Durch die Republik zieht sich ein Flickenteppich aus Müllentsorgungssystemen. Während die einen ihren Plastikabfall in Gelben Säcken entsorgen, müssen die anderen alles zum Wertstoffhof bringen. Warum es keine einheitlichen Regeln gibt und was im Sinne des Umweltschutzes das Beste wäre.
Bringt Mülltrennung überhaupt etwas? Diese Frage kursiert immer wieder im World Wide Web und beschäftigt auch umweltbewusste Bürger:innen in Regensburg und Umgebung. Verwunderlich scheint, dass im Landkreis Regensburg die privaten Haushalte weder einen Gelben Sack besitzen, noch eine Bioabfalltonne, die vor Ort abgeholt wird. Bewohner:innen der Stadt Regensburg sowie des Landkreises Kelheim und Schwandorf hingegen trennen ihren Müll feinsäuberlich in den verschiedenen Tonnen. In Straubing wiederum gibt es zwar einen Biomüll, jedoch keine Gelben Säcke. Doch welche Region trennt den Müll denn nun am besten? Und welche Rolle spielt dabei der Gelbe Sack?
Warum manche Landkreise keinen Gelben Sack besitzen
Dass eine adäquate Mülltrennung ohne Gelbe Säcke und eine Bioabfalltonne möglich sein soll, ist für Menschen, die mit der klassischen Trennung in Restmüll, Papiermüll, Bioabfall und Gelben Sack aufgewachsen sind kaum vorstellbar. Der Grund für die divergierenden Systeme ist zum Teil das Duale System Deutschland – kurz: DSD. Dieses legt fest, dass die Kommunen die Entscheidungshoheit über das jeweilige System der Mülltrennung und -entsorgung besitzen, was die beschriebene Abweichung ermöglicht. Während etwa in der Stadt Regensburg der Müll in Gelbe Säcke, eine Papiertonne, eine Restmülltonne sowie einen Biomüll getrennt wird, sind Landkreis-Bewohner:innen– aufgrund von fehlenden Wertstoffsäcken oder getrennten Tonnen – daher tatsächlich dazu verpflichtet, ihren Müll zum Wertstoffhof zu bringen. Ausnahmen bilden im Landkreis Regensburg die Restmüll- sowie die Papiermülltonne, die abgeholt werden. In puncto Biomüll ist im Landkreis ein Biomüllsystem vor jedem seiner 39 Wertstoffhöfe sowie an 23 weiteren, öffentlich zugänglichen Standorten in den Gemeinden vorhanden. Das Landratsamt betont darüber hinaus, dass viele Landkreisbürger:innen zudem die Möglichkeit nutzen würden, selbst zu kompostieren.
Der größte Unterschied zur Stadt ist daher, dass es dort zusätzlich einen Gelben Sack gibt. Verantwortlich für die Bereitstellung der verschiedenen Abfalltonnen in der Stadt sind beim Holsystem laut Dagmar Obermeier-Kundel von der Stadt Regensburg die Hauseigentümer. Biotonnen werden öffentlich oder in der Wohnanlage aufgestellt, Gelbe Säcke sind über die Plattform entsorgungsdaten.de oder über die Kommune zu beziehen. Eine Fahrt zum Wertstoffhof ist für Stadtbewohnerinnen und -bewohner somit nur bei Übermengen erforderlich oder wenn es sich um Sperrmüll, Problemabfall oder E-Schrott handelt.
(Ab)holsystem:
Bei diesem stehen den Bürger:innen verschiedene Mülltonnen zur Verfügung, unter anderem auch eine Gelbe Tonne oder ein Gelber Sack. Diese werden dann regelmäßig von Entsorgungsunternehmen abgeholt.
Vorteile: Werden viele Arten des Mülls über das Abholsystem abgewickelt, stellt das eine große Entlastung für Bürger:innen dar, da besonders Plastikmüll lediglich in den Gelben Sack geworfen werden muss und nicht in verschiedene Kunststoffe getrennt gelagert und laufend zum Wertstoffhof gebracht werden muss.
Kritik: Im Gelben Sack oder der Gelben Tonne landen zu viele unterschiedliche Kunststoffe wie etwa Styropor, Folien oder Kunststoff-Becher. Das erschwert eine optimale Wiederverwertung und führt zu niedrigen Recyclingquoten in diesem Bereich.
Bringsystem:
Bei diesem müssen die unterschiedlichen Abfallsorten in regelmäßigen Abständen am Wertstoffhof entsorgt werden. Insbesondere der Plastikmüll stellt hierbei eine Besonderheit dar. Denn während beim Abholsystem etwa sämtliche Kunststoffe, Dosen oder Styropor in denselben Gelben Sack dürfen, werden diese beim Bringsystem noch einmal stark unterteilt.
Vorteile: Durch die im Optimalfall strikte Trennung der Kunststoffverpackungen in Kunststoff-Becher, Kunststoff-Flaschen, Hohlkörper größer fünf Liter, Folien größer DIN A4, sonstige Verpackungskunststoffe, Getränkekartons und Verpackungsstyropor können diese von Verwertungssystemen besser erkannt werden, wodurch eine deutlich höhere Recyclingquote zu erwarten ist.
Kritik: Betroffene kritisieren, dass das Bringsystem sehr viel Platz benötige, den viele zuhause nicht hätten. Ebenso koste die wöchentliche Fahrt zum Wertstoffhof Zeit, wobei eingeschränkte Öffnungszeiten zu langen Warteschlangen führen würden. Zuletzt seien aber auch viele Befürworter bezüglich der Unterscheidungen der unterschiedlichen Kunststoffarten verunsichert.
Welches System gilt in den Regionen um Regensburg?
Kelheim: Hier gilt für Restmüll, Papiermüll, Biomüll und den Gelben Sack das Abholsystem. Abfall, der darüber hinaus anfällt, wird über das Bringsystem abgewickelt.
Schwandorf: Hier gilt für Restmüll, Papiermüll und Biomüll sowie für den Grauen und den Blauen Sack das Abholsystem. Diese entsprechen dem Gelben Sack, ermöglichen aber eine weitere Untergliederung. So wird im Grauen Sack Plastik entsorgt, während der Blaue Sack für die Entsorgung von Metall, Tetrapacks und weiteren Wertstoffen zur Verfügung steht. Abfall, der darüber hinaus anfällt, wird über das Bringsystem abgewickelt.
Straubing: Hier gilt für Restmüll, Papiermüll und Biomüll das Abholsystem. Abfall, der darüber hinaus anfällt, wird über das Bringsystem abgewickelt. Das gilt auch für Verpackungen, da kein Gelber Sack existiert. Kunststoffverbunde, Tetrapacks, Aluminium und andere Verkaufsverpackungen müssen daher auf Wertstoffhöfen entsorgt werden.
„Die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird.“ – Robert Swan (britischer Polarforscher und Umweltschützer)
Begriffsklärung: Recycling / Energetische Verwertung / Beseitigung
Recycling:
Der Begriff „Recycling“ wird verwendet, wenn beispielsweise aus einem Glas wieder Glas oder aus Papier wieder Papier hergestellt wird.
Kritik: Obwohl Recycling eine sehr gute Möglichkeit darstellt, Materialien wiederzuverwerten, kommt – insbesondere bei Plastik – immer wieder die Kritik auf, dass die Recyclingquoten sehr schlecht seien und viele Kunststoffe deshalb nicht wiederverwertet würden.
Energetische Verwertung:
Im Gegensatz zum Recycling ist mit Energetischer Verwertung die Verbrennung zur Energiegewinnung gemeint. Das typische Beispiel hierfür ist Restmüll. Diese Stoffe werden auch als „AZV“ (Abfall zur Verwertung) oder „AZEV“ (Abfall zur Energetischen Verwertung) bezeichnet.
Kritik: Viele denken, die Müllverbrennung setze gesundheitsgefährdende Stoffe frei, dabei erfolgt die Verbrennung unter extrem hohen Sicherheitsstandards. Es existieren sehr gute Filtertechniken, wobei auch kaum Rauch entweicht. Die entstandene sogenannte Restschlacke wird beprobt und kommt anschließend gegebenenfalls zur Sondermüllverbrennung.
Beseitigung:
Der Begriff „beseitigen“ wird verwendet, wenn Müll in einer Deponie als Endlagerstätte gelagert wird, beispielsweise in einer Untertagedeponie in einem stillgelegten Salzbergwerk.
Kritik: Der Müll wird im Prinzip nur vergraben und kann theoretisch wieder zutage kommen. So müssen etwa Baustoffe wie etwa Mineralwolle, Mineralfaser oder Asbest beseitigt werden, da sie laut WHO sogenannte lungengängige, als krebserregend eingestufte, Fasern enthalten. Ein Verbrennen dieser Stoffe ist somit nicht möglich.
Wo kein Kläger, da kein Richter
Unabhängig davon, wo Sie wohnen, ist also eine Mülltrennung erforderlich – ob durch getrennte Tonnen oder den Weg zum Wertstoffhof. Fraglich bleibt jedoch, ob Verstöße überhaupt geahndet werden. Obermeier-Kundel bestätigt, dass die verpflichtende Mülltrennung in Deutschland für Bürger:innen durch Rechtsgrundlagen wie „dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), dem Verpackungsgesetz (VerpackG), dem Elektrogesetz (ElektroG), der Gewerbe-Abfall-Verordnung (GewAbfV) und weiteren, wie etwa dem Bayerische Abfallwirtschaftsgesetz und der städtischen Abfallwirtschaftssatzung“ gesetzlich vorgeschrieben sind. Sie bestätigt zudem, dass in besonders schwerwiegenden Fällen auch Bußgelder verhängt werden könnten.
In diesem Zusammenhang wird aber immer wieder Kritik laut, dass die Regelung ohne eine ausführende Gewalt, die das regelmäßig überprüft, nicht effektiv sei. Obwohl eine umfassende Kontrolle zwar schwierig wäre, würden vermutlich deutlich mehr Menschen und auch Unternehmen eine striktere Mülltrennung durchführen, wenn Verstöße kontrolliert und auch konsequent sanktioniert werden würden.
Bessere Welt ohne Gelben Sack?
Vergleicht man nun das Mülltrennungssystem der Stadt mit dem des Landkreises, erscheint das städtische zunächst effektiver, da es vermuten lässt, dass die einfachere Art und Weise der Mülltrennung mehr Bürgerinnen und Bürger auch tatsächlich zur Trennung bewegen würde. Im Gegensatz dazu könnten manche Landkreisbewohner:innen dazu neigen, vieles aus Bequemlichkeit in den Restmüll zu werfen, da es einen deutlich höheren Aufwand bedeuten würde, den Müll separiert bei sich zuhause zu lagern, um ihn anschließend regelmäßig zum Wertstoffhof zu fahren.
„Betrachtet man aber den Optimalzustand, dass Bürgerinnen und Bürger, denen die Umwelt am Herzen liegt, auch immer zum Wertstoffhof fahren, dann bietet das System des Landkreises die deutlich effektivere Möglichkeit, die Umwelt durch Mülltrennung zu verbessern“, meint Bernhard Rank vom Meindl Entsorgungsservice. Als Beispiel hierfür nennt er den Plastikmüll, der für den Experten ein besonders diffiziles Thema darstellt, da den aktuellen Systemen aufgrund der großen Vielfalt an Kunststoffen die Unterscheidung noch sehr schwer falle. Daher sei auch die Recyclingquote bei Plastik im Moment in Deutschland noch gering. Er kritisiert dabei, dass zu viele verschiedene Kunststoffe in den Gelben Sack geworfen werden, die im Nachhinein von den Maschinen nicht erkannt und so auch nicht recycelt werden könnten: „In den Gelben Sack kommen beispielsweise sowohl Kunststoffhohlkörper, Alufolien, Aludeckel, Kronkorken, Schwerplastik, Styropor oder leichte Folien zusammen. Im Landkreis müssen diese Materialien hingegen getrennt zum Wertstoffhof gebracht werden, wodurch auch die Weiterverarbeitung erleichtert wird“, argumentiert Rank.
Thomas Weingart, stellvertretender Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft im Landkreis Regensburg, ist der Auffassung, dass grundsätzlich alle Abfallwirtschaftskonzepte und so auch jedes Erfassungssystem für Leichtverpackungen – also Wertstoffhöfe, Wertstofftonne, Gelbe Tonne, Gelber Sack – Vor- und Nachteile hätten, spricht sich aber auch für das „aufwändigere“ Containersammelsystem auf Wertstoffhöfen aus: „Unserer Ansicht nach trägt es dazu bei, die gesammelten Verpackungen angesichts der sehr geringen Fremdanteile optimal zu verwerten.“ Die Sammlung mit Gelben Säcken habe hingegen eine sehr hohe Fehlwurfquote, etwa 40 bis 60 Prozent. Diese Fehlwürfe seien nicht (mehr) stofflich, sondern nur noch teuer thermisch verwertbar.
Mit der Befürchtung konfrontiert, dass manche Landkreisbewohner:innen Kunststoff-Abfälle aus Bequemlichkeitsgründen im Restmüll entsorgen könnten, äußert sich seine Kollegin Yvonne Hruby jedoch optimistisch: „Restmülltonnen werden von den Müllwerkern stichprobenartig kontrolliert und können bei Falschbefüllung stehen gelassen werden. Bei einer schwerwiegenden und/oder wiederholten Falschbenutzung – etwa zu viele Verpackungen und/oder Wertstoffe im Restmüll – werden in Einzelfällen auch Bußgelder verhängt.“ Darüber hinaus betont sie auch, dass sie eine große Eigenverantwortung der Bürger:innen beobachte, da das Abfallwirtschaftskonzept des Landkreises eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung habe.
„Geht man davon aus, dass jeder mit relativ wenig Aufwand die Sachen zum Wertstoffhof bringen kann, wäre in diesem Fall also die getrennte Sammlung im Landkreis der gemischten Sammlung der Stadt vorzuziehen“, lautet daher auch das Fazit des Entsorgungsexperten Rank. Fraglich bleibt jedoch, ob dieses System in der Stadt so überhaupt umsetzbar wäre. Rank kann sich vorstellen, dass in Ballungsräumen wie Städten aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Fläche, um die verschiedenen Müllsorten zu lagern, ein Gelber Sack eingeführt wurde. Das bestätigt auch Obermeier-Kundel von der Stadt Regensburg: „Dass sich die Stadt zur Entsorgung der Wertstoffe für das System des Gelben Sacks entschieden hat, geht auf eine 1992 beauftragte Müllanalyse zurück. Das Gutachten riet damals dazu, auf ein System mit Gelben Tonnen aufgrund des Platzmangels in der Altstadt zu verzichten. Eine Entsorgung über dezentrale Wertstoffhöfe wiederum wurde für eine Großstadt als nicht adäquat erachtet.“
Der Mythos der großen Einheitsgrube
Gleichzeitig kursiert immer wieder das Gerücht, dass Mülltrennung sowieso nichts bringe, weil am Ende angeblich wieder alles zusammengeworfen werde. Das schließt Rank allerdings aus, da jede Abfallsorte einen vollkommen unterschiedlichen Weg nehme. Er erklärt allerdings auch, dass der Restmüll im Nachhinein nicht mehr aufwändig sortiert werde und so, wie er sei, in die Verbrennungsanlage käme. Aus diesem Grund appelliert der Entsorgungsexperte im Sinne der Umwelt an jede:n Einzelnen, den Müll zuhause möglichst gut vorzusortieren und zu trennen.
Rank möchte in diesem Zusammenhang auch den Mythos vom zusammengeworfenen Glas aufklären: „Viele denken, wenn wir Glas holen, dass Weiß-, Braun- und Grünglas alles in eine LKW-Ladung kommt und somit wieder zusammengeschmissen wird. Tatsächlich sind in dem großen Container jedoch verschiedene Kammern für die unterschiedlichen Glassorten integriert.“ Deshalb sollte laut Rank auf eine korrekte Trennung geachtet werden, denn „wenn etwa Weißglas – was hochwertiger ist – einen zu hohen Grün- oder Braunanteil hat, wird das Weißglas ‚vermischt‘, wodurch es im Nachhinein schlecht wieder als reines Weißglas verwendet werden kann.“
Was passiert mit meinem Müll?
Nur die wenigsten wissen, was mit unserem Restmüll passiert, nachdem wir ihn in die schwarze Tonne vor dem Haus geworfen haben. Der Restmüll (Siedlungsmüll) wird im Landkreis durch die Firma Meindl und in der Stadt durch das Fuhramt Regensburg zusammengetragen. Anschließend wird er in Haselbach in die Umlade gekippt. Ohne einer weiteren Kontrolle unterzogen zu werden, gelangt der Müll also in die Müllumladestation. In Haselbach wird der Müll zunächst gepresst und kommt dann in einen Wagon. Im nächsten Schritt wird er nach Schwandorf zum ZMS, also dem Zweckverband Müllverwertung Schwandorf, gebracht. Einen großen Teil seines Mülls bekommt dieser dabei übers Bahnnetz. Mit einem riesigen Kran werde der Wagon dann ausgehängt, in einen extrem großen Bunker gekippt und zuletzt durch Angestellte von oben grob gesichtet.
Danach geht das Ganze in einen Ofen, der in etwa so groß wie ein Haus ist und in dem extrem hohe Temperaturen herrschen. Dabei entsteht eine Restschlacke, die wiederum beprobt werden muss und folglich ausschlaggebend für die weitere Behandlung ist. Wenn etwa sehr viele Matratzen verbrannt werden, dann hätte die Schlacke andere Restinhaltsstoffe, als wenn ausschließlich fälschlich im Restmüll entsorgte Joghurtbecher enthalten wären. Auf Grundlage des Analyseergebnisses der Restschlacke wird also über die Weiterbehandlung entschieden – ein Teil geht zur Sondermüllverbrennung, wieder andere erfüllen Kriterien für eine Deponieklasse.
Abhilfe für geringe Recyclingquoten
Wenn auch der Weg, den der Müll nimmt, stark reglementiert und gut strukturiert ist, bleibt die Frage, wie viel die Müllverbrennung sowie das Recycling tatsächlich für den Schutz unseres Klimas bewirken. Waltraud Galaske vom BUND Naturschutz in Bayern erläutert, dass im Falle von Papier, Glas und magnetischem Eisenmetall der Anteil der Verwertung sehr hoch sei. Weil diese Stoffe leicht zu erkennen, zu trennen oder auszusortieren seien, werde hier ein Wert von etwa 90 Prozent erreicht. Auch die Umweltexpertin betont, dass die Recyclingquote bei Kunststoffen mit 17 Prozent deutlich schlechter ausfalle. Als Grund gibt sie an, dass es sehr viele unterschiedliche Sorten gebe, viele Verbundverpackungen am Markt seien und die Trennung daher schwierig sei.
Betrachtet man die Auswertungen aus Bayern im Jahr 2020, beträgt der angefallene Restmüll insgesamt 33 Prozent vom Gesamtabfall. „Die anderen 67 Prozent werden zur Verwertung getrennt erfasst. 30 Prozent sind Biomüll und Grüngut, 13 Prozent sind Verpackungen und die weiteren 24 Prozent sind unter anderem Papier, Glas, Metall, Holz und Altkleider“, erläutert Galaske und kritisiert, dass ihrer Meinung nach immer noch zu viele Wertstoffe in die Restmülltonne wanderten. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich im Restmüll noch viele verwertbare Stoffe befänden.
Lesen Sie hier auch: Was muss in den Gelben Sack? Konkrete Tipps zur Mülltrennung.
Vorbehandlung: Sinnvoll für Wirtschaft und Klimaschutz
Rank bestätigt in diesem Zusammenhang, dass besonders in Abfallcontainern gewerblicher Kunden viele wertvolle Stoffe enthalten seien, diese aus dem Grund allerdings auch ins Regensburger Recyclingzentrum gebracht und dort vorbehandelt würden: „Vorbehandlung heißt im Abfallrecht, dass der Abfall sortiert wird. So finden Entsorgerbetriebe oft hochwertige Metalle, Folien, Verbundmaterialien oder Hölzer.“ Hierfür braucht man einen sogenannten Vorbehandlungsstatus. Machen Entsorger das nicht, dann geht der Inhalt so eins zu eins zur Müllverbrennungsanlage. Tatsächlich ist die Vorbehandlung neben Gründen des Klimaschutzes aber auch wirtschaftlich sinnvoll, um Wertstoffe zu generieren. Herkömmlicher Siedlungsmüll aus privaten Haushalten oder beispielsweise Altenheimen enthält im Gegensatz dazu relativ viel organischen Müll wie etwa Windeln, OBs, Corona-Tests oder auch Speisereste, wo eine Nachsortierung wenig Sinn macht.
In Bezug auf Biomüll gibt Rank noch den Tipp, dass es optimal wäre, wenn möglichst viele ihren eigenen Biomüll in Form eines Komposthaufens im Garten hätten. Ein weiteres Beispiel für erfolgreiches Recycling stellen Reifen dar: Knapp zwei Drittel der anfallenden Altreifen werden stofflich verwertet. Diese werden zu Granulaten und Gummimehl verarbeitet und beispielsweise in den Spielrasen eines Fußballplatzes verbaut.
Messbarer Klimaschutz – bedroht von der Politik
Insbesondere Recycling, aber auch Energetische Verwertung weisen große Vorteile für den Klimaschutz auf, da die Materialien wiederverwertet werden und giftige oder schlecht abbaubare Stoffe nicht in die Umwelt oder ins Wasser gelangen: „Durch Recycling wird im Vergleich zum Einsatz von Primärstoffen außerdem Energie eingespart und somit die Freisetzung von CO2 verringert. Auch die Müllverbrennungsanlage hat einen großen Vorteil, da diese im Vergleich zur Deponie die Freisetzung von Methan vermeidet“, erläutert Obermeier-Kundel. Dr. Julia Vogel vom Umweltbundesamt betont in diesem Zusammenhang, dass „es die primäre Aufgabe der Abfallverbrennung ist, die nicht zu vermeidenden und nichtverwertbaren Abfälle schadlos und ordnungsgemäß zu entsorgen. Die Müllverbrennung leistet also die Entsorgungssicherheit, die in einer an Material- und Ressourceneffizienz orientierten Kreislaufwirtschaft erforderlich ist.“
Laut Umweltbundesamt belastete 1990 die Abfallwirtschaft das Klima noch mit gut 38 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten – drei Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in Deutschland. Bei Messungen im Jahr 2015 wurde ein deutlich geringerer Wert von rund elf Mio. t CO2-Äquivalente erreicht und damit etwa 27 Mio. t CO2-Äquivalente weniger als 1990. So konnte die Abfallwirtschaft im Zeitraum von 1990 bis 2015 rund 324 Mio. t CO2-Äquivalente gegenüber dem Niveau vom Anfang der 90er Jahre einsparen. Als ursächlich hierfür bezeichnet das Umweltbundesamt in erster Linie das Aus für die Deponierung unbehandelter Siedlungsabfälle sowie eine verstärkte stoffliche und energetische Nutzung der Abfälle.
An dieser Stelle ist auch die Politik gefragt. Mit geeigneten Regelungen und Vorgaben, welche Stoffe insbesondere die Industrie verwenden darf, könnte ein wichtiger Beitrag für den Umweltschutz erfolgen. Das Wichtigste ist in diesem Zusammenhang dann auch der tatsächliche Vollzug bei Verstößen. Ein Beispiel hierfür ist der Hausbau: Manche Ziegel sind mit Mineralwolle gefüllt, wobei deren schlussendliche Verwertung nicht geklärt ist, da noch kein offizieller Verwertungsweg festgelegt wurde.
Vorreiter mit Verbesserungspotential
Deutschland und Bayern verfügen jedoch bereits über gute Systeme zur Abfallentsorgung sowie -verwertung und können so tatsächlich einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz leisten. Trotzdem bleibt insbesondere in Bezug auf Plastikmüll noch großes Verbesserungspotential. Auch Rank findet, dass Deutschland insgesamt relativ gut dastehe. „Beim Thema Müll besteht allerdings noch Optimierungsbedarf. Aber wir in Deutschland sind im Verhältnis zu anderen Ländern sehr gut unterwegs.“ Zeitgleich wird außerdem laufend daran gearbeitet, neue Recyclingtechniken und in Bezug auf Kunststoffe Scanner zu entwickeln, die zukünftig eine noch bessere Recyclingquote – auch im Bereich Plastik – erreichen. Um den Systemen und Maschinen die Arbeit zu erleichtern, arbeiten auch die Kommunen laufend an ihren Abfallwirtschaftskonzepten. So hat etwa auch der Landkreis Regensburg bereits ein Gutachten beauftragt, um möglicherweise weitere Optimierungspotentiale zu prüfen. „Soweit der derzeit laufende Meinungsbildungsprozess dies ergibt, werden die zuständigen Beschlussgremien des Landkreises über mögliche Anpassungen des Abfallwirtschaftskonzeptes entscheiden“, erläutert Weingart von der Abfallwirtschaft des Landkreises.
Bewohner sehen Nachbesserungsbedarf der Wertstoffhöfe
Und das nicht ohne Grund, denn nicht unbedingt jeder ist mit dem aktuellen System im Landkreis zufrieden. Auf Rückfrage bei den Bewohner:innen im Landkreis Regensburg äußern sich diese teilweise kritisch gegenüber dem aktuellen Bringsystem. Einige sprechen sich sogar explizit für ein Abholsystem in Form einer Gelben Tonne oder eines Gelben Sacks aus. Nachbesserungsbedarf sehen die Landkreisbewohner:innen auch bei den Öffnungszeiten der Wertstoffhöfe. Wenn beispielsweise lange Schlangen und Wartezeiten durch eine Erweiterung der bestehenden Öffnungszeiten vermieden werden würden, könnten sich mit Sicherheit auch die Kritiker dazu motivieren lassen, den Müll getrennt aufzubewahren und regelmäßig zum Wertstoffhof zu fahren. Bezüglich der Verunsicherung über die korrekte Trennung der verschiedenen Kunststoffarten finden Bürger:innen auf der Webseite des Landkreises Regensburg unter dem Navigationspunkt Bürgerservice/Abfallratgeber zumindest ein kleinwenig Abhilfe.
Jede:r Einzelne hat Einfluss
Neben ausgereifter Recycling- sowie Abfallwirtschaftssysteme bleibt aber nach wie vor die Trennung, die vorab in den Haushalten geschieht, von zentraler Bedeutung, um eine optimale Müllverwertung überhaupt möglich zu machen. Aus diesem Grund hat jede:r die Möglichkeit, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem er oder sie den anfallenden Müll nach bestem Wissen und Gewissen trennt. Für viele ist das jedoch nicht immer einfach.
Aufgrund der vielen offenen Fragen und dem dringenden Handlungsbedarf gibt es in den kommenden filter-Ausgaben sowohl Hintergrundwissen und Erläuterungen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz als auch konkrete Tipps und Tricks, wie jede:r Einzelne etwas dazu beitragen kann, unseren Planeten zu schützen.
Im Juni und Juli finden in Regensburg die Nachhaltigkeitswochen statt. Alle Infomationen hierzu finden Sie hier.
Marina Triebswetter | filterVERLAG