Am Ende gab es Standing Ovations im heimischen Bunker und feiernde Fans, denn damit hatte am Wochenende tatsächlich wohl kaum jemand gerechnet - am wenigsten wahrscheinlich die Rödertal Bienen, Tabellendritter der 2. Handball-Bundesliga. Die Gegner mussten sich den Bunkerladies geschlagen geben, die eine herausragende Mannschaftsleistung abgeliefert haben.
Das war so nicht zu erwarten: Am Samstagabend schlugen die Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg den Tabellendritten HC Rödertal in eigener Halle souverän mit 29:25 (15:11). Durch den Erfolg gegen den Titelkandidaten verbesserten sich die Bunkerladies auf den vierten Tabellenplatz.
Bunkerladies stellten sich auf einen heißen Tanz ein
Der Respekt vor dem Gegner war groß, denn mit Rödertal kam das Team der Stunde mit der Empfehlung von sechs Siegen in Serie in den Bunker. Dazu waren die Bienen von zwei Niederlagen aus der Vorsaison angestachelt. ESV-Coach Bernhard Goldbach hatte sein Team auf einen heißen Tanz eingestellt: Zwei Erfolgserlebnisse zuletzt hatten auch bei den Gastgeberinnen für viel Selbstvertrauen gesorgt, und mit den eigenen Fans im Rücken sollte mutig die Chance gegen den Favoriten von der deutsch-polnischen Grenze gesucht werden. Der ESV startete auch gut und Sophia Peter eröffnete mit einem Schlagwurf den Torreigen. Die Regensburger Deckung stand von Beginn an hervorragend und machte es den Gästen extrem schwer. Die starken HC-Rückraumspielerinnen Julia Mauksch und Lena Smolik konnten sich nicht wie gewohnt durchsetzen, einzig Kreisläuferin Victoria Hasselbusch war ein ständiger Unruheherd.
Gute Deckungsleistung war entscheidend
Im Angriff spielten die Oberpfälzerinnen gegen die unangenehme 5:1-Deckung häufig gut die Möglichkeiten raus. Nicole Lederer netzte viermal mit unwiderstehlichen Rückraumwürfen ein und Franziska Peter traf bei ihren fünf Toren im ersten Durchgang aus allen Lagen. Mit Marleen Kadenbach war eine weitere Führungsspielerin ins Aufgebot, in dem neben den Langzeitverletzten weiterhin Torhüterin Stephanie Lukau fehlte, zurückgekehrt. Auch wenn die Ellenbogenverletzung einen Einsatz im Angriff verhinderte, waren die Präsenz in der Abwehr und die zusätzliche Wechselmöglichkeit Gold wert. Die gute Deckungsleistung war auch ausschlaggebend dafür, dass eine achtminütige Torflaute von der 18. bis zur 27. Minute ungestraft blieb. In dieser Phase wurde in bester Absicht, aber zu hektisch versucht, die Mitspielerin in Szene zu setzen. Zwei Treffer von Franzi Peter sorgten aber für eine immer noch respektable 15:11-Pausenführung.
Trainer Bernhard Golbach ist stolz wie Oscar
In der Kabine waren sich alle Beteiligten bewusst, dass Rödertal nach Wiederanpfiff alles versuchen würde, die Partie noch zu drehen. Zwei schnelle Anschlusstreffer unterstrichen dies auch sofort. Dann stand die ESV-Deckung aber wieder richtig gut und Torhüterin Joelle Arno half ihren Vorderleuten mit einigen wichtigen Paraden. Im Angriff sorgten Kreisläuferin Sara Mustafic und Allzweckwaffe Carolin Hübner für wichtige Treffer. Die eingewechselte Theresa Lettl erwischte auf Rechtsaußen einen phänomenalen Tag und erzielte fünf Tore. Die Linkshänderin staubte zunächst nach einem verworfenen Gegenstoß ab und war anschließend so richtig in der Partie. Die mannschaftsinterne Wahl zur „Spielerin des Spiels war die Belohnung. Nach Lettls Treffer zum 20:14 in der 41. Minuten war der Stachel der Bienen gezogen. Zwischenzeitlich führte der ESV mit sechs Treffern und ließ sich den verdienten Start-Ziel-Sieg nicht mehr nehmen. ESV-Coach Bernhard Goldbach war nach dem 29:24-Sieg überglücklich: „Ich bin megastolz auf die Mädels, die mit ihrer leidenschaftlichen Abwehrarbeit diesen starken Gegner niedergekämpft haben. Das waren heute wichtige Bonuspunkte für den Klassenerhalt.“ Die „wunderschöne Momentaufnahme“ des vierten Tabellenplatzes war für den Sportlichen Leiter Robert Torunsky „die Kirsche auf der Sahne eines tollen Handballabends“. Der dritte Sieg in Serie, noch dazu gegen ein Spitzenteam, dokumentiert die tolle Entwicklung: Die junge, mit viel Leidenschaft und Spielfreude agierende Mannschaft, begeisterte die Zuschauer im wieder einmal sehr stimmungsvollen Bunker und erhielt zurecht Standing Ovations.
ESV 1927 Regensburg / RNRed