Der Frühling ist da, die Natur erwacht, und die Zeit für Cabrio-Fahrten beginnt – doch die Begeisterung für offene Autos scheint in Deutschland zu schwinden. Eine Analyse von Statista zeigt, dass die Neuzulassungen von Cabrios in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen sind. Doch woran liegt das?
Die Temperaturen steigen, die Natur erblüht und Frühlingsgefühle machen sich breit – endlich beginnt wieder die Zeit im Jahr, in der man das Verdeck nach hinten klappen und sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen lassen kann – it’s Cabrio Time!
Doch kann es sein, dass wir Deutschen mittlerweile eine kühlende Klimaanlage in geschlossenen Fahrzeugen bevorzugen? Eine Auswertung von Statista hat auf Grundlage der Daten des Kraftfahrtbundesamts (KBA) tatsächlich einen Rückgang von Cabrio-Neuzulassungen festgestellt. Im Jahr 2007 wurden die offenen Autos erstmals im frei zugänglichen Teil der KBA-Statistik ausgewiesen. Damals gab es noch 138.071 Cabrio-Neuzulassungen in Deutschland. Dabei wurden von den Herstellern insgesamt 57 verschiedene Modelle angeboten. Vergleicht man diese Zahl mit den 51.984 Cabrios, die im Jahr 2023 zugelassen wurden, erscheint das geradezu mickrig. Auch die Anzahl unterschiedlicher Modelle ist auf 30 gesunken.
Gerade einmal 1,8 Prozent der insgesamt im Jahr 2023 zugelassenen 2,84 Millionen Pkws waren Cabrios! Die beiden Modelle, die sich trotz sinkender Zahlen noch der größten Beliebtheit erfreuten, waren der Mini mit 10.296 und der VW T-Roc mit 8.449 zugelassenen Fahrzeugen.
© Bigstock_LeonidKos
Wir werden langweiliger und die Zeiten unsicherer
Doch was könnte der Grund für den allgemeinen Rückgang von Cabrios sein? Neben Sicherheitsbedenken aufgrund des fehlenden Schutzraums im Vergleich zu geschlossenen Fahrzeugen, kann auch der Platzmangel im Kofferraum gegen die Anschaffung eines Cabrios sprechen. Allerdings treten diese Nachteile nicht erst seit gestern auf. Kann es also sein, dass wir langweiliger geworden sind und praktische Aspekte über den Spaßfaktor stellen? Denkbar... aber was womöglich aktuell eine größere Rolle spielt, sind wirtschaftliche Gründe. Denn Cabrios sind häufig nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt teurer. Denkt man an einen Wiederverkauf, könnten potenziell höhere Wertverluste Käufer zusätzlich abschrecken. In einer Zeit der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit durch weltweite Krisen und Inflation beschäftigen sich mehr Menschen mit Überlegungen dieser Art.
Was für viele Menschen eine zunehmend größere Rolle spielt, sind Aspekte des Klimaschutzes. Umweltbewusste Käuferinnen oder Käufer könnten dazu neigen, auf energieeffizientere oder auch elektrische Fahrzeuge umzusteigen. Schließlich gibt es keine Cabrios als E-Modell – oder etwa doch?
Es gibt sie – die E-Cabrios
Tatsächlich gibt es sie, die Cabrios, die mit elektrischem Antrieb fahren – obwohl die Auswahl im Vergleich zu anderen Fahrzeugtypen eher gering ist. Grund dafür ist, dass sich die Automobilindustrie verstärkt auf die Elektrifizierung von SUVs und Limousinen konzentriert. Einige Hersteller bieten aber durchaus elektrische Cabriolets an – einige stecken noch in der Planungsphase.
Ein Beispiel für ein E-Modell ist der Smart EQ Fortwo Cabrio. Dieses kleine Stadtauto kombiniert die Vorteile eines Cabriolets mit der Effizienz eines Elektroantriebs. Das macht ihn nicht nur für urbane Umgebungen, sondern auch für romantische Überlandfahrten im Frühling ideal.
Ein weiteres interessantes Modell, obwohl nicht als reines Cabrio klassifiziert, ist der Tesla Roadster. Er sorgt als Elektro-Sportwagen mit abnehmbarem Dachteil für ein Cabrio-ähnliches Feeling.
Tesla hat zudem eine neue Version des Roadsters angekündigt, die verspricht, in puncto Leistung und Reichweite neue Maßstäbe zu setzen. Ein Argument, das mit Sicherheit den ein oder anderen Skeptiker zum Umstieg bewegen könnte. Diese Markteinführung steht allerdings im Moment noch aus.
© Bigstock_gstockstudio
Wird es ein Cabrio-Comeback geben?
Obwohl die Kombi aus Elektroantrieb und „oben ohne“-Fahrgefühl aktuell noch rar gesät ist, kann es durchaus sein, dass mit fortschreitendem Übergang zur Elektromobilität auch mehr Elektro-Cabrios auf den Markt kommen werden. Also nicht nur Fahren „oben ohne“, sondern auch ohne den Geruch von Treibstoff in der Nase. Neben einer verbesserten Elektrifizierung könnten auch technischen Innovationen zu einer erhöhten Sicherheit und mehr Komfort führen und das Cabrio so für eine breitere Käuferschicht attraktiv machen.
Es hängt also stark von den Prioritäten und Präferenzen der Käuferinnen und Käufer sowie der Entwicklung der Automobilindustrie ab, ob die Zahl der Cabrios, die auf deutschen Straßen durch die Landschaft gleiten, weiter abnimmt. Ein Cabrio-Comeback? Ungewiss.
So bleibt uns im Moment nichts anderes übrig, als uns wehmütig an die glanzvollen Tage zu erinnern, als dieses ikonische Fahrzeug über die Leinwände flimmerte und in unzähligen Filmen das Sinnbild von Freiheit, Abenteuer und Lebensfreude darstellte. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftig wieder mehr Menschen das Gefühl für sich entdecken, mit geöffnetem Verdeck an Feldern und Wiesen vorbeizufahren und im wehenden Fahrtwind „Life is a Highway“ oder „Born to be Wild“ aufzudrehen.
Viva el Cabrio!
Marina Triebswetter | filter Redaktion