Feiertag für den ESV 1927 Regensburg in der 2. Handball Bundesliga Frauen: Die dezimierten „Bunkerladies“ gewannen am Wochenende mit 25:24 (12:11) bei Titelkandidat Füchse Berlin. Durch den Überraschungscoup überholten die Oberpfälzerinnen die „Spreefüxxe“ und verbesserten sich mit nun 6:4 Punkten auf Rang acht.
Am Samstagabend, den 21. Oktober, konnten sich die Bunkerladies aus Regensburg überraschend gegen die Füchse Berlin durchsetzen. Obwohl einige wichtige Spielerinnen ausfielen, siegte der ESV 1927 Regensburg am Ende knapp gegen den Titelkandidaten.
Schlüsselspielerin Franziska Peter nicht dabei
Neben den Langzeitausfällen Nicole Schiegerl und Anika Bissel fiel beim ESV erneut Schlüsselspielerin Franziska Peter aus. Auch Torhüterin Stephanie Lukau fehlte kurzfristig krankheitsbedingt. Für sie rückte Andrea Poschenrieder nach und Trainer Bernhard Goldbach war froh, dass sich alle weiteren kränkelnden Spielerinnen einsatzbereit gemeldet hatten. Auf der Gegenseite musste Füchse-Trainerin mit Lynn Molenaar und dem dänischen Neuzugang Julie Lilholt ebenfalls auf wichtige Akteure verzichten. In eigener Halle war die international besetzte Truppe aber trotzdem klarer Favorit, zumal Regensburg alle bisherigen vier Partien gegen Berlin klar verloren hatte.
Mit breiter Brust aufs Spielfeld
Nach dem Heimsieg gegen Ex-Bundesligist Buchholz glaubte Goldbach aber an die Chance seines Teams und hatte dies in der Kabine so überzeugend vermittelt, dass der ESV mit breiter Brust auftrat. Im Gegensatz zum letzten Auftritt setzte der Coach auf eine 6:0-Deckung, die auch von Beginn an funktionierte. Nach der 3:1-Führung leisteten sich die Gäste aber zu viele Ballverluste und gerieten mit 3:5 ins Hintertreffen. Nach einer Auszeit fand Regensburg zurück ins Spiel. Torhüterin Joelle Arno agierte stark und die Deckung ließ kaum klare Chancen der Hauptstädterinnenn zu. Im Angriff wurde diszipliniert agiert und Natalia Krupa im Füchse-Tor war kein Faktor. Die ehemalige Regensburgerin wurde in der 23. Minute durch Ela Szott ersetzt. Bei den Bunkerladies konnte sich die eingewechselte Linkshänderin Theresa Lettl mit zwei Rückraumtoren und einem schönen Kreisanspiel in Szene setzen, das Julia Drachsler sicher verwertete. Apropos: Die bisherige Schwäche vom Siebenmeterpunkt war an diesem Abend kein Thema, Carolin Hübner und Marleen Kadenbach demonstrierten – wie auch Michelle Stefes und Leoni Baßiner bei den Füchsen – Strafwürfe aus dem Lehrbuch. Julia Drachsler sorgte nach Kadenbach-Assist für die 12:11-Halbzeitführung.
In der Kabine war allen klar, dass hier heute was gehen würde, es galt nur, die technischen Fehler zu reduzieren. Ohne die vier einfachen Tore aus unnötigen ESV-Ballverlusten wäre Berlin weiter in Rückstand gelegen.
Bunkerladies diszipliniert und effektiv – auch in Unterzahl
Auch nach Wiederanpfiff stand die Regensburger Abwehr hervorragend. Johanna Brennauer netzte nach ihrer Einwechslung zweimal sehenswert ein: Einmal trotz Foul von Linksaußen, das zweite Mal mit frechem Heber beim Gegenstoß. Der ESV nutzte eine Überzahl gut aus und Keeperin Joelle Arno krönte ihre Leistung mit einem Treffer ins verwaiste Berliner Tor. Die junge Regensburger Mannschaft spielte ihrerseits diszipliniert und effektiv in Unterzahl, sodass das Spiel ohne Torhüterin nicht bestraft wurde. In der Offensive scheiterten die Gäste aber nun zu oft an der wieder eingewechselten Krupa. In der 52. Minute tat ein Wechselfehler doppelt weh. In Unterzahl musste Carolin Hübner kurz auf Außen decken und die erfahrene Füchse-Linksaußen stieg ihr beim Absprung auf den Fuß. Die ansonsten guten Unparteiischen zückten die Rote Karte. „Das war schwierig für die Schiris, aber gerade im Vergleich mit dem aktiven Foul gegen Jojo Brennauer einige Minuten zuvor eine viel zu harte Entscheidung“, sagte der ESV-Mannschaftsverantwortliche Robert Torunsky.
Auswärtssieg ausgelassen gefeiert
Aber wie auch schon gegen Buchholz vor zwei Wochen Wochen setzte die Disqualifikation Kräfte frei. Arno parierte im 4:6 freistehend, eindeutig der wichtigste Save im Spiel. In der Schlussphase zeigten die im gesamten Spiel sehr guten Führungsspielerinnen Marleen Kadenbach und Nicole Lederer ihre ganze Klasse. Lederer traf zwei Würfe bei passivem Vorwarnzeichen und Kadenbach (zur Spielerin des Spiels gewählt) stoppte das Momentum Berlins mit einem Hüftwurf. Dann zog nach vorherigem Tor unter Bedrängnis von der 19-jährigen Sophia Peter (58:25) in der Schlussminute Kreisläuferin Sara Mustafic geschickt die Deckung auseinander und Lederer nutzte die Isolation der Verteidigerin zu einem 1:1-Tor zum vorentscheidenden 25:23 (59:07). Berlin gelang noch der Anschlusstreffer, aber die offene Deckung verleitete Regensburg zu keinem Fehler. Unter riesigem Jubel der zahlreich mitgereisten Schlachtenbummler feierten die Bunkerladies ausgelassen den Auswärtssieg. „Endlich konnten wir auch mal gegen die Füchse gewinnen. Das war eine Top-Mannschaftsleistung, ich bin gerade angesichts der Personalsituation wahnsinnig stolz auf die Mädels“, jubelte ESV-Coach Bernhard Goldbach. „Unbeschreiblich, dass die Mädels den Ausfall von Franzi Peter und weiteren Leistungsträgerinnen zum zweiten Mal kompensieren konnten“, zog auch der Sportliche Leiter Robert Torunsky den Hut vor dieser Leistung. „Berlin hat ganz andere Möglichkeiten und Ziele als wir, aber wir haben mit Team- und Kampfgeist verdient die Punkte geholt.“
Weiteres Spitzenspiel steht bevor
Am nächsten Samstag kommt mit Lintfort ein weiteres Spitzenteam in den heimischen „Bunker“ – und die zu Hause noch verlustpunktfreien Bunkerladies haben nach dem ersten Erfolg in der Fremde so richtig Lust auf das Kräftemessen.
ESV 1927 Regensburg:
Tor: Joelle Arno 1, Andrea Poschenrieder
Marleen Kadenbach 6/1, Nicole Lederer 5, Julia Drachsler 3, Johanna Brennauer, Theresa Lettl, Sophia Peter je 2, Carolin Hübner 2/2, Maxie Fuhrmann, Carina Vetter je 1 sowie Sara Mustafic und Annalena Kessler.
ESV 1927 Regensburg / RNRed