Skoda hat seine Fahrzeugpalette um einen weiteren Stromer erweitert: den Elroq. Er zeigt sich bereits in der neuen Designlinie Skodas und ist mit stolzen 4,5 Metern nur 16 cm kleiner als sein Bruder Enyaq. Machen wir doch eine letzte Winterausfahrt bei leichtem Schneefall, Mitte Februar.
Der Enyaq war letztes Jahr auf Platz Nummer zwei in Deutschlands Elektrozulassungen. Und da der Elroq nur etwas kleiner ausfällt, steht hier ein zweiter Anwärter auf Spitzenplätze an der Startlinie – jedoch stattliche 25 % ¬– knapp 11.000 Euro – günstiger im Startpreis.
Dabei trägt der Elroq schon Skodas neues „Modern Solid Design“: u. a. gibt es dabei keinen klassischen Skoda-Grill mehr. Optisch sehr elegant gelungen ist dabei die Aufteilung in die obigen schmalen Tagfahrlichter und die weiter unten liegenden Hauptscheinwerfer. Seine dynamische und kantigere Optik differenziert ihn deutlich von seinen VW-Konzerngeschwistern der ID-Reihe.
Optisch also hui – und die inneren Werte? Hier bietet Skoda derzeit drei Leistungspakete an. Der Akku definiert damit auch die maximale Leistung und je weiter es „nach oben“ geht, desto mehr Ausstattung ist auch gleich an Bord.
Den Elroq gibt es in der kleinsten Variante, dem Elroq 50, mit 125 kW (170 PS, Vmax 160 km/h) ab 33.900 Euro, er kann 52 kWh aus dem Akku nutzen und gemäß Messzyklus gibt Skoda bis zu 375 km an. Der Elroq 60 – ab 38.400 Euro – hat 150 kW (170 PS, Vmax 180 km/h), schon 59 nutzbare kWh und fährt damit bis zu 430 km.
Unser Testfahrzeug ist ein Elroq 85 mit satten 210 kW (286 PS, Vmax 180 km/h) und schafft mit nutzbaren 77 kWh bis zu 580 km mit dem Akku. Er ist ab 43.900 Euro erhältlich. Mehr Akku bedeutet mehr Gewicht und so ist der Elroq 85 ca. 200 kg schwerer als ein 50er und wiegt um 2.120 kg. Alle sind Hecktriebler, Spaß gebucht. Ein Allrad mit noch mehr Power kommt später eventuell noch nach. Unser 85er schafft es in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Halten wir letztere bei unserer Testfahrt, so benötigen wir dabei 16 kW Leistung und bei 130 km/h 24 kW. Die Strecke ist dabei eben und die größeren Verbraucher teils ausgeschaltet. Wer massiv alle vier Sitze samt Lenkrad heizt oder im Sommer den Innenraum zum Kühlschrank macht, benötigt eben zusätzliche Akkuleistung. Bei 100 km/h reicht der Akku bei uns für ca. 480 km, mit 130 km/h käme man 350 km weit. Die durchaus glaubhaften Angaben des Herstellers beziehen sich immer auf einen Mix – in der Stadt braucht ein Stromer mangels Fahrtwind eben deutlich weniger und bei wärmeren Temperaturen muss er auch nicht den Akku temperieren. Bei uns stehen übrigens satte 545 NM Drehmoment zur Verfügung, beim „kleinen“ Elroq sind es immerhin 310 NM. In Sachen Durchzug auf der Landstraße ist der große Elroq mit seinem Antrieb mehr als gut ausgestattet. Auch hier sei wieder darauf verwiesen, dass die Elektromotoren die maximale Leistung immer sofort abrufen können und ein Überholvorgang dadurch viel planbarer und damit sicherer wird.
Innen erleben wir in der Neuzeit der Elektrofahrzeuge eben die radikale Abkehr von klassischen Instrumenten. So gibt es auch hier nur ein kleines 5-Zoll Display vor dem Fahrer und einen mittigen, großen 13-Zoll Touchscreen. Letzterer regelt alle weiteren Funktionen – von der Klimatisierung hin zur Navigation oder der Darstellung von Fahrzeugdaten. Fein: In dessen immer angezeigter oberer Menüleiste ist ein Symbol, mit dem sich der verpflichtend beim Losfahren aktive Lane Assist einfach abschalten lässt – wichtig in schmalen und kurvigen Fahrabschnitten, wo Lenkradeingriffe durch Fahrassistenzen eher unangenehm sind.
Schön ist auch der Gangwahlschieber in der Mittelkonsole und die eigenen Knöpfe für die Spiegel – ja, auch die sind nicht mehr bei allen Autos bei den Fensterhebern, sondern bei manchen schon im Menü des Touchscreens verborgen. Einsteigen, Bremse treten, Wahlhebel auf D ziehen und los geht’s. Hier braucht auch kein Startknopf mehr betätigt werden. Diesen nutzt man nur zum Abschalten, wenn man z. B. im Auto warten möchte und dabei keine Verbraucher nutzen will.
Die gesamte Bedienung erklärt sich intuitiv von selbst und die Sprachsteuerung funktioniert absolut tadellos. Positiv fällt auch das schön gearbeitete Lenkrad mit seinen Bedienknöpfen auf – Druckknöpfe und perfekt zu bedienende (zum Rollen) Drehregler für Menüs oder Lautstärke.
Vignettenkauf und Parkplatzgebühren kann man übrigens aus dem Auto zahlen – Internet und Erkennung sei Dank. Ein nettes Feature. Neben enorm viel Platz für Fondpassagiere (bei 1,80 m Körpergröße gut 20 cm zwischen Knie und Fahrersitz) bietet der Elroq ein Stauvolumen von 585 bis 1.710 Liter, Letzteres umgeklappt. Dazu kann der Käufer bis zu 21-Zoll an Felgen wählen, diverse gut verarbeitete Innenausstattungen und viele Features optionieren. Nutzt man die volle Ladeleistung ist in 25 Minuten beim kleinsten Akku von 10 auf 80 % geladen, in 28 Minuten beim größten. Wer hier noch die Power-Card von Skoda nutzt, zahlt ab 49 Cent beim Laden und spart damit auch außerhalb eigener Lademöglichkeiten gegenüber einem gleichwertigen Verbrenner. Der Fahrkomfort kommt keinesfalls zu kurz: wenig Windgeräusche (die auch zwischen 130 km/h und 180 km/h nicht deutlich ansteigen), eine sehr gute Dämpfung auf holperiger Fahrbahn und eine angenehm direkte Lenkung lassen lange und bequem reisen. Ein absolut gelungener Auftritt!
Auto: Jepsen Gruppe Neutraubling,
Autohaus West Regensburg
Nick Lengfellner | filterVERLAG