Besonders beim Plastikmüll wird nach wie vor viel zu wenig recycelt. Wir klären Fragen wie „Gehören Corona-Tests in den Gelben Sack?“ oder „Muss ich den Joghurtbecher vor der Entsorgung auswaschen?“ und geben konkrete Tipps, wie Mülltrennung gelingt.
Besonders Plastikabfälle stellen im Bereich der Müllentsorgung ein großes Problem dar. Nur etwa 30 Prozent des Plastikmülls können tatsächlich recycelt werden – eine traurige Quote, wenn man bedenkt, dass eine optimale Müllverwertung durchaus einen großen Mehrwert für den Schutz unseres Planeten darstellt. Darüber, dass hierbei auch die Verbraucher:innen eine große Mitschuld trifft, sind sich Expert:innen einig. Doch tatsächlich herrschen auch unter umweltbewussten Bürger:innen oft noch große Unsicherheiten bezüglich einer korrekten Mülltrennung: Gehören Corona-Tests auch in den Gelben Sack? Muss der Joghurtbecher vor der Entsorgung ausgewaschen werden? Und was passiert eigentlich, wenn wir denn Müll falsch trennen? Tipps und Tricks, wie Mülltrennung gelingen kann.
Grund zur Hoffnung
Die Hauptproblematik beim Thema Plastikmüll besteht darin, dass die Verwertungssysteme zum Teil noch nicht präzise genug die verschiedenen Kunststoffe unterscheiden können. Trotzdem bleibt Grund zur Hoffnung. Denn zum einen wird laufend an Verbesserungen der Verwertungssysteme sowie an neuen Scannerlösungen gearbeitet, die mit modernster Technik ausgestattet sind, um die Materialien voneinander zu unterscheiden. Zum anderen gibt es auch Materialien wie etwa Aluminium-Dosen oder im Allgemeinen magnetische Stoffe, die durchaus gute Recyclingquoten aufweisen. Hierfür ist eine korrekte Mülltrennung vorab jedoch unverzichtbar.
Da jede Kommunen ihr Entsorgungssystem eigenständig wählt, unterscheiden sich diese erheblich voneinander. Während im Gelben Sack beziehungsweise in der Gelben Tonne Kunststoffabfälle, Styropor, Aluminium, Plastik etc. gesammelt entsorgt werden, bietet die Aufteilung in einen grauen und einen blauen Sack – wie es etwa in Schwandorf der Fall ist – eine weitere Möglichkeit zur Unterscheidung. In wieder anderen Kommunen werden Kunststoffe und Plastikabfälle auf Wertstoffhöfe gebracht, wo eine noch stärkere Trennung erfolgen kann.
Grauer Sack:
Tragetaschen, Einwickelfolien, Spülmittel-, Waschmittel-, Shampooflaschen, Nudelverpackungen, Knisterfolien, Süßwarenverpackungen, Joghurtbecher, Margarinebecher, Zahnpastatuben etc.
Blauer Sack:
Weißblech (Dosen, Blechdeckel, Kronkorken), Aluminium (Dosen, Aludeckel, Alufolien, Vakuumverpackungen, Alu-Verbundverpackungen), Kartonverbunde (Milch- und Safttüten, Getränkekarton, Tetrapack).Hinweis: Wenn im Text vom Gelben Sack die Rede ist, gelten die jeweiligen Informationen ebenso für die Gelbe Tonne.
Was passiert, wenn ich Plastik in den Restmüll werfe?
Während uns die Unterscheidung bei Papier- oder Glasabfällen noch relativ leicht fällt, stellt uns Plastikmüll regelmäßig vor große Unsicherheiten. Wichtig zu wissen ist, dass alle Abfälle, die im Restmüll landen, lediglich verbrannt werden, womit eine Wiederverwertung verhindert wird. „Jedes Kilogramm Kunststoffverpackungen, das der Verbraucher in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne gibt, spart gegenüber der Müllverbrennung klimaschädliches CO2, entlastet damit die Umwelt und spart wertvolle Rohstoffe für zukünftige Generationen“, bringt es die Initiative mülltrennung-wirkt.de auf den Punkt. Daher kann auch die häufige Frage nach gebrauchten Verpackungen beantwortet werden: Auch diese muss im Plastikmüll entsorgt werden. Es sollte aber darauf geachtet werden, dass die Verpackungen nicht zu stark verschmutzt sind. Etwa im Falle eines Joghurtbechers reicht es aus, diesen „löffelrein“ im Gelben Sack zu entsorgen, da durch Abspülen wieder zusätzlich Wasser verbraucht wird, was sich wiederum kontraproduktiv auf die Umwelt auswirkt.
Im Zweifel in den Gelben Sack?
Nur Wertstoffe aus Verpackungen, die über den Gelben Sack, Glas- und Papiercontainer oder auch Wertstoffhöfe entsorgt werden, bleiben tatsächlich im Kreislauf erhalten. Im Restmüll entsorgte Abfälle werden verbrannt und gehen somit dem Kreislauf für immer verloren. Sollten Abfälle bei Unsicherheit also eher im Gelben Sack entsorgt werden? Die Antwort lautet „Nein“. Denn auch wenn der Gedanke dahinter ist, möglichst viele Wertstoffe zu erhalten, so können viele Stoffe schlichtweg nicht recycelt werden und erschweren so das Recycling für die gesamte Charge. Noch feuchter Restmüll, wie zum Beispiel Küchenabfälle, Speisereste, Teebeutel oder Kaffeefilter, tragen dabei zu einer besonderen Verschmutzung bei.
Sind Verpackungen also zu stark verschmutzt oder enthalten diese noch eine größere Menge Essensreste, müssten sie in den Restmüll. Besser ist es aber an dieser Stelle, die Lebensmittel zu entfernen und nur diese in den Restmüll zu werfen, sodass die Verpackung ordnungsgemäß im Gelben Sack entsorgt werden kann.
Corona-Tests, Spritzen und Glühbirnen
Als Faustregel gilt: Im Gelben Sack landen alle Verpackungen, die nicht aus Papier, Pappe, Karton oder Glas bestehen. Jedoch gibt es auch hier Gegenstände, die diese Kriterien erfüllen oder aus Plastik bestehen, aber dennoch nicht in den Gelben Sack dürfen. Dazu gehören etwa Zahnbürsten, Kassetten, Spielzeug, Bratpfannen, Schwimmbrillen oder Planschbecken. Auch Corona-Tests, Windeln etc. sollten nicht im Gelben Sack entsorgt werden. Diese müssen verbrannt werden, da sie nur so hygienisch sicher entsorgt werden können. Die Verpackung von Corona-Test oder Windeln kommt aber selbstverständlich in den Gelben Sack. Beim Thema Hygiene muss besonders bei Spritzen auf die richtige Entsorgung geachtet werden. Medizinische Abfälle sollten grundsätzlich vom zuständigen Pflegedienst entsorgt werden, da hier nicht nur eine Infektionsgefahr, sondern auch ein hohes Verletzungsrisiko für die Mitarbeiter:innen der Sortieranlagen besteht.
Doch wie sieht es mit Leuchtmitteln aus? Auch diese dürfen nicht im Gelben Sack entsorgt werden. LED-Lampen, Energiesparlampen, alte Glühbirnen oder Lichterketten müssen zu Sammelstellen auf dem Wertstoffhof gebracht werden. Ausschließlich normale Glühbirnen sowie Halogenlampen dürfen in die Restmülltonne.
Orientierungshilfe: Das kommt in den Gelben Sack
- Alu-, Blech- und Kunststoffdeckel
- Arzneimittelblister
- Butterfolie, Alufolie
- Buttermilch- und Joghurtbecher
- Einkaufstüten sowie Obst- und Gemüsebeutel aus Kunststoff
- Eisverpackungen
- Füllmaterial von Versandverpackungen aus Kunststoff, wie z. B. Luftpolsterfolie oder Schaumstoff
- Konserven- und Metalldosen
- Kronkorken
- Kunststoffschalen und Folien für Lebensmittel
- Menüschalen von Fertiggerichten
- Milch- und Getränkekartons
- Müsliriegelfolie
- Nudeltüten
- Putz- und Reinigungsmittelflaschen
- Quetsch- oder Nachfüllbeutel z. B. für Waschmittel, Flüssigseife oder Fruchtpüree
- Senftuben
- Shampooflaschen
- Spraydosen
- Suppen- und Soßentüten
- Tierfutterdosen und -schalen
- Zahnpastatuben
- Styropor
Umweltexperten empfehlen außerdem, stets den Deckel von Gegenständen zu trennen, da dieser oft aus einem anderen Material besteht, was eine Wiederverwertung des Produkts erschwert. Viele Verpackungen bestehen auch aus einer Kombination von Papier und Plastik. Hier lassen sich die Bestandteile zumeist leicht voneinander trennen, sodass das Papier im Papiermüll und das Plastik im Gelben Sack entsorgt werden können.
„Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird.“ – Robert Swan (britischer Polarforscher und Umweltschützer)
Am besten ohne Müll
Experten warnen auch vor bedruckten Schachteln wie Pizza- oder Pastakartons, da diese schlechter verwertet werden können. Tipp: Bei der Bestellung einfach dazu sagen oder eine Anmerkung in der App schreiben, dass Sie möglichst wenig Verpackung haben möchten. Noch besser: Selbst hinkommen, um das Essen mit dem Fahrrad oder zu Fuß abzuholen und eine eigene Schüssel mitbringen – das schont das Klima gleich doppelt.
Fazit
Mit kleinen Hacks kann durchaus ein positiver Einfluss auf eine höhere Recyclingquote genommen werden. Zudem erweist es sich als wichtig, Menschen, die sich wenig mit dieser Thematik auseinandersetzen, darauf aufmerksam zu machen, dass mit kleinen Änderungen jede:r etwas bewirken kann. Hier gilt das Credo, dass jede noch so kleine Änderung in der Summe von großer Bedeutung für unseren gemeinsamen Planeten ist. Auch die Webseite der Initiative mülltrennung-wirkt.de oder die Abfall-Ratgeber der Kommunen, wie beispielsweise von der Stadt und dem Landkreis Regensburg, versorgen die Bürger:innen online mit wertvollen Tipps zum Thema Mülltrennung.
Am allerbesten ist jedoch, den Müll von vornherein zu vermeiden. Schauen Sie also im Supermarkt bewusst nach unverpackten Lebensmitteln. Besonders bei Obst und Gemüse ist das mittlerweile nicht mehr schwer. Gibt es ein Lebensmittel nur verpackt, dann setzen Sie ein Zeichen, indem Sie es vor Ort auspacken und die Verpackung im Supermarkt zurücklassen. Extra-Tipp: Lebensmittel wie Joghurt oder Aufstriche können bis dato kaum unverpackt abgefüllt werden. Jedoch schaffen hier zum einen regionale Unverpacktläden Abhilfe. Zum anderen bieten immer mehr Geschäfte wie Alnatura Pfandsysteme für viele Produkte wie Aufstriche, Bohnen und Joghurts an – und je höher die Nachfrage, desto höher ist die Möglichkeit, dass die Produktpalette an Pfandbehältnissen erhöht und gleichzeitig die Preise gesenkt werden.
Marina Triebswetter | filterVERLAG