Ein schönes Blechkleid, eine heiße Optik, alles blitzt und strahlt! Alles? Nein, da gibt es diesen kleinen gallischen Fleck: die Abgasanlage. Und da eben beim ein oder anderen nicht alle Teile aus Edelstahl bestehen, hat Gevatter Rost seine nicht gerade schützende Hand über Krümmer und Topf ausgebreitet und bringt ein gar herbstlich rot-braunes Kleid zum Ball mit, bevor er später die Fetzen fliegen lässt.
Für den Auto-Enthusiasten geht es dabei meist um die Abgasanlage unter dem Auto und dabei eigentlich eher um das beunruhigende Wissen darum, dass da etwas gammelt – das alleine treibt den ein oder anderen schon zur Weißglut. Bei einem alten 11er, wo der Schalldämpfer quer unter der Stoßstange halb herausschaut, ist es dann schon wirklich störend. Den Jackpot hat aber natürlich der Zweiradfahrer gezogen. Hier ist es viel schlimmer, ist doch oft der Blick auf große Teile der Anlage frei.
Wichtig zu Wissen
Je kleiner und älter (oder sogar „Oldie“) die Fahrzeuge sind, desto weniger wurden eben auch Edelstahlkomponenten verbaut. Wer original bleiben möchte, der rüstet dies auch nicht nach. Dazu kommt oftmals auch das Problem der Reproteile ungenau gefertigt zu sein, teils dann sowieso schon unter Spannung montiert zu werden, sich dann bei Hitze auch noch anders auszudehnen oder Vibrationen unverdünnt weiterzugeben. Edelstahl verhält sich eben anderes als ein flexiblerer Ansaugtrakt aus weichem Eisen. Es kann (!) also auch ganz andere Probleme nach sich ziehen. Also original bleiben? Die Foren sind voll von verlorenen Lifetimestories im Kampf gegen die rot braune Pest. Gerade auch bei Ersatzteilen die nicht vom Hersteller sind, löst sich der Lack oft schon nach wenigen Wochen. Hitze und Feuchtigkeit im Wechselspiel, samt sich dehnenden und schrumpfendem Material beschleunigen den zunächst nur optischen Ruin.
© Nick Lengfellner
Scheitern:
Viele eigene Versuche begannen natürlich mit einer sauberen Rasur des Rostes, dem Abschleifen und dann Auspufflack. Für das Abtragen wird auch gerne die Bohrmaschine/Flex samt diversen Drahtbürstenaufsätzen genommen, denn man kommt gut überall hin und es erscheint bald eine glatte, teils dunkle Oberfläche. Aber aufgepasst – es haut zwar den Rost in Wolken weg aber dabei „verschmilzt“ ein Teil des Rostes am Untergrund und in Poren – das ist das Dunkle! Ein Fehler, wer hier aufhört. Es muss hart nachgeschliffen und möglichst auch die Poren geöffnet werden, bis alles blank ist. Andernfalls wird es sofort oder sehr bald wieder losgehen. Auch Rostumwandler schadet nicht! Gute Ergebnisse ließen sich nur erzielen, wenn das gute Stück sandgestrahlt wurde, bis es absolut rostfrei war. Dazu muss es auch dick genug sein, wie zum Beispiel damals im Mustang-Restobericht unsere Krümmer des V8. Wer dann Auspufflack einbrennt, schafft tatsächlich eine langhaltende Schutzschicht.
Lösung:
Aber wer das nicht kann, wo das Material es nicht hergibt oder wo der Auspuff für 30 Euro einfach den Aufwand des Strahlens nicht wert ist, dem sei hier eine andere, über Jahre erfolgreich getestete Lösung vorgeschlagen. Sie kennen sicher gusseiserne Holz-/Kohleöfen und deren Rohre in den Kamin oder alte Herdplatten aus Metall. Aufgrund der hohen thermischen Belastung rostet es da eben auch schnell und was war und ist das Mittel? Die Ofenschwärze, auch Schwarzpaste genannt. Säubern, einreiben (ist wie Schuhcreme und reicht für viele Quadratmeter!), abreiben, fertig. Unter anderem bilden Paraffine, Kohlenstoff und Grafit eine abschließende Schicht und brennen sich zudem haltbar ein. Je nach Belastung schmiert man alle Zeit mal nach, denn es ist ja auch egal ob es aufgrund eines Kratzers o.ä. worötelt: Abschleifen oder einfach gleich Paste drauf. Einfach, schnell und schön.
Nick Lengfellner / filterVERLAG