Modebewusste Menschen mit Baggy-Hosen und Tattoo-Halsketten laufen umher. Teenies kaufen gerade die neue Bravo im Zeitschriftenladen. Wieder andere streifen mit lässigem Blick durch die Straßen und hören mit ihrem Discman in der Hand ihre neueste selbstgebrannte CD. So oder so ähnlich mag die Welt da draußen in den Straßen Regensburgs ausgesehen haben, als unser filterVERLAG 1999 das Licht der Welt erblickte.
Um uns etwas von dem Flair von damals zurückzuholen, reisen wir heute ein Vierteljahrhundert zurück. In eine Welt, in der schrille und coole Styles den Zeitgeist bestimmten. Wir erinnern uns zurück an das Gefühl, nach der Schule den Eastpack-Rucksack in die Ecke zu donnern und sofort MTV, VIVA oder GZSZ auf dem Röhren-Fernseher anzuknipsen.
Doch was haben wir coolen Kids zu dieser Zeit eigentlich getragen? Nun, das war zum Teil auch vom jeweiligen Musikgeschmack abhängig. Wer sich eher der Rock- und Grunge-Szene verschrieben hatte, lief wohl die meiste Zeit mit abgewetzten Chucks und Flanellhemd durch die Gegend, stets in der Hoffnung, ein wenig wie Kurt Cobain von der Kult-Band Nirvana auszusehen, dessen Poster selbstverständlich zu Hause über dem Bett prankte.
Als die 90er in XXL durch die Strassen zogen
Die Hip-Hopper hingegen zogen sich natürlich an wie ihre Idole: Mit Hoodies und „fetten“ Baggy-Hosen fühlten wir uns wie Eminem oder Missy Elliott selbst. Doch wer jetzt denkt, diese lässigen Hosen waren nur den Rap-Liebhabern vorbehalten, der irrt. Baggy-Hosen erlebten in dieser Zeit nämlich einen wahren Fashion-Hype und hielten genreübergreifend Einzug in den Mainstream-Modemarkt. Sogar von der Grunge- und Skate-Kultur wurden sie übernommen. Der Trend verstand sich aber auch als Teil eines kulturellen Wandels, der mit der Anti-Mode-Haltung der 90er Jahre und der Ablehnung traditioneller Schönheitsnormen verbunden war.
So „geil“ der Look auch war, eine ebenso gute Vorlage bot er für einen damals äußerst beliebten Entertainer: Stefan Raab. 1999 trat dieser in seiner Sendung „tv total“ nämlich als „Der Rapper MC Stefan“ auf – all over im Hip-Hop-Style versteht sich. Wie haben wir ihn geliebt!
Schmerzhaft und stolz drauf: Mode-Opfer der 90er
Bücken oder auch nur hinzusetzen, damit hatten vor allem die Mädels in dieser Zeit eher wenig Freude. Warum? Weil unsere super sexy, super knappen Hüfthosen bei jeder falschen Bewegung zu weichen drohten. Und was kommt einem sofort in den Sinn, wenn man an eine freigelegte Rückansicht in den 90ern denkt?
Natürlich: Ein Tribal-Tattoo – besser bekannt als „Arschgeweih“ und wohl ein weiterer Ausdruck des rebellischen Zeitgeistes. Wer also 1999 ein bisschen was auf sich hielt, nahm die Schmerzen beim Tätowierer in Kauf und präsentierte anschließend mit der tiefsitzendsten Hüfthose, die der Kleiderschrank hergab, sein neues Meisterwerk.
Glitzer, Glamour, Barbie
Kombiniert wurden die Hüfthosen meistens mit knappen Glitzer- und Pailletten-Tops, präferiert in Neon-Farben – auch Barbie-Pink war ein echter Dauerbrenner. Diese Mode war für die Cheerleader- und Mode-Püppchen dieser Ära reserviert und galt als klarer Gegenentwurf zu den lässigen Baggy-Styles. Ja, die 90er waren ein Fashion-Jahrzehnt voller Gegensätze und Wagnisse.
Von Sneaker-Styles und Höhenflügen
Die angesagtesten Schuhe dieser Zeit waren damals wie heute Sneakers – besonders beliebt: Air Jordans von Nike. Wenn echte Teenie-Trendsetter die Klassenkameraden hingegen plötzlich um zehn Zentimeter überragten, war klar: Sie sind auf den Plateau-Schuh gekommen. Marke der Wahl im Jahr 1999: natürlich Buffalos.
Wenn wir nun von unserer kleinen Zeitreise zurückkommen und uns umschauen, müssen wir erstaunt feststellen: Manche dieser Trends sind heute wieder en vogue. In unseren Baggy-Jeans fühlen wir uns wieder wie ein echter Gangster und seien wir mal ehrlich: Glitzer und Pink waren nie so richtig vorbei. Was lange währt, wird endlich gut? Vielleicht. Es bleibt in jedem Fall zu hoffen, dass wir einen Teil der lässigen, entspannten Vibes aus diesem großartigen Fashion-Jahrzehnt mit in das Jahr 2024 tragen – denn ein bisschen mehr Entspanntheit würde wohl keinem von uns schaden, oder? „I must confess, I still believe“!
Ein Fashion-Report von Marina Triebswetter | filterVERLAG