Audi hat 2015 auf der IAA das erste vollelektrische Konzeptfahrzeug, den e-tron quattro präsentiert. Inzwischen ziert die Bezeichnung e-tron alle rein elektrischen Audis und seit 2019 auch das SUV. Mit dem Facelift Ende 2022 hat Audi aber nicht nur den Namen auf Q8 e-tron beziehungsweise SQ8 e-tron geändert, sondern auch sonst einiges weiter verbessert.
Audi ist also zu seiner üblichen Nomenklatur zurückgekehrt und mit satten 4,91 Metern Länge ist das SUV natürlich als „Q“ einzuordnen und da größer als der Q6, eben auch mit der Ziffer 8 zu versehen. In der Leistung aufsteigend gibt es dabei den Q8 50 e-tron, den Q8 55 e-tron und SQ8 e-tron und das jeweils auch als Sportback-Version.
Genug der Namen! An einem herrlichen Sommertag – nach gefühlt langer Regenzeit – stand dieses Jahr Mitte August ein neuer Q8 50 e-tron Sportback vor dem Audizentrum Regensburg, geladen und bereit zur Ausfahrt.
Understatement statt protzig
Startknopf gedrückt und nun die Automatik auf D stellen. Dazu hat Audi einen wirklich toll gelungenen Wahlhebel in die Mittelkonsole gebracht. Er ist fix verankert und dient gleichzeitig als Handauflage. Mit dem Finger wird ein seitlicher Hebel gezogen oder gedrückt und wechselt die Gänge. Die Hand da aufzulegen, hat aber noch einen weiteren Sinn: unter dem großen Mittelbildschirm (Map, Radio, Fahrzeugeinstellungen usw.) ist ein weiteres großes Display, auf dem unter anderem die Klimatisierung geregelt wird. Darauf erscheint im Stand zum Zieleintippen aber auch eine sehr große und bequeme Tastatur. Will man während der Fahrt ein Ziel eingeben, so malt man darauf die Buchstaben, da die Tastatur nun nicht mehr eingeblendet wird. Ob das den Blick weniger oft nach unten wandern lässt, bleibt offen, lieber nutzt man da dann doch die Sprachsteuerung, welche im Vergleich zu vielen anderen Anbietern wirklich sehr gut funktioniert. Das Interieur des Fahrgastraumes ist sehr hochwertig verarbeitet und es gibt Audi-typisch eine sehr große Anzahl an Material- und Ausstattungsoptionen. Die Optik der digitalen Instrumente ist wirklich gelungen und ergänzt die Designsprache des Innenraums – und das sagt der Analoginstrumentenliebhaber! Und trotzdem ist das gesamte Arrangement insgesamt eher understatement anstatt protzig zu wirken.
Das gilt auch für die Karosserie. Natürlich ist es ein großes Auto, aber das fällt nicht so wirklich auf. Bei unserem Testwagen kommt dem natürlich auch die abfallende Dachkante des Sportbacks zu Gute, samt nettem Dachspoiler. Neu ist hier auch das den e-trons angehörige Logo auf dem frisch designten Kühlergrill. Auch in der B-Säule finden sich nun einlackiert nochmals Logo und Fahrzeugtyp wieder. Das schöne Äußere wurde mit dem Facelift lediglich zart überarbeitet.
Anders sieht das bei den verborgenen Komponenten aus. Audi verbaut neue Akkus. Im 50er sind dabei 89 kWh netto nutzbar, was laut WLTP-Zyklus für um die 500 Kilometer reichen soll. Beim 55er sind es 106 kWh (gleiche Motoren) mit bis zu 600 Kilometer Reichweite. Im SQ8 sind ebenfalls 109 kWh nutzbar, dieser hat jedoch einen Antriebsmotor mehr und kommt deshalb auch wiederum 100 Kilometer weniger weit als der 55.
Unser 50 hat 340 PS, diese beschleunigen ihn in flotten sechs Sekunden auf 100 km/h. Der 55 hat 408 PS, weil er aus dem größeren Akku mit mehr Zellen mehr Saft auf einmal saugen darf – 5,6 Sekunden auf 100 km/h. Beide regeln bei 200 km/h ab. Beide haben hinten und vorne jeweils einen Motor. Der SQ8 hat hinten zwei Motoren und leistet deshalb 503 PS – 4,5 Sekunden auf 100 km/h und man regelt erst bei 210 km/h ab.
Power auf dem Pedal
Unser 50 hat jedenfalls wirklich sportlich Power auf dem Pedal, die Landstraße macht Laune, das Luftfederfahrwerk ist Herr der Lage, auch wenn es holprig wird oder wir doch etwas flott durch die Kurven räubern. Die Q e-tron sind „Brocken“ und bringen ein Lebendgewicht von 2,6 bis 2,7 Tonnen mit. Dementsprechend werden auch massive Rad-Reifenkombinationen verbaut, denn Gewicht braucht Gummi, um genug Grip zu produzieren. Die Lenkung ist dabei präzise und die Überarbeitung der Vorderradaufhängung trägt absolut positiv zum Handling bei.
Wie gesagt hat der 50 den kleineren Akku. Bei 100 km/h brauchen wir mit etwas Klima 19,5 kW/h, bei 130 km/h sind es schon knapp 30 kW/h. Schuld ist nahezu ausschließlich der Luftwiderstand und damit einhergehende, exponentielle Bedarf an Energie bei steigender Geschwindigkeit. In unserem Magazin motofilter kommt dazu demnächst ein Artikel für Interessierte, die das mal näher beleuchtet nachlesen möchten. In unserem Q8 kommt man bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h knapp 500 Kilometer weit und mit 130 km/h etwas über 400 Kilometer. Passt! Im Stadtverkehr waren wir auch bei etwas über 20 kW/h. Mit entsprechendem Schnelllader ist in circa 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen, wer da nur für 100km nachtanken möchte ist also in wenigen Minuten durch.
Fazit: Einsteigen, losfahren, wohlfühlen! Perfekter Fahrkomfort mit einer sehr einfachen und übersichtlichen Bedienung. Die Preise für den Q8 e-tron beginnen bei 74.400 Euro.
Nick Lengfellner | filterVERLAG