Gerne wird der Caddy als „Einstieg in die Nutzfahrzeugklasse“ beschrieben. Ein kompakter Lastenesel quasi, ideal für Städte mit kleinen Straßen und kurzen Parkboxen. Na wenn das nicht Regensburg ist – historisch schmale Fahrwege und ein Verkehrskonzept, das den Fahrern die Lust und den Besuch im inneren Zirkel komplett austreiben soll. Nicht mit diesem Auto!
Nein, wer hierauf ausweicht und den stattlichen Laderaum für seine Zwecke als passend empfindet, der hat keinen Stress in der Stadt, und erst recht nicht auf dem Land. Wir testen dazu einen Caddy Cargo – dies vorweg, denn es gibt den Caddy auch als Familiennutzfahrzeug, also mit Sitzen und einer damit ungeteilten Fahrgastzelle. Der Cargo hingegen hat vorne zwei Sitze, eine massive Trennwand zum Laderaum und ist hinten damit rein auf Transport ausgelegt.
Viel Platz auf kleinem Raum
Doch zurück zum Merkmal Kompakt – der Caddy ist nur 4,50 Meter lang und auch nur europäische 1,85 Meter breit (Spiegel angeklappt). 16 Zentimeter Bodenfreiheit und gute Böschungswinkel (geringe Überhänge nach den Rädern) zeichnen ihn ebenfalls aus. Rangieren macht hier Spaß, gerade wer Fenster im Heck hat, wird in Fragen Übersicht nichts vermissen, gegebenenfalls auch noch unterstützt durch Hilfssensoren oder sogar eine Rückfahrkamera (wir hatten keine). Der Laderaum ist trotz dieser Abmessungen groß und die Ladefläche misst knapp 1,80 Meter in der Länge und 1,23 Meter beziehungsweise 1,61 Meter Breite. Eine Vespa passt da locker rein und die Anzahl an großen Kisten und Aktenordnern, die er schlucken kann (siehe Foto), wird dann eher durch die Maximalzuladung begrenzt: es sind grob 630 Kilogramm, die eingepackt werden dürfen – Pilot und ggf. Beifahrer inklusive.
Wer noch mehr Volumen Laden will, kann auch einen längeren Radstand wählen, das Fahrzeug wird dann gut 35 Zentimeter länger. Die Ladefläche wächst auf stattliche 2,15 Meter Länge an. Unser Caddy hat, wie man sieht, einen schlichten Metallboden. Wer hier nicht selbst mit Matte o. Ä. schützen will, ordert z. B. für 170 Euro eine mit Gummi beschichtete Ladefläche – auch Holz als Belag bietet VW an. Sechs im Boden verankerte Zurrösen ermöglichen eine gute Fixierung der Ladung – nebst vielen Löchern und Einhakmöglichkeiten an den Seitenwänden. Auch im Innenraum kann zusätzlich für Lademöglichkeiten gesorgt werden, bei uns war z. B. eine optionale Dachgalerie (Ladeschalen) verbaut, dazu gibt es noch Schubladen zu wählen.
Die Ausstattung
Ein Tipp: Wird eine Klimatisierung optioniert, dann am besten gleich mit automatischer Temperaturregelung. Sonst kann man nur am digitalen Regler zwischen warm und kalt (ohne Gradangaben) vielstufig schieben und ebenfalls dazu die Gebläsestufe manuell festsetzen. Das macht über digitale Menüs weniger Spaß. Dies sind wirklich wohl angelegte 350 Euro zusätzlich. VW bietet auch für dieses Fahrzeug eine lange Liste an Fahrassistenzsystemen an, jedem Fahrer sein Gusto! Für eine „Workhorse-Konfiguration“ reichen Abstandssensoren zum Einparken. Hier wird man eher Dachträger oder starke Federn für hinten auswählen oder sich überlegen, ob man lieber Hecktüren oder eine Heckklappe bevorzugt oder eine zusätzliche Schiebetür (maximal mit Breite einer Europalette) auf der linken Seite benötigt – die rechts ist serienmäßig enthalten.
In Serie an Bord ist ein Radio mit einem 8,5 Zoll Touch-Display, wo auch die Fahrzeugdaten wie Verbrauch und Reichweite, Klima oder sonstige Einstellungen gezeigt und bedient werden. Wer ein Navi möchte, bestellt dies optional oder kauft lediglich die „App-Connect“ hinzu, um sein Handy und dessen Apps auf den Touchscreen zu spiegeln.Sitze, Stoßfänger mit Ladeschutz, Steckdosen, Trennwand mit Fenster und Gitter, verstärkte Scharniere, Unterbodenschutz, Standheizung...VW bietet eine wirklich lange Liste an Optionen, um den Transporter individuell möglichst optimal vorzubereiten.Motorseitig bietet VW in Deutschland den Caddy mit einem 2 Liter Diesel mit wahlweise 75 und 90 kW, also 102 und 122 PS an, sowie einem 1,5 Liter Benziner mit 84 kW, also 114 PS. Dazu gibt es Doppelkupplungsgetriebe oder Schaltung. Bei uns war der 75 kW Diesel samt Handschaltung verbaut. Diese macht wirklich Spaß: 6 Gänge, eine gute Kupplung und eine angenehm präzise Schaltkulisse. So soll das sein, denn der Motor samt seinem großen Hubraum zieht einfach wunderbar durch und auch, wenn ein Lastesel sicher mit einer Automatik angenehm zu fahren ist, – die Schaltung passt und ist auch entsprechend (samt schwächerem Motor) um 3.500 Euro günstiger als ein DSG.
Fahrkomfort bei wenig Verbrauch
Bei 100 km/h verbrauchen wir bei unserer Testfahrt damit schmale 4,1 Liter auf 100 Kilometer, bei 130 km/h 5,7 Liter. An Bremsen und Fahrwerk gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil haben wir hier eben den souveränen Fahrkomfort einer Einzelradaufhängung und so ändert sich auch am Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten nichts (173 km/h maximal).
Fazit: Der Caddy Cargo startet bei 27.740,- Euro. Robust, vielseitig und wendig – damit ist er das probate Mittel, um sich von kleinen Straßen und „Verkehrsberuhigung“ nicht beeindrucken zu lassen.
Nick Lengfellner | filterVERLAG