Feststeht: Die Stadtbahn in Regensburg kommt. Für viele stellt sich dennoch die Frage, weshalb überhaupt eine Straßenbahn gebaut werden soll. Die Stadt Regensburg hat nun in einem ersten Pressegespräch den bisherigen Stand der Planung und die Gründe für die Anschaffung erläutert. Der aktuelle Stand der Planung bei der Stadtbahn Regensburg.
Unter dem Motto „smartR mobil“ plant die Stadt Regensburg schon seit 2016 den Bau einer Stadtbahn Regensburg. Beim Pressegespräch am heutigen Dienstag, den 10. Mai, waren beinahe alle beteiligten Personen anwesend. Neben Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer waren auch Vertreter von das Stadtwerk.Regensburg und dem Bauwesen zugegen.
Dialogforum für die Bürger – nächster Schritt: „Masterplan“
Schon seit 2016 beschäftigt sich die Stadt Regensburg mit dem Bau einer Stadtbahn. Laut der Oberbürgermeisterin sei die grundsätzliche Diskussion jedoch schon in den Jahren davor immer wieder aufgeflammt, aufgrund finanzieller Aspekte jedoch immer wieder abgewunken worden. Mit einer Machbarkeitsstudie habe man nun – unter Einbeziehung der momentan günstigen Förderprogramme von Bund und Freistaat – einen belastungsfähigen Grundstock gelegt. Jetzt steht die Entstehung eines Masterplans an. Hierfür elementar sei von Anfang an die Einbeziehung der Bürgerschaft Regensburgs gewesen, so Maltz-Schwarzfischer. Auch in den weiteren Planungsschritten sollen die Bürger:innen durch Aktionen vor Ort mit eingebunden werden. So plant die Stadt ein Dialogforum, in dem neben Stadtrat und den zuständigen Planer:innen auch Teile der Öffentlichkeit und Vertreter:innen von Vereinen und Verbänden vertreten sein sollen. So werden auch Einladungen an eintausend zufällige Bürger:innen aus der Region verschickt, aus denen 25 repräsentative ständige Mitglieder des Dialogforums hervorgehen sollen. Weiter wollen die Verantwortlichen bei Workshops, Planerspaziergängen und Trassenbegehungen mit den Bürger:innen ins Gespräch über die Stadtbahn Regensburg kommen.
Stadtbahn Regensburg: Zu Stoßzeiten im 2,5 Minutentakt
Die Stadt plant mit zwei zukünftigen Straßenbahnlinien mit derzeit 35 Haltestellen. Beide sollen vom Norden der Stadt bis zum Klinikum beziehungsweise nach Burgweinting im Süden Regensburgs verlaufen und sich ein Kernnetz bis zum Hauptbahnhof teilen. Die Taktung der Stadtbahn Regensburg soll dabei lediglich fünf Minuten betragen – zu Stoßzeiten sogar nur zweieinhalb.
Der genaue der Verlauf in der Übersicht:
Stadtbahn Regensburg Linie A: Regensburg Wutzlhofen – Sandgasse – Nordgaustraße – Eiserne Brücke – Dachauplatz – Hauptbahnhof – Universitätsklinikum
Stadtbahn Regensburg Linie B: Nordgaustraße – Weichs/Donaueinkaufszentrum – Eiserne Brücke – Dachauplatz – Hauptbahnhof – Kreiskrankenhaus St. Josef – Landshuterstraße – Regensburg Burgweinting
Varianten der Haltestellen in Prüfung
Die Haltestellen, die Umsteigepunkte und die einzelnen Trassenabschnitte werden noch auf mögliche Varianten geprüft. Die finale Umsetzung soll dabei in enger Abstimmung mit der Bevölkerung stattfinden, betonen alle Beteiligten. Eine Verbindung des Stadtwestens und des Stadtostens wurde ebenfalls geprüft. Leider hätten Studien, auch unter Berücksichtigung neuer oder geplanter Wohnanlagen, die Machbarkeit dieser Verbindung als schlecht eingestuft. Die Anforderungen an Förderungen sei schlicht zu hoch, heißt es vonseiten der Stadt. Ein Ausbau in diese Richtung sei aber der nächste logische Schritt, betont Manfred Koller, Geschäftsführer von das Stadtwerk.Regensburg.
Die Verbindung der Wohngebiete um Prüfening bis zu den BMW-Werken im Osten der Stadt sei an den hohen Grenzwerten der Fördertöpfe gescheitert, erklärt die Stadt. Eine Fahrt von Wutzlhofen bis zur Universität Regensburg soll laut Frank Steinwede, Leiter der Strategischen ÖPNV-Planung des Stadtwerks, rund 18 Minuten dauern. Eine Fahrt von Endhaltestelle zu Endhaltestelle rund 23 Minuten.
Vorteile einer Stadtbahn Regensburg
- Reduktion der betriebenen Fahrzeuge: Gerade die Strecke vom Donaueinkaufszentrum zum Hauptbahnhof belegt die Notwendigkeit einer Stadtbahn, erklärt Manfred Koller. Hier würden in den Morgenstunden rund 6.800 Personen das momentane Busangebot wahrnehmen. Um diese Anfrage zu decken müssen 57 Gelenkbusse eingesetzt werden. Eine große Stadtbahn mit einer Länge von 44 Metern bräuchte dazu nur 23 Fahrzeuge. Da der Bedarf auf die nächsten Jahre hinaus nur steigen würde, sei ein Umdenken in Sachen ÖPNV unumgänglich, um eine Eskalation der Verkehrslage zu verhindern, schließt der Geschäftsführer der Stadtwerke.
- Kein Stellenabbau dank Umschulung: Auf Nachfrage konnte Manfred Koller weiter verkünden, dass alle der rund 300 momentan beschäftigten Busfahrer, trotz der Reduzierung der Buskapazitäten von 130 auf 80 Busse, im Betrieb verbleiben werden. Erreicht werde dies durch Umschulung des Personals, so der Geschäftsführer weiter.
- Beschleunigung der Reisegeschwindigkeit: Frank Steinwede rechnet vor: Momentan pendelt man mit dem Bus mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 17 km/h. Eine Stadtbahn würde diese Geschwindigkeit auf 24 km/h erhöhen.
- Erweiterung möglich: Auch ergäbe die Stadtbahn unter Umständen die Möglichkeit einer Ausweitung des Busangebots in der Region um Regensburg, ergänzte die Oberbürgermeisterin.
- Barrierefreiheit: Beschlossen ist außerdem, dass die komplette Stadtbahn Regensburg barrierefrei gestaltet werden soll.
- Wegfall einer Wendeschleife: Auch soll ein beidseitiger Ein- und Ausstieg möglich sein. Eine Fahrerkabine auf beiden Seiten der Bahn ermögliche außerdem, den Betrieb ohne eine Wendeschleife am Ende der Strecke, so die Stadt weiter.
- Emissions- und lautlos: Die gänzlich auf Strom basierende Stadtbahn soll dabei nicht nur umweltschonend, sondern auch komfortabel und leise für Fahrgäste wie Außenstehende gleichermaßen sein.
- Keine Oberleitung überall notwendig: Die Stadt habe sogar schon sichergestellt, dass die Bahn im Bereich des Weltkulturerbes mit einer Batterie laufen könne, um den Bau von Oberleitungen im Stadtbild zu verhindern, erklärte die Oberbürgermeisterin.
- Bürgerbeteiligung: Auch beim Design der eingesetzten Fahrzeuge sollen Bürger:innen mit einbezogen werden. Lediglich die Breite der Bahn ist mit 2,65 Meter bereits festgelegt.
- Rasengleise: Dort wo es die Stadt ermöglicht soll die Stadtbahn Regensburg auf Rasengleisen fahren. Das soll auch zu einem grüneren Stadtbild beitragen.
Finanzierung der Stadtbahn
Die Finanzierung der Stadtbahn Regensburg wird zu großen Teilen aus Fördertöpfen des Bundes bedient. Bis zu 75 Prozent der Baukosten werden dabei von der Bundesregierung übernommen. Weitere 15 Prozent wird voraussichtlich der Freistaat Bayern decken. Bei den Planungskosten verhält es sich ähnlich, wobei die Stadt immer wieder betont, dass sich die Kosten und Förderprogramme natürlich auch ändern können. Eine exakte Darstellung der Kosten ist daher zurzeit nicht möglich, man rechnet aber mit Gesamtkosten von ungefähr 500 Millionen Euro. Die Stadt Regensburg soll dabei rund zehn Prozent tragen.
Nächste Planungs-Schritte
Die Fertigstellung des Masterplans, der Grundlage für den finalen Entwurfs- und Genehmigungsplan sein soll, wird dabei auf Ende 2023 terminiert. Mit einem Baubeginn der Stadtbahn Regensburg vor der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre wird dabei nicht gerechnet. Ziel sei es viel mehr, in den 30er-Jahren eine funktionierende Straßenbahn für Regensburg zu haben. Die Strecken sind dabei langfristig angelegt. Ein gerader Schienenabschnitt müsste laut Angaben von der Stadtwerk erst nach 30 Jahren erneuert werden. Eine Kurve jedoch schon nach 15 Jahren. Man plane extra aus diesem Grund mit Drehgestellfahrzeugen, um die Infrastruktur zu schonen, erklärt Manfred Koller.
Kritiker überzeugen – Bürgerschaft begeistern
Die Stadt Regensburg will mit ihrem Prestigeprojekt vor allem die Einwoher:innen der Region begeistern. Neben gesteigertem Komfort wie USB-Ports und kostenlosem WLAN sollen die Züge nach französischem Vorbild die Heimat Regensburg widerspiegeln. Für mögliche Designs des Außen- und Innenraums wurde sogar ein eigenes Seminar an der OTH Regensburg ins Leben gerufen. Rund 25 Studierende erarbeiten hier mögliche Entwürfe, die am Ende ebenfalls der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Weitere Informationen sind auch auf der offiziellen Stadtbahn Regensburg Website zu finden.
Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer sieht die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit noch unentschieden zum Großprojekt. Kritiker gäbe es wegen der hohen Kosten natürlich immer, jedoch seien auch viele falsche Zahlen genannt worden, so das Stadtoberhaupt. In erster Linie sei es wichtig, die Bürger:innen mit Fakten zu überzeugen. Allen voran soll es um die Zeitersparnis und die Umweltverträglichkeit gehen und auch das wirtschaftliche Wachstum der Stadt Regensburg stützen, beendet Maltz-Schwarzfischer ihr Statement zur Stadtbahn. Die Stadt verspricht gleichzeitig Mitspracherecht bei vielen Entscheidungen.
Die Verantwortlichen der Stadtbahn Regensburg im Gespräch mit der Presse.
RNRed