Autotest: Seat Ibiza

Höher, schneller, breiter? Kann man(n) machen, muss aber nicht! Im Gegenteil, schnell in die Stadt cruisen, keine Angst vor engen Parklücken mit hohem Beulenrisiko? Das Ganze auch noch mit Komfort, Style und umweltgerech¬tem Verbrauch, ohne gleich Ladesäulenknecht zu werden? Welcome Seat Ibiza.

SEAT. 1984 gab es noch Kante. Eckige, aber eigenständige Designs (z.B. Ibiza Sportline) prägten die Märkte. Heute erstrahlt der Ibiza ebenfalls wieder mit einer formschlüssigen Linienführung und vielen herausgearbeiteten Designelementen (z.B. die Spiegel), die ihn herausheben. Strahlend und frühsommerlich ist auch das Wetter – Ibiza eben - den Tester holen wir bei gut 25 Grad im Autohaus Bierschneider ab.

Die fünfte und aktuelle Ibiza-Generation (Facelift 2021) ist nun ebenfalls mit modernster VW-Konzern Technik unterwegs und nutzt die aktuelle MQB-A0-Basis, die auch die Technikgeschwister Fabia, A1 und der Polo nutzen. Und das merkt man! Alles, was das elektronische Interieur betrifft, ist wirklich bestens: selbst als Fan analoger Instrumente ist hier neidlos anzuerkennen.SO soll und kann das aussehen. Nicht gepimpt, nicht überladen – keine Pixel erkennbar, also hochauflösend. Das Design der Anzeige ist hervorragend gelungen: kleine Schattierungen, dezenteste Verläufe, perfekt in der Form eingepasst – man muss mehrmals hinsehen, um zu erkennen, ob hier ein schöner analoger Tacho oder ein großes Display arbeitet. Auf dem Multifunktionslenkrad rolliert man einfach und intuitiv die Menus durch – mit Tipptasten und Scrollrad. VW hat, dem Ibizagott sei Dank, seine Wischtasten hier nicht eingebracht! Ebenso stylish (gerade in unserer Ausstattungsversion) sind die farblich steuerbaren Luftdüsen, die Oberfläche des Armaturenbretts mit Netzstruktur oder dessen kontrastierende Einlage in der Mitte. Alles ist wertig, modern und passt gut zusammen. Wer will, kann auch in den Optionen vom Ledersportsitz über andere Features noch einiges im Innenraum individualisieren.

Fahrkomfort statt Fahrgeräusche

Einzig die Ziffern des digitalen Temperaturdisplays fallen hier noch ein bisschen aus der Moderne. Geschenkt, funktioniert doch die Klimaautomatik an diesem heißen Sommertag ausnehmend perfekt. Hier ist kein Nachjustieren nötig, die Lüftung säuselt leise und unmerklich. Auch der dunklere Lack erhitzt, dank guter Wärme- und Geräuschdämmung, den Innenraum nicht. Und auch hier gilt wieder: nein, Sie müssen in kein Menu und keine Touchflächen drücken oder reiben, um die Temperatur zu ändern: Fahrer und Beifahrer haben einfach einen Drehknopf. Danke. Auch dies trägt zum Fahrkomfort bei. Ebenfalls löblich: leise, gutes Fahrwerk, präzise Handschaltung, direkte Lenkung. Fahrgeräusche – nein! Das Design ist eben auch windschnittig.

Und da kommen wir auch schon zum Ver¬brauch: wenig Widerstand, kleine Karosserie, leicht und ein Top-Motor. 3,6 Liter bei 100 km/h. Und dabei waren wir der Erstbefahrer, sprich der Motor trägt überall noch ein paar Rauhheiten ab, vom Getriebe hin zu allen Flächen, wo eben Metall mit Ölfilm auf Metall läuft. Die innere Reibung sinkt also noch ein bisschen und damit auch der Verbrauch. Die Klima war übrigens auch noch an! Wie wir also alle sehen: Autos mit wenig Verbrauch und nur einer Tonne Gewicht zu bauen, wäre kein Thema, es liegt eher an uns selbst und dem, was wir den Autoherstellern über unsere Wünsche und das einhergehende Kaufverhalten diktieren. Aber leider ist an einem 8-Zylinder 7er BMW oder einem Cayenne eben auch mehr verdient (Anschaffung und Aftersales!).

In unserem Ibiza ist ein feiner 3-Zylinder mit 1.0 Liter Hubraum verbaut, turbobeatmet. Er leistet 95 PS und schafft maximale 186 km/h. Überholen auf der Landstraße? Kein Problem, nach Kelheim gibt es da einiges zu tun (Lkws) und das maximale Drehmoment liegt dank des Laders eben schon bei niedrigen 2000 U/min an. Wer beim Beschleunigen dabei flott vom Gas geht, hört dabei das lautstarke Ablassen des Überdrucks durch das Wastegateventil – ganz wie die Großen. Er hat wirklich absolut ausreichend Power für den Alltag – und auch mehr als genug für längere Strecken. Wer meint, keinen Motorsound zu bekommen, irrt. Sonor, im untertourigen Bereich sogar etwas viel Bass und ansonsten kernig, aber eben ruhig und im braven, konstanten Fahrbe¬trieb schlicht nicht zu hören.

Der tägliche Einsatz: 406 cm lang, 178 cm breit. Die Stadt und kleine Parkplätze sind kein Thema. Wer zuladen möchte, hat im Kofferraum 355 Liter (kleine Ladekante). Teilt man die Sitzbank (Entriegelung per Knopfdruck an der Lehne) oder klappt sie ganz um, so sind 1165 Liter an Volumen nutzbar.

Preis und Fazit zum Seat Ibiza

Preis: Es beginnt mit der Ausstattungslinie „Reference“. Dies hat viel an Bord, u. a. Einparksensoren, Verkehrszeichenerkennung, Multifunktionslenkrad, Spurhalteassistent, Kollisionsschutz oder Touchscreen für 19.470Euro. Ab „Style“ – 21.860 Euro - ist dann u.a. eine Klimaanlage dabei. Unsere sehr wertige „Style Edition“ zeigte sich als sehr komplette Ausstattungslinie und beginnt mit unserem 95 PS-Motor bei 24.250 Euro. Darüber gibt es noch 3 weitere Pakete bis hin zur „FR Black Edition“ mit 150 PS, viel Luxus und einem Preis von 31.055 Euro – für eingefleischte Ibiza Fans.

Fazit: Optisch und haptisch Top in allen Details, tolle Fahrdynamik!

Auto: Autohaus Bierschneider