2022 brachte Harley seine Nightster auf den Markt, als Nachfolge der Einstiegs-Sportster und damit preislich eine Spur unter der Sportster S die wir im filter Nr. 226 vorgestellt haben. Von „Einstieg“ ist hier aber wenig zu merken – let´s ride!
Perfektes Motorradwetter, 25 Grad, blauer Himmel und keine Blätter auf der Straße. Und schon beim rumrangieren bei Lion Motors Regensburg wird klar: hier gibt es „easy handling“. Gewicht sparen und den Schwerpunkt so weit nach unten legen wie möglich war die Aufgabe. Dafür wird sogar der Tank unter die Sitzbank gelegt und der Retro-Tropfentank vor dem Fahrer wird zur Air-box. Drei Fahrmodi bringen uns sicher aus der Stadt. Dabei regelt das Rider Safety Enhancement System unter anderem Traktion, blockierfreies Bremsen, Schleppmoment und mögliche Leistungsabgabe. Der Wetmode regelt früh ab, und ist bei Nässe einfach ein perfekter Helfer, das konnten wir ausgiebig im letzten Nassen Herbst bei der großen Schwester Sportster S testen.
Einen Überblick über den Nighster
Heute empfiehlt sich in der Stadt eher der Strecken modus mit einer etwas braveren Gasannahme: bei einem halben Millimeter Drehung sitzt man dem Vordermann nicht gleich im Nacken weil das Bike losspringt. Wer jedoch obig aufgezählte Systeme weit reduzieren will, der nimmt dann S für Sport und lässt die Zügel los. Rechts werden neben dem Gasgriff die Modi mit eigenem Druckknopf flux durchgeschalten und am Tacho der benutzte angezeigt. Dort findet sich auch die Tankanzeige und mit dem Wahlschalter unter der Hupentaste werden Drehzahlmesser, Kilometer, Uhr und Restreichweite rolliert. Simpel, alles gut ablesbar, minimalistisch und passt genau ins Konzept. Den Ausblick nach vorne stört nichts, alles ist fast filigran angelegt, es gibt nur die Straße.
© Nick Lengfellner
Fazit vom Selbstest
Auf der Kurvenstrecke Richtung Falkenstein gibt es dann den S Modus und wahrlich: Sie geht brachial. Und dies bei wirklich so neutral-einfachem Handling. Guter Geradeauslauf zum entspannten Crui sen und Agilität in der Kurve – sie kann beides. Und deshalb ist Sie für uns auch kein „Einstiegsbike“, sie ist ein komplett eigenständiges Sportgerät, präzise und mit massig Power. Der Hub wurde auf 975 ccm gekürzt (von 1050). Da bei wurde ein flüssiggekühlter Revolution Max Motor verbaut: besonders viel Drehmoment schon im Drehzahlkeller aber ab 4000 U/min geht es mächtig zur Sache. Einspritzung, eine satte Verdichtung von 13:1 und eben viel Leistung benötigen den massiven Kühler. Der mit 60 Grad angelegt V-Twin leistet 89 PS bei 7500 U/min und 95 NM Drehmoment. Das gewichtsoptimierte Setup mit seinen schlankeren 19 Zoll Felgen vorne und den 16ern hinten lässt eben eine eigene Fahrdynamik entstehen. Easy to ride! Schaltarm wer bummeln will, knackig sportlich wer am Hahn zieht (gerade im S-Modus). Zum Vorgängermodell wurden hier 31 kg abgespeckt, es verbleiben 221 kg. Das gelang auch weil der Motor ein tragendes Teil wurde und man damit den Rahmen anders aufbauen kann.
© Nick Lengfellner
Die Dämpfung der 41mm-Showa-Federgabel ist passend und souverain, bei den hinteren, außen liegenden Federbeinen, kann die Vorspannung ein gestellt werden. Die Brembos packen gut zu. Auch, dass vorne nur eine Bremssscheibe (damit leichter) verbaut ist, reicht völlig aus – außer die Rennstrecke ruft. Für die Straßenhatz sind die voll einstell baren Hebel samt der wirklich feinen Dosierbarkeit der Bremse äußerst angenehm zu fahren. Die Nighster wird von Harley auch als „Instrument of Expression“ dargestellt – das heisst Customizing wird groß geschrieben. Schon bei Verkaufs start waren zwischenzeitlich 67 Zubehörteile für das Motorrad lieferbar. Von speziellen Fußrasten über andere Motorblenden hin zu Gasgriffen und Windshield, alles kann – aber NICHTS muss – jeder nach seinem Einsatzzweck eben. Preislich liegt die Nighster bei 14.995 Euro, also gut 1.500 unter der Sportster S. Filigraner, dezenter und im Handling easy – eine super „kleine“ Schwester!
Bike: Harley Davidson Regensburg, Lion Motors
Nick Lengfellner / RNRed