Vielleicht sind Sie schon länger Fan und Nutzer einer Marke, vielleicht kaufen Sie das erste Mal Ihr Traumauto oder Sie verstehen sich einfach gut mit Ihrem Autohändler. Mit Glück flattert Ihnen ein Brief ins Haus, der Sie zu einem Ausflug einlädt. Egal, ob Sie dabei Rennluft schnuppern dürfen, mal Autos der Marke quer durchtesten können oder auch mit Ihrem eigenen Fahrzeug an einem Fahrsicherheitstraining teilnehmen sollen – machen Sie es. Es ist das Salz in der Suppe des Autofetischisten.
Dabei gibt es sowohl kostenlose Events als auch solche, bei denen der Kunde zahlen muss. Es gibt Trainings, wo Sie mit Ihrem eigenen Fahrzeug teilnehmen und solche, wo Sie das Material gestellt bekommen und dieses auch artgerecht abnutzen sollen und dürfen. Je sportlicher es wird, umso dankbarer ist Ihr eigenes Baby, nicht teilnehmen zu müssen. Fahren Sie hierfür also auch gegebenenfalls bis nach Timbuktu. Zu unserem Test Zu unserem Test waren wir tatsächlich rein privat eingeladen, aber es gilt den Leser über Herausragendes und emotional besonders Bewegendes zu informieren und anzuregen, es auch selbst zu erleben. Wir waren früher wie gesagt auch bei anderen Marken auf ähnlichen Events. Diese sind für den Ausrichtenden natürlich aufwendig und teuer und Glück dem Händler, dessen Marke dies unterstützt und fördert. Und darin liegt auch das Tolle für alle Beteiligten: es bindet den Fahrer weiter an seine Marke und an das Team vom Autohaus, es schafft sowohl neue Erfahrungen als auch neue Wünsche. Es bleibt ein Erlebnis an das man sich, egal auf welchem Level es stattfindet, ein Leben lang erinnert.
Selbst Fahren
Natürlich ist es dabei ein Zuckerl, wenn Sie Ihr Lieblingsauto flotter bewegen dürfen. Porsche hat sich dazu am beziehungsweise innerhalb des Hockenheimrings vor wenigen Jahren ein „Experience Center“ gebaut. Neben dem modernen Gebäude mit Boxen, Restaurant, Schulungsräumen und Dachterrassen gibt es einen vielfältigen, eigenen Rundkurs – alles natürlich streng abgesperrt vom sonstigen Hockenheimringgelände. Eine Rennstrecke IN der Rennstrecke. Mit allem, was dazugehört, wie fein ist das denn? Das heißt, wenn Sie nach dem Event oben im Restaurant sitzen und alles nochmal Revue passieren lassen, dann schauen Sie dabei unten dem Treiben auf dem Grand Prix Kurs zu und hören – gerade richtig gedämmt – die Fahrzeuge aus den Kehren beschleunigen. Oder Sie gehen auf die Dachterrasse, von der Sie sowohl weite Teile des Hockenheimrings als auch den darin liegenden Porsche-Track überblicken können. Nach erfolgter Anreise und Akkreditierung ist da ein Espresso auf der Terrasse gerade recht, bevor es in die Schulungsräume zum Sicherheitsbriefing geht. Gut aufbereitet und visualisiert hält einer der späteren Fahrinstruktoren eine Einführung zur Fahrdynamik eines Autos. Basics, kurz und knapp und für jedermann verständlich.
Vom Grip hin zur korrekten Sitzposition. Dann geht es auch schon hinaus auf die Strecke. Vier Mann, vier Fahrzeuge. Zwei 911 (992) GTS und zwei Taycan GTS – es ist ein GTS Experience Day. Es folgt eine kurze Fahrzeugeinweisung, soweit nötig, der Funk wird kontrolliert und los geht es. Der Instruktor hat natürlich einen GT3 im Renndesign (den er nicht hergibt). Am Track wurden zur Hilfe am Rand kleine Pylonen aufgestellt, um den Brems- und Scheitelpunkt für die Kurven anzuzeigen – eine hilfreiche Orientierung für die ersten Runden. Diese werden langsam gefahren, eingewöhnen, Popometer eichen und langsam an den Grenzbereich rantasten. Der Instruktor erklärt dabei die jeweiligen Kurven, die optimalen Anfahrten oder wie man wo in die 25 prozentig abfallende Steilkurve (Karussell) eintaucht. Fantastisch, reinbremsen über eine Kante, das Auto wird leicht, taucht ein, der Gurtstraffer zieht merklich an und es geht 180 Grad in entgegen gesetzter Richtung wieder raus, einen Hügel hinauf und scharf links in eine nicht einsehbare Kurve. Es sind diverse solcher Leckerbissen auf der Strecke verteilt, mehrere S-Kurven, auch mit drei Bögen, dazu zwei Geraden, auf denen man auf gut 200 beschleunigt, bevor es maximal in die Bremse geht. Der Elfer klebt am Boden und es ist ein Hochgenuss, dem Instruktor auf den (braven) Fersen zu bleiben. Dabei werden die Positionen der Teilnehmer alle paar Runden getauscht, fällt jemand zurück, wird auf den Geraden gewartet und gesammelt.
Und während die Teilnehmer in den ersten Runden noch die Geraden maximal befeuern, wendet sich das Interesse bald dem wirklich Interessanten zu: Wie komme ich am besten durch die Doppel-S, ab wann fängt das Fahrzeug an, den Grip zu verlieren, wie tauche ich perfekt in die Steilkurve ein? Und deshalb ist es auch egal, ob Sie mit einem Polo oder einem Sportler in einer solchen Veranstaltung sind, es geht darum, das Gespür für ein Fahrzeug und seine Grenzen zu entwickeln – auf sicherem Terrain. „Notgedrungen“ die Grenzen lieber auf kurviger Landstraße im Wald, der Autobahn oder gar der Stadt „erlernen“ kann natürlich auch ein sehr sehr einmaliges Erlebnis werden - ein klares Nein.
© Nick Lengfellner
Taycan GTS
Ein weiteres Zuckerl war natürlich dann noch der Autotausch und Wechsel in den Taycan GTS. 800 kg mehr – also ein Golf 2 mit eingepresst – bei Rennstrecke. Im Vorwärtsdrang kein Unterschied, sogar flotter, in den engen Kurven schmiert er etwas früher über alle vier, aber wenn man jetzt hier schreiben würde, wie erstaunlich gering der Unterschied ist, würde es keiner glauben. Die Gewichtsverteilung und der tiefe Schwerpunkt machen es möglich und da wir eben nicht fortwährend bis ans absolute Limit des Elfers gegangen sind, war es kein Problem, schneller wie ungeübtere Elferpiloten am Track zu sein. Unerwartet. Die vorderen Pneus des Tays waren übrigens deutlich kühler als die des Nachbarelfers am Ende – heiß waren sie natürlich alle. Und so verflog die Zeit viel zu schnell und der abschließende Funkspruch zur Abkühlungsrunde kam ganz klar zu früh. Das gemeinsame Essen und der Erfahrungsaustausch waren dafür dann noch ein perfekter Ausklang.
Unser Tipp
Manche Veranstaltungen sind kostenlos – belästigen Sie Ihr Autohaus oder Ihre Marke. Die Hersteller bieten aber auch verschie denste kostenpflichtige Fahrerlebnisse/Trainings an. Man bekommt dort wirklich viel, denn die Hersteller wissen, dass dies den perfekten Bezug zum Kunden samt Bindung schafft. Je nach Marke und Model beginnen die Preise bei circa 300 Euro (Beispiele: BMW mit M4 399 Euro, VW mit GTE 419 Euro beziehungsweise 659 Euro mit Drift/Dynamic, Audi E-tron 540 Euro). Sehr empfehlenswert, gerade auch mit dem eigenen geliebten Fahrzeug sind – absolut materialschonend – Fahrsicherheitstrainings beim ADAC oder beim AvD. Letztere beginnen ab 150 Euro. Sie werden mehr als überrascht sein!
Motofilter | Nick Lengfellner / RNRed