Bislang bezeichnet VW seine Kombimodelle als „Variant“. Auch wenn wir alle vom Passat reden, ist der Passat eigentlich das Stufenheck und der Passat Variant der Kombi. Nun bringt VW seinen ersten vollelektrischen Kombi auf den Markt – aus Variant wird hier aber nun ganz modern „Tourer“. Passt!
Spätsommer – 22 Grad. Ab in den Bayerischen Wald, ein Mix aus Autobahn, Landstraße und vielen stromfressenden Hügeln. Und wo im Winter die Langläufer sich am „Bretterschachten“ neben dem Arber duellieren, machen wir entspannt das kleine Shooting. Und vorweg: Trotz flottem Autobahnritt (oft über 140 km/h) haben wir bei beginnender Restreichweite von 520 km nach über 200 km Fahrt noch knapp 300 km über. Sauber! Ein braver Langstreckentest könnte die 700 km knacken – obwohl wir den kleinen Akku an Bord hatten.
Moderne Eleganz trifft auf Funktionalität
Optisch ist der ID.7 Tourer sehr modern gezeichnet, repräsentiert aber die Marke viel harmonischer als das der stärker abgegrenzte ID.3 oder ID.4 dies tut. Das Design kaschiert dabei die stattlichen Maße der Karosserie (4,96m x 2,14m – gleich z.B. zu einer Mercedes E-Klasse). Die gesamten Elemente sind jedoch etwas aufwendiger ausgestaltet als z.B. bei einem Passat und im Gesamten auch einen Tick fließender. Das gilt auch für den Innenraum, ein klein wenig „spaciger“ und druckknopf- und schalterfrei. Das Head-Up blendet hier durchaus großzügig relevante Informationen über die Scheibe in den Sichtbereich des Fahrers ein, die Instrumente im Cockpit wurden deshalb in den ID-Reihen deutlich verkleinert. Hier ist lediglich ein schmales Display vor dem Fahrer geblieben. Groß abzulesen ist nur der Speed, klein sieht man dann noch die Restreichweite und ein paar Symbole (für z.B. Fahrstufe, Assistenten oder Außentemperatur). Tank, Öldruck, Drehzahl – obsolet. Es entsteht ein größeres Raumgefühl, unterbrochen nur durch das mittige, riesige 38 cm Touchdisplay, das in der Basisausstattung über das Handy z.B. als Navi genutzt wird und ansonsten eben alle Menüs steuert.
Stauraum bietet der ID.7 Tourer standesgemäß: 1.714 Liter sind es bei umgeklappter Rückbank und 605 Liter, wenn hinten mit aktivierter Cargo-Stellung gesessen wird. Durch seine knapp 5 Meter Länge haben übrigens auch die Fondpassagiere sehr viel Platz! Anhängerkupplung (knapp 1.000 Euro): Bis zu 1,2 Tonnen darf er ziehen.
Für jeden Bedarf die richtige Wahl
Den ID.7 gibt es leistungsseitig in zwei Varianten. Dabei haben der Pro (2.195 kg) und der Pro S (2.239 kg) 210 kW (286 PS) und erreichen 100 km/h in 6,6 bzw. 6,7 Sekunden. Den Unterschied bei den Hecktreiblern macht der Akku: Im Pro stehen 77 nutzbare kWh zur Verfügung (bis zu 605 km Reichweite) und im Pro S 86 kWh (bis zu 690 km). Und dann gibt es den allradgetriebenen ID.7 GTX (2.339 kg) mit ebenfalls 86 kWh Akku, aber 250 kW (340 PS) Leistung und knapp 590 km angegebener Reichweite. Dieser beschleunigt mit seinen zwei Motoren in sportlichen 5,5 Sekunden auf 100 km/h. GTX steht dabei generell für die sportlich-getrimmte Variante. Alle regeln bei 180 km/h Maximalgeschwindigkeit ab. An einem Schnelllader können bis zu 175 kW eingespeist werden, von 10 auf 80% geht es damit in einer knappen halben Stunde. Mit Gleichstrom kann mit bis zu 11 kW geladen werden. Unser Test auf ebener Strecke: Wir wären mit unserem Pro bei 100 km/h ca. 620 km weit gekommen, mit 130 km/h Geschwindigkeit 450 km, jeweils ohne Klima (die benötigt pro Std. ein knappes kW dazu). Ja, der zunehmende Fahrtwind macht den massiven Unterschied.
Wer das Assistenzpaket „IQ.DRIVE“ für knapp 1.500 Euro dazu bucht, dem wird das Fahrzeug unter anderem auch automatisch ein- und ausgeparkt. Einmal vorgemacht, speichert sich der ID.7 dann, wie er in seinen Platz einparkt und erledigt das dann in des Fahrers Anwesenheit (auch fernbedient!) selbstständig – sprich: Sie gehen vor die enge Garage und er fährt heraus oder eben hinein – die Türen freuen sich! Automatisches Ein- und Ausparken in Lücken längs der Fahrbahn ist u.a. ebenfalls dabei. Hier freuen sich dann die Felgen.
Den neuen ID.7 Tourer kann man in der Pro Version ab 54.795 Euro fahren. Die Pro S Version startet bei 59.785 Euro und die GTX Version bei 63.955 Euro. Die Basisausstattung umfasst dabei schon Features wie Multifunktionslenkrad, beheizte Vordersitze, automatische Distanzregelung, Spurhalte-/Spurwechselassistenz, Head-Up-Display, Verkehrszeichenerkennung, DAB+, Klima, Rückfahrkamera, Touchdisplay u.v.m. IDA, die fast noch neue Sprachassistenz, ist auch an Bord und hilft bei Telefon, Navi oder allem was mit der Klimatisierung zu tun hat. Kalte Füße? Anmerken und es wird geholfen!
Als Gimmick gibt es dabei noch eine Wellness-In-Car-App, die Ambientebeleuchtung, Sound und Klimatisierung mit vorkonfigurierten Programmen anpasst – Je nachdem ob der Fahrer beruhigt oder aufgeweckt werden möchte. Wer eine höhere Ausstattung optioniert, bekommt dabei auch noch u.a. eine Druckpunktmassage und Sitzklimatisierung. Die 40 Minuten stehend im Stau auf der Autobahn bei der Heimreise – sehr angenehm! Fazit: Der ID.7 (inkl. Tourer) ist für uns dank seinem Gesamtkonzept und geringem Verbrauch das derzeit in sich stimmigste E-Auto (flache Sportler außen vor).
Auto: VW Zentrum Regensburg
Pilot: Nick Lengfellner
Nick Lengfellner | filterMAGAZIN