In Weiden i. d. OPf. hatte ein 65-jährige Frau am Dienstag mehrere Personen verletzt und wurde daraufhin festgenommen. Gegen die Beschuldigte erging am Mittwoch ein Unterbringungsbefehl. Das Polizeipräsidium Oberpfalz gibt neue Einzelheiten bekannt und sucht dringend Zeugen zum Tathergang.
Wie bereits berichtet wurde am Dienstag, 23. August, gegen 11.54 Uhr der Polizei mitgeteilt, dass eine Frau am Unteren Markt mehrere Personen mit einem schwertähnlichen Gegenstand verletzt haben soll, woraufhin es zu einem Großeinsatz der Polizei kam. Die mutmaßliche Täterin wurde mittlerweile richterlich angehört.
Der aktuelle Ermittlungsstand zum Tatablauf
Nach den bisherigen Ermittlungen fuhr eine 65-jährige Frau mit deutscher Staatsangehörigkeit und Wohnsitz im östlichen Landkreis Neustadt a.d.Waldnaab mit ihrem Auto, ein schwarzer Dacia Sandero Stepway, kurz vor Mittag in der belebten Fußgängerzone „Unterer Markt“ in Weiden i.d.OPf. vor. Sie stieg aus dem Fahrzeug und hatte dabei einen knapp 90 cm langen Degen (Klingenlänge 72 cm) in der Hand. In der Folge ist es zu einem unvermittelten Angriff auf drei Männer gekommen, die zufällig gemeinsam fußläufig an der Örtlichkeit unterwegs waren. Die Männer sind 46, 58 und 61 Jahre alt und jeweils deutsche Staatsangehörige. Es entwickelte sich dadurch eine körperliche Auseinandersetzung mit der Frau. Ein 23-jähriger deutscher Angestellter einer benachbarten Gaststätte bemerkte den Angriff und eilte zu Hilfe. Gemeinsam brachten die Männer die bewaffnete Frau zu Boden und hielten sie bis zum Eintreffen der Polizei wenige Minuten später fest. Die Ursprungsmeldung zur Tat finden Sie hier, das erste Update der Einsatzkräfte hier.
Der 46-Jährige erlitt durch den Degen leichtere Verletzungen durch einen oberflächlichen Schnitt am Hals. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und konnte dieses noch am selben Tag verlassen. Der 61-Jährige erlitt eine Schnittverletzung am Arm, die operativ behandelt werden musste. Er befindet sich noch in stationärer Behandlung und gilt deshalb als schwer verletzt. Der 23-jährige Helfer erlitt leichte Verletzungen durch Kratzer. Der 58-Jährige blieb körperlich unverletzt.
Tatverdächtige wurde untergebracht – Tatverdacht versuchter Mord
Die Beschuldigte wurde noch am selben Tag in einer Fachklinik untergebracht und es wurde zwischenzeitlich eine erste psychiatrische Begutachtung vorgenommen. Es besteht der Verdacht, dass eine psychische Erkrankung bei der Verdächtigen vorliegen könnte.
Am heutigen Mittwoch, 24. August, wurde die 65-jährige Beschuldigte richterlich angehört. Der zuständige Ermittlungsrichter erließ daraufhin einen Unterbringungsbefehl, vor allem wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung gegen die Frau. Es besteht ferner der Verdacht eines Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Die Beschuldigte wird deshalb in einer Fachklinik untergebracht. Es wird darauf hingewiesen, dass dies lediglich den momentanen Kenntnisstand darstellt und sich im weiteren Verlauf Änderungen durch die fortschreitenden Ermittlungen und ggf. durch weitere Gutachten ergeben können.
Weitere Tat im Vorfeld gemeldet
Etwa zeitgleich mit der Tat am Unteren Markt wurde bei der Polizei in Vohenstrauß ein Vorfall zur Anzeige gebracht, der sich gegen 11.20 Uhr in Vohenstrauß ereignet hatte. Offenbar hatte dort die Beschuldigte vor einer Apotheke versucht, einen 63-jährigen Mann mit deutscher Staatsangehörigkeit grundlos, möglicherweise mit dem sichergestellten Degen, zu verletzen. Der Mann erlitt lediglich eine Hautrötung.
Noch früher, gegen 06.30 Uhr, kam die Beschuldigte zur Polizeiinspektion Vohenstrauß. Dort meldete sie, dass sie sich Sorgen um eine Nachbarin mache, die sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Eine Überprüfung ergab, dass mit dieser alles in Ordnung war. Hinweise auf die bevorstehenden Taten ergaben sich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Weiden i.d.OPf. führen Ermittlungen
Die Kriminalpolizeiinspektion Weiden i.d.OPf. gründete zur Aufklärung der Geschehnisse noch am Dienstag die 30-köpfige Sonderkommission (Soko) „Altes Rathaus“. Die Ermittlungen werden unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Weiden i.d.OPf. geführt. Bisher wurde eine Vielzahl von Zeugen befragt und eine hohe Anzahl von Spuren gesichert. In dem Fahrzeug der Frau fanden die Ermittler zwischenzeitlich noch weitere gefährliche Gegenstände, wie zwei Macheten, mehrere Messer und eine Axt.
Das Auto der Tatverdächtigen (Foto: KPI Weiden i.d.OPf.)
Upload-Portal der Polizei
Die Polizei bittet, keine Videos oder Bilder in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, sondern diese der Polizei für die Ermittlungen zur Verfügung zu stellen. Hierzu wurde eigens ein Upload-Portal der Polizei geschaltet, das unter folgendem Link erreicht werden kann: Link zum Uploadportal.
Insbesondere vom Befahren des Fahrzeugs der Fußgängerzone beziehungsweise aus der unmittelbaren Umgebung des Geschehens im Zeitraum von 11.30 Uhr bis 12.00 Uhr, bitten die Ermittler, Video- und Fotomaterial möglichst umgehend über dieses Upload-Formular der Polizei zur Verfügung zu stellen.
Weitere Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Weiden unter Rufnummer 0961 401 22 22 entgegen.
Polizeipräsident Norbert Zink dankt couragierten Helfern
„Durch das beherzte Einschreiten von Helfern, die sofortige Verständigung des Polizeinotrufs und das schnelle Eintreffen der Einsatzkräfte konnte womöglich Schlimmeres verhindert werden. Ich habe größten Respekt vor dem Einsatz aller Beteiligten. Das war hervorragende Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und Polizei sowie ein Paradebeispiel für Zivilcourage. Den Verletzten wünsche ich eine baldige Genesung“, sagte der Polizeipräsident der Oberpfalz Norbert Zink am Tag nach der Tat.
Polizeipräsidium Oberpfalz / RNRed