipl beim Trainingsauftakt zur anstehenden Saison © Gatzka/SSV Jahn
Andreas Geipl über seine Zeit in Heidenheim
Zum Thema Trainer: Dein ehemaliger Übungsleiter bei Heidenheim war niemand Geringerer als Frank Schmidt, der als wahrer Menschenfänger gilt? Was hebt ihn von anderen Übungsleitern ab? Was hast du von ihm gelernt? Und was traust du ihm und seiner Mannschaft in der 1. Liga zu?
Frank Schmidt hat mit dem Verein viel erreicht. Wenn man sich vor Augen führt, wie lange er schon bei Heidenheim ist. Von der Verbandsliga bis in die Bundesliga. Das können nicht viele Trainer von sich behaupten. Man sieht, dass er kontinuierlich diesen erfolgreichen Weg mitgegangen ist. Frank hat ein gutes Auge und im Training macht er es ebenfalls gut. Ich bin gespannt, wie sie die Mannschaft in der Bundesliga schlagen wird. Wenn sie die Heimstärke aus der vergangenen Spielzeit beibehalten können, haben sie auf jeden Fall eine Chance auf den Klassenerhalt.
Bei besagtem Aufstieg mit dem 1. FC Heidenheim in die 1. Liga hast du allerdings selbst eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Insgesamt 55 Pflichtspiele konntest du von 2019 bis 2023 für den Verein bestreiten. Wie beurteilst du den Wechsel im Nachhinein? Ist alles so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast?
Den Wechsel habe ich damals bewusst gewählt. Ich war in einem Alter, indem ich eine neue Herausforderung ausprobieren und etwas Neues sehen wollte. Deswegen habe ich mich damals für den Wechsel nach Heidenheim entschieden. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung. Ich durfte viel Neues erleben und habe Erfahrung hinzugewonnen. Aber ich bin genauso froh, dass ich jetzt wieder in Regensburg bin und dass der Wechsel funktioniert hat. Ich fühle mich hier daheim und kenne die Abläufe. So wie alles gelaufen ist, bin ich sehr zufrieden.
Jetzt hast du in deiner Karriere bereits einiges erlebt. Viele Aufstiege und Erfolge, aber auch Rückschläge und Verletzungen. Gibt es überhaupt noch neue Dinge für dich zu erleben? Was hast du in deiner Karriere noch vor?
Ich möchte auf alle Fälle so lange wie möglich Profi bleiben und Fußball spielen. Natürlich möchte ich gesund bleiben und mit der aktuellen Mannschaft beim SSV Jahn eine Einheit werden. Der Fokus liegt ganz auf den kommenden Monaten und auf der kommenden Saison.
Andreas Geipl war auch maßgeblich am zweiten Aufstieg beteiligt: Der Neu-Kapitän schoss den Jahn per Elfer gegen Preußen Münster 2017 in die Zweitligarelegation (0:1) © Gatzka/SSV Jahn
Profifußballer statt Bürokaufmann
Neben deiner fußballerischen Ausbildung beim TSV 1860 München hast du ja auch noch eine berufliche Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen. Warst du dir immer sicher eines Tages Fußballprofi zu werden und gut davon leben zu können oder gab es einen Zeitpunkt in deinem Leben, an dem du echte Zweifel daran hattest?
Zweifel hatte ich nie. Bereits mit vier Jahren habe ich gesagt, dass ich Fußballprofi werden will. Die Ausbildung habe ich gemacht, um ein zweites Standbein zu haben. Es gab zwar schon Momente, wo nicht sicher war, ob ich es schaffe, ich habe trotzdem nie daran gezweifelt und wollte es immer schaffen. Dafür habe ich sehr viel getan. Ich bin froh, dass ich letztendlich auch Profi geworden bin.
Deine Fußballkarriere dauert im Idealfall also noch einige Jahre. Doch wie sieht es nach deinem Karriereende aus? Gibt’s schon Pläne für die Zeit nach dem Profifußball? Wo siehst du deinen Lebensmittelpunkt?
Es gibt noch keine konkreten Pläne für meine Zeit nach dem Fußball. Ich habe zwar die Ausbildung zum Bürokaufmann, doch aktuell kann ich mir so etwas noch nicht vorstellen. Mir macht das Arbeiten an der frischen Luft einfach deutlich mehr Freude. Es wäre sicherlich ideal, wenn ich in der Sportbranche eine Aufgabe finden würde. Vielleicht ergibt sich ja auch hier im Verein eine Chance. Mein Lebensmittelpunkt ist aber auf jeden Fall meine Familie. Wir haben immer gesagt, dass wir nach dem Fußball zurück in die Heimat gehen wollen, doch inzwischen könnten wir uns auch vorstellen für immer hier in Regensburg zu bleiben, da wir uns hier einfach sehr heimisch fühlen. Mein ältestes Kind kommt nächstes Jahr in die Schule. Das ist selbstverständlich auch ein Faktor, den man beachten muss. Aber wie schon angedeutet: Es bleibt spannend und offen, was meine Zukunft angeht.
Vielen Dank für deine Zeit alles Gute für die kommende Saison! Am heutigen Samstag startet der SSV Jahn um 14:00 Uhr auch schon in die neue Spielzeit. Und mit der SpVgg Unterhaching steht auch gleich ein richtiges Derby im Jahnstadion an. Das Team vom filter-Magazin wünscht dem Jahn dafür viel Erfolg!
Jonas Zehentner / RNRed