Seit 2013 bietet Jaguar den F-Type an. Kompakter und wesentlich dynamischer als sein Vorgänger XK/XKR, sorgte dieses Cabrio samt Coupébruder seit dem Start für wohliges Grinsen bei seinen Liebhabern. Wir haben ihn damals vor genau zehn Jahren (filter 130) vorgestellt und nehmen hier einen gebrauchten noch einmal für den Motofilter zur Ausfahrt mit. Wie es scheint, stellt Jaguar 2024 die Produktion ein - wirklich schade, denn er hat es in sich!
Es ist einer der letzten warmen Tage Mitte Oktober. Aber wie wir alle wissen, ist nach dem Sommer vor dem Sommer, und damit ist zumindest für uns Käufer ein guter Zeitpunkt, Cabrios bei den Händlern abzugreifen. Unseren Tester holen wir bei S&L in Pentling – zwischen Porsches und Ferraris steht die dunkle Katze zur Ausfahrt bereit und befreit sich in wenigen Sekunden vollautomatisch von ihrem Stoffdach. Dass sie das bis 50 km/h im Fahrbetrieb macht, erfreut den Städter. Schwarz/Schwarz mit ebenfalls dunklen 20-Zoll-Felgen: unser Cabrio kommt in der Black Pack Ausstattung. Schwarze Luftauslässe, schwarzer Überrollbügel, schwarzer Kühlergrill und auch das passend dunkle Interieur. Nur die Bremssättel leuchten rot hervor und versprechen sportlichen Spaß. Das lässt auch die Auspuffanlage vermuten: Startknopf gedrückt und ein satter, freier Klang flutet den Hof. Der F-Type zeigt sich übrigens auch bei späterem Warmstart immer kurz dem Publikum, denn die Klappe geht hier immer auf, der Motor arbeitet kurz auf sportlicher Drehzahl – hier bin ich! Let‘s go.
© Nick Lengfellner
Satt, rund und knackig
Und ja, da bleiben wir doch gleich beim Klang. Der Fahrer entscheidet, was er gerade erleben möchte. Ist die Klappe zu, geht es völlig zivilisiert zu. Bei höheren Touren ist er gerade angenehm zu vernehmen, bei solider Marschfahrt – wie beim Reisen – völlig ruhig. Understatement quasi, britisch. Aber wehe, die Klappenanlage wird auf Sport gestellt. Man weiß nicht genau, wie die Konstrukteure es geschafft haben, aber bei 2000 U/ min hört man eher 4000 und bei 4000 dann den Sound eines Supersportlers. Der trompetet nahe am Formel-Sound, ganz zu schweigen, wenn man dann Richtung Begrenzer kurz unter 7000 U/min hochjubelt. Vielleicht wurde ein Engländer, der hinzuschreit, ins Auto verpflanzt, wie auch immer: er ist satt, rund und knackig. Und während beim Runterschalten die über die Lenkradwippen auch manuell steuerbare 8-Gang-Automatik leise und schnell die Gänge wechselt, so ist beim Durchbeschleunigen genau das Gegenteil der Fall. Die Zugkraftunterbrechung wird bei Last von einem hörbaren Knall orchestriert, während im nächsten Gang die Blechbläser am Werk sind. Das macht man besser nur, wo niemand umgefönt werden soll. Der Verbrennerenthusiast ist entzückt! Und das, wohlgemerkt, mit dem V6 an Bord. Lapidare 381 PS bringt das Triebwerk auf die Straße. Turboloch? Nein, denn hier wütet der Kompressor – finest Art! Der Lotus Evora im letzten Motortest hatte ebenfalls ein ähnliches Soundspektakel – wen wundert es, es ist eben nicht turboverhäckselt, sondern quasi PUR und bietet auch satte 460 NM an Drehmoment. Kompressor erfahren ist immer etwas Besonderes und ein eigenes Erlebnis, ist bauartbedingt aber eben eigentlich nur in V-Motoren möglich, weil er da zwischen den Bänken schön Platz hat und der Motor damit flach bleiben kann. Ein Abgaslader arbeitet eben anders. Jaguar bot den F-Type auch mit einem 5-Liter-Kompressor mit bis zu 500 PS an. Kann man machen, muss aber nicht. Unser F beschleunigt seine circa 1600 Kilogramm schließlich in knapp unter fünf Sekunden auf 100 km/h und beendet seinen Vortrieb bei maximal 275 km/h – wo es dem werten Fahrer dann offen eh die Haare vom Scheitel ziehen würde. Bei 130 km/h verbrauchen wir auf ebener Fläche übrigens 9,2 Liter auf 100 Kilometer. Das Fahrwerk unseres Testers lässt für den Cabriozweck keine Wünsche offen, knackig aber keinesfalls eben kompromisslos. Direkt zu steuern, aber eben nicht nervös oder zu agil. Es passt zum Style. Für Ruhe am Platz sorgt natürlich auch der Vierradantrieb, der die Leistung nach der Kurve auf die Straße bringt, ohne Schlupfprobleme zu bekommen. Wer es aggressiver mag, der tippt den Dynamicmode über den Zugschalter neben dem Gangwahlhebel an. Vorwärts!
© Nick Lengfellner
Das richtige Maß an Knopf- und digitaler Steuerung
Innen glänzt schön verarbeitetes Leder an Armaturenträger, Lenkrad und Sitzen. Neben netten Interieur-Details fahren zum Beispiel die Lüftungsdüsen am Dashboard nur bei Bedarf nach oben aus. Ein nettes Gimmick, das wirklich einzigartig ist. Das große Display darunter steuert die üblichen Funktionen und ist mit einfach zu bedienenden Menüs ausgestattet. Jaguar hat hier das richtige Maß an Knopf- und digitaler Steuerung gewahrt. Teuer, aber so geht es halt auch. Die zwei Drehregler für Fahrer- und Beifahrertemperatur haben kleine Digitalanzeigen für die Wunschtemperatur. Drückt man den Regler, so kann man damit die Sitzheizung steuern. Das gefällt, haben doch inzwischen viele Hersteller einfach alles in ein zentrales Display verwurstet, um Knöpfe und vor allem Geld zu sparen. Ladevolumen? Geschenkt. In den Kofferraum passt eben ein mittlerer Koffer und das kleine Schwarze. Und genau dafür ist er gemacht.
© Nick Lengfellner
Übrigens sind in Deutschland in der gesamten Produktionszeit wohl um die 10.000 Fahrzeuge zugelassen worden, Cabrios und Coupes zusammengezählt. Es bleibt damit ein selten gesehenes Auto, das dank seiner Qualität, Aluchassis und seinen fahrdynamischen Eigenschaften auch seinen Wert gut halten wird. Mit gut 37.000 Kilometern kostet der topgepflegte F-Type bei S&L 57.900 Euro, der Neupreis unseres Testfahrzeugs war damals 110.033,24 Euro.
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