Die Bunkerladies trafen am Samstag auf die Nordfrauen des TSV Nord Harrislee. Die Anspannung war groß, das Spiel richtungsweisend. Der ESV hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen und so rückten zwei Spielerinnen aus dem Juniorteam nach. Diese überraschten nicht nur mit hervorragenden Leistungen sondern waren maßgeblich am Sieg der Mannschaft beteiligt.
Die Erleichterung bei den Verantwortlichen und Spielerinnen der Zweitliga-Handballerinnen des ESV 1927 Regensburg nach dem 30:23(14:10)-Heimerfolg über den TSV Nord Harrislee war riesig: Die Vorbereitung auf den Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt hatte ESV-Coach Bernhard Goldbach als „einzige Katastrophe“ bezeichnet. Nach der unglücklichen Niederlage in Kirchhof hatten Verletzungen, Erkrankungen und ein Lehrgang der Beachhandball-Nationalmannschaft für eine Mini-Trainingsgruppe gesorgt, im Abschlusstraining ereignete sich dann der Super-GAU. Keeperin Joelle Arno zog sich eine schwere Knöchelverletzung zu und das Team stand ohne ihre beiden etatmäßigen Torhüterinnen da. Als dann noch Schlüsselspielerin Franziska Peter das Training mit muskulären Problemen abbrechen musste, war der weiß-blaue Himmel über Regensburg von pechschwarzen Wolken verhangen und die Aussichten für das wichtige Kräftemessen mit den Bunkerladies entsprechend.
Grandiose Leistung von Annalena Kessler und Andrea Poschenrieder
Das Team hatte sich aber vorgenommen, für die zahlreichen Verletzten zu spielen. Und wohl dem, der im Juniorteam starke Torhüterinnen hat: Andrea Poschenrieder und Theresa Stahl bildeten das Duo zwischen den Pfosten. Beim Aufwärmen gab glücklicherweise Franzi Peter grünes Licht für einen Einsatz, bei ihrer grippegeplagten Schwester Sophia reichte es allerdings noch nicht. Beide Mannschaften setzten in der Anfangsphase in der Deckung Akzente: Die Bunkerladies störten die Nordfrauen mit einer 5:1-Deckung empfindlich, die konterten auf der Gegenseite mit sehr aggressiven Halbverteidigerinnen und vielen Stoppfouls. Für den ersten Treffer der Partie sorgte Annalena Kessler aus schwierigem Winkel: Es sollte der Abend der ESV-Rechtsaußen werden, die am Ende sensationelle elf Tore bei nur zwölf Versuchen aufwies. Die Konkurrenz um den Titel „Spielerin des Spiels“ war groß, denn auch Carolin Hübner und Carina Vetter durften aus einem starken Kollektiv heraus Ansprüche anmelden: Andrea Poschenrieder fand bei ihrem Zweitliga-Debüt in der Start-Sieben super ins Spiel und konnte unter anderem zwei Strafwürfe parieren. Mit den drei vergebenen Strafwürfen im ersten Durchgang haderte auch TSV-Trainer Hendryk Jänicke, der mitansehen musste, wie sein Team ausgerechnet in Überzahl abreißen lassen musste. Die Regensburgerinnen schwammen sich zum Ende des ersten Durchgangs frei: Der einzige Kessler-Fehlwurf des Abends kurz vor der Pausensirene wurde dann auch noch zum Assist, als Kreisläuferin Sara Mustafic den Abpraller einsammelte und zum 14:10-Halbzeistand abstaubte.
Bunkerladies brillierten auch in der zweiten Halbzeit
Nach dem Seitenwechsel rechnete der ESV mit einem Ansturm der Nordfrauen, doch die 5:1-Deckung in Kombination mit der glänzenden Poschenrieder (14/2) verteidigte das eigene Gehäuse genauso vehement wie geschickt. Das 20:11 durch Marleen Kadenbach in der 38. Minute war schon so etwas wie die Vorentscheidung. Ein paar zu ambitionierte Pässe zu viel sorgten aber dafür, dass der Vorsprung bis zur 43. Minute auf 21:16 zusammengeschmolzen war. Dann begannen aber die Kessler-Festspiele: Die 21-Jährige verlängerte eigenmächtig ihren Geburtstag um einen Tag und zeichnete für die nächsten sechs Tore verantwortlich. Besonders spektakulär waren dabei die Assists von Spielmacherin Maxie Fuhrmann, aber auch Franzi Peter legte – freilich nicht bei 100 Prozent ihres Leistungsvermögens – einige schöne Bälle auf. Die letzten beiden Tore gingen auf das Konto von Kesslers Pendant am linken Flügel Johanna Brennauer.
Allen Widrigkeiten zum Trotz
ESV-Coach Bernhard Goldbach war nach dem Schlusspfiff überglücklich und sehr stolz auf seine Truppe, die allen Widrigkeiten getrotzt hatte: „Die Mädels haben sensationell verteidigt und Poschi hat im Tor einen fantastischen Job gemacht. Die Moral des Teams ist nicht zu toppen.“ Auch dem Sportlichen Leiter Robert Torunsky waren Felsbrocken von den Schultern abgefallen: „Wie die Mannschaft den Widrigkeiten getrotzt hat, ist bemerkenswert. Ich freue mich auch sehr darüber, wie gut die Kooperation mit dem Bunkerladies-Juniorteam greift und wie aktuelle und ehemalige Spielerinnen zwei Ligen höher performen.“ Durch den bereits fünften Sieg im sechsten Heimspiel verteidigten die Oberpfälzerinnen den sechsten Platz. Letztes Spiel des Jahres
Am kommenden Samstag, 16. Dezember um 18.30 Uhr beenden die Bunkerladies das Handballjahr 2023 mit dem Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister HC Leipzig.
ESV 1927 Regensburg / RNRed