Der A6 Avant quattro war mein erstes Traumauto, stolz wie Oskar, damals mit 243.000 km erworben, 2.8 V6, 174 PS, unkaputtbar. Umso mehr freuen wir uns heute auf den Test mit seinem knapp 30 Jahre jüngeren Ur-Ur-Ur-Enkel – den A6 Allroad 45 TDI. Mit seinem V6-Diesel, 245 PS und innovativen Design verspricht dieser Fahrspaß und Luxus.
Wir testen heute den A6 Allroad 45 TDI. Von meinem ersten Traumauto, dem A6 Avant quattro, bis heute hat sich einiges getan. Bis 1994 hieß die Mittelklasse Audi 100. Dann führte Audi das A ein – hier A6. Die damalige Generation C4 wurde weiter bis 1997 als Facelift gebaut, es folgte C5, C6, C7 und seit 2018 C8, zu der unser heutiges Fahrzeug, der A6 Allroad 45 TDI gehört.
Gut 200.000 km weniger gelaufen hat unser junger Gebrauchter, den wir beim Autohaus Bierschneider zur Testfahrt abholen. Optisch wunderschön, außen ohne Gebrauchsspuren: „Florettsilber“ mit kontrastierenden, schwarzen Allroad-Kunststoffelementen. In dieser Farbkombination erkennt man die vielen kleinen und durchgestylten Elemente und auch die Linienführung der Karosserie samt Sicken und Kanten tritt markant zu Tage. Gut designed! Auch wenn schwarz in Deutschland weiterhin die dominante Farbe ist, so verschluckt sie doch so viel, während hier alles durch Schatten und Kontraste betont wird. Damit zeigt sich auch die wohlgeformte Heckpartie mit den breiteren Backen, die mit der Generation C8 erstmalig nicht nur den Sportmodellen vorbehalten sind. Die „Hüften“ beginnen jetzt schon mitten der hinteren Türen.
„Audis Quattro ist legendär“
Und da sind wir eh schon beim Antrieb: Allroad. Wie wir alle wissen, fuhr Audi damit schon 1985 die Skisprungschanze Pitkävuori im finnischen Kaipola hinauf 😉. Vorsprung durch Technik. Wirkt. Audis Quattro ist legendär und auch wenn Audi je nach Fahrzeugtyp differenziert, so wird trotzdem bei allen radselektiv gesteuert und bevor die nun leichteren kurveninneren Räder rutschen selbige leicht angebremst: es geht dynamisch aber neutral durch die Kurve. Dazu gibt es im A6 ein mechanisches selbstsperrendes Mittendifferential, das zudem während normaler Fahrt 60 % (maximal 85 Prozent) des Antriebsmomentes nach hinten abgibt und 40 % nach vorne. Bei uns ist sogar eine 7-Gang S-Tronic verbaut und bei diesem Doppelkupplungsgetriebe wird hingegen bei moderater Fahrt aus effizienzgründen zu 100 % vorne angetrieben und der Quattro nur im Bedarfsfall zugeschalten.
In 6,6 Sekunden auf 100 km/h
Dieses Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst wird von einem herrlich summenden Diesel orchestriert. Die Nomoklatur verrät es nicht, aber seien Sie versichert: im 45 TDI werkt seit 2020 ein V6 mit 24 Ventilen und der besten Hubraumreihe, dem 3 Liter. Und wo gefühlt Jahrzehnte schon die ausgereiften 231 PS erzeugt wurden, sind es nun 245. Turbo, versteht sich, und der drückt schon 500 NM ab 1.500 U/min. Und wie das eben bei den Dieseln so ist, endet der maximal heftige Durchzug etwas früher, hier bei 4.750 U/min wo begrenzt wird. In 6,6 Sekunden geht es damit auf 100 km/h und die gut zwei Tonnen können solide bis zur abgeregelten Maximalgeschwindigkeit von 250 km/h weiterbeschleunigt werden. Wo Kraft ist, will auch Kraftstoff verbraucht werden und wir messen bei 130 km/h auf ebener Strecke absolut schlanke 6,2 Liter pro 100 Kilometer. Ein fantastisches Triebwerk eben.
Damit man elegant auf weniger gutbefestigten Wegen unterwegs sein kann, ist das Fahrwerk in der Höhe vierstufig verstellbar und erreicht im Maximum knapp 21 cm Bodenfreiheit, für die Autobahn senkt man es zudem weiter ab als ein Standardfahrwerk – das schafft Effizienz und vor allem schwerpunktbedingt etwas Extradynamik.
Luxus und Funktionalität vereint
Innen ist der Audi A6 luxuriös: Leder kombiniert mit Alcantarasitzflächen (heißt hier Dinamica), schöne Ziernähte an allen Applikationen und viele Displays. In der Mittelkonsole steuert eines davon alles was mit Temperatur zu tun hat, vom Sitz bis zur Belüftung, anschaulich und einfach zu bedienen. Es ist schön, dieser wichtigen Funktionalität so viel Raum eingeräumt zu haben, gerade wenn es eben stark nach oben oder unten mit den Außentemperaturen geht und der Autoaufenthalt zum Genuss wird. Darüber ist das Infotainmentcenter zuständig für Navigation, Radio und Co. Die Instrumente unseres Testers sind analog – ein echter Zeiger - bald sicher bei allen weggespart und vielleicht allenfalls noch als teure Option zu kaufen.
Ansonsten setzt Audi im Interieur das derzeitige Polygondesign weiter stringent um, Karosserie und Innenraum ergänzen sich harmonisch. Unser Testfahrzeug verfügt derweil noch über viele Assistenzen, 360 Grad Kamera, ein schönes großes Panoramadach (macht in den Alpen wirklich Spaß), DAB, vieles mehr an konfigurierbarer Zusatzausstattung und kann 1.680 Liter maximal zuladen. Und da es einfach derzeit gefühlt mehr dunkel als hell ist, ist das verbaute Matrix-LED-Licht ein wirklich gutes Feature und ein deutliches Upgrade zu herkömmlichen Scheinwerfern: Fernlicht bleibt an, entgegenkommender Verkehr wird ausgespart, alles Licht für mich!
Der Neupreis dieses 2021er Allroad (Südhang, Premier Cru) war 83.605,- Euro. Mit 45.000 km stehen 47.950,- zu buche.
Auto: Autohaus Bierschneider
Pilot: Nick Lengfellner
Nick Lengfellner | filterVERLAG