Schon Goethe sagte: „Regensburg liegt gar schön. Die Gegend musste eine Stadt herlocken.“ Vier Flüsse vereinen sich, ein perfekter Handelsknoten und die Donau ein massiver Schutz nach Norden. Funde bis zurück in die Steinzeit zeigen die Attraktivität der Region.
Erste geschichtliche Überlieferungen lassen sich auf 79 n. Chr. datieren, als die Römer ein Kohortenlager für 1500 Mann im heutigen Stadtteil Kumpfmühl errichteten. Dieses fiel in den Markomannenstürmen in den 160ern.
179 n. Chr. wurde das mächtige Kastell „Castra Regina“ (540m x 540m, für 6000 Soldaten) unter dem römischen Kaiser Marc Aurel fertiggestellt, um das Reich nach Norden abzusichern. Damit hat Regensburg die älteste schriftliche Gründungsurkunde Deutschlands, eine Steintafel mit 7x1 Metern, die einst über dem Osttor der Stadt hing.
Die „große Völkerwanderung“ wandelte das Antlitz der antiken Welt. Die nächsten Aufzeichnungen sind auf das 6. Jahrhundert datiert, als „Baiern“ bereits das Herzogtum der Agilolfinger (mit Regensburg als Herzogssitz und erster Hauptstadt) war.
Im 12.-13. Jahrhundert erreichte Regensburg aufgrund des Fernhandels seine Blütezeit und galt als die bevölkerungsreichste Stadt Süddeutschlands. Um das Rathaus erbauten reiche Handelsfamilien immer größere Quartiere, teils mit hohen (Geschlechter-)Türmen, die heute noch das Stadtbild prägen. Um 1250 stieg Regensburg zur Reichsstadt auf. Die Stadt wuchs stetig und mit ihr die Befestigung sowie die Zahl der Klöster. Gotische und romanische Architektur prägte fortan das Stadtbild.
Im 14. Jahrhundert leiteten Kämpfe der Patrizierfamilien mit den Handwerkszünften und die Hussitenkriege Regensburgs Abstieg ein. Von der Verlagerung der Handelswege profitierten Wien, Ulm, Nürnberg und Augsburg. Das Herzogtum Baiern und der jeweilige Kaiser stritten in dieser Zeit um die Zugehörigkeit der verarmenden Stadt.
In einem kurzen Machtvakuum griff Regensburg bereits 1519 dem späteren Nationalsozialismus vor und vertrieb im Februar aus Neid und Missgunst die damals größte jüdische Gemeinde Deutschlands aus der Stadt. Wohnquartiere, Synagoge und Schule wurden in Schutt und Asche gelegt, der Friedhof mit ca. 4200 Grabsteinen geschändet. Die Regensburger Nationalsozialisten wüteten noch schlimmer.
Ab 1633 war Regensburg dann der Sitz des „Immerwährenden Reichstags“ (erstes Deutsches Parlament). 1745 verlegte dann der Prinzipalkommissar (ständiger Vertreter des Kaisers, immer der jeweilig regierende Fürst von Thurn und Taxis) seinen Sitz nach Regensburg.
1800 belegte die französische Armee in den Koalitionskriegen Quartier in Regensburg und erhob Steuern für die Militärausgaben. Das ruinierte die durch Misswirtschaft ohnehin schon desaströsen Stadtkasse vollends.
1803 fiel eine der letzten Entscheidungen des Reichstags: die Einleitung der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als Folge der verlorenen Koalitionskriege. Regensburg wurde in dieser territorialen Neuordnung zum Fürstentum.
1809 stürmten napoleonische Truppen die drei Tage lang von Österreichern besetzte Stadt, was zu einem fürchterlichen Brand führte. 1810 wurde Regensburg in das Königreich Bayern eingegliedert.
Nun wurde es ruhig und beschaulich. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Entwicklung der Stadt wieder Fahrt auf – als Zentrum der Oberpfalz. Erst Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden sich die Stadt und die Einwohner des kulturellen Erbes samt des daraus resultierenden Werts sowie ihrer Verantwortung bewusst und die Innenstadtplanung änderte diesbezüglich den Kurs.
Regensburg wird immer schöner – auch wenn es noch viele, viele alte Sünden zu tilgen gilt.
Zum Bild: Ansicht von Regensburg, Weltchronik Hartmann Schedels: „Buch der Chroniken und geschichten, mit figuren und pildnussen von anbeginn der welt bis auf dise unsere Zeit“ Kolorierter Holzschnitt auf Papier, erschienen 1493, Michael Wolgemut (1434 - 1519)