Knapp 1.000 Tiere wurden 2022 aus illegalen Transporten, Zuchten oder bei illegalen Verkäufen entdeckt. Das geht aus der Jahresbilanz einer großen Tierschutzorganisation hervor. In einzelnen Fällen werden online Preise von rund 10.000 Euro pro Tier aufgerufen.
Der illegale Welpenhandel bleibt ein großes Tier- und Verbraucher:innenschutzproblem: VIER PFOTEN verzeichnet für das vergangene Jahr 975 Tiere, die in 114 Fällen beschlagnahmt wurden. In Bayern und Nordrhein-Westfalen konnten 2022 besonders viele illegale Tiere entdeckt werden: 30 Prozent beziehungsweise 22 Prozent aller Fälle. Erst vor Kurzem wurden in der bayerischen Grenzregion vier Verdächtige wegen der Beteiligung an illegalem Welpenhandel in über 150 Fällen angeklagt.
Bilanz bleibt erschreckend
Während Tierheime in ganz Deutschland hoffnungslos überfüllt sind, werden laut der globalen Stiftung für Tierschutz jeden Monat mehrere zehntausend Welpen auf Online-Plattformen zum Kauf angeboten. Besonders kleine Rassen sind weiterhin beliebt. Dazu sagt Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN: „Auch in diesem Jahr ist die Bilanz beschlagnahmter Tiere aus illegalem Welpenhandel erschreckend: 975 Tiere – viele von ihnen waren zu jung oder krank und häufig nicht ausreichend geimpft. Unsere Recherchen zeigen klar: Das perfide Geschäft mit illegalen Welpen ist weiter ein massives Problem.“
Auf den drei größten deutschen Online-Plattformen Ebay Kleinanzeigen, Quoka und Deine Tierwelt seien durchschnittlich monatlich rund 19.000 Anzeigen aktiv gewesen, in denen Welpen zum Kauf angeboten wurden. „Dabei wurden auch vergangenes Jahr häufig Preise zwischen 2.000 und 5.500 Euro pro Tier verlangt. Der illegale Welpenhandel bleibt ein höchstlukratives Geschäft für Kriminelle“, schließt die Expertin.
Französische Bulldoggen, Chihuahuas, Pomeranians und Labradore sehr beliebt
Omelyanovskaya von VIER PFOTEN fordert von der Politik: „Die Ampel-Koalition muss die im Koalitionsvertrag vereinbarten Vorhaben dringend umsetzen. Nur durch die Einführung einer verpflichtenden, bundesweiten Kennzeichnung und Registrierung sowie einer lückenlosen Identitätsprüfung auf allen Online-Plattformen kann Tierleid verhindert werden.“
Tierheime in ganz Deutschland stoßen längst an ihre Kapazitätsgrenzen. Viele Tiere, darunter auch sogenannte Corona-Hunde, die unbedacht während der Pandemie angeschafft wurden, warten dort sehnlichst auf ein neues Zuhause. Gleichzeitig wurden auch 2022 wieder besonders viele Hunde über Online-Plattformen zum Kauf angeboten. So konnte VIER PFOTEN im Durchschnitt monatlich rund 19.000 Welpen-Inserate gleichzeitig auf den drei größten deutschen Online-Plattformen Ebay Kleinanzeigen, Quoka und Deine Tierwelt zählen. Besonders beliebt waren im vergangenen Jahr (in absteigender Reihenfolge): Französische Bulldoggen, Chihuahuas und Pomeranians gleichauf mit Labradoren.
Spitzenpreis von 10.000 Euro pro Tier entdeckt
Insbesondere Trendrassen werden zu Preisen von mehreren Tausend Euro pro Tier auf Kleinanzeigen-Portalen angeboten: Häufig wurden laut VIER PFOTEN im Jahr 2022 Preise zwischen 2.000 und 5.500 Euro pro Welpen aufgerufen. Zum Jahresende konnte die Tierschutzorganisation zudem auf Deine Tierwelt ein Angebotspreis von 10.000 Euro für einen Welpen der Rasse Französische Bulldogge dokumentieren. Ein solch extrem hoher Preis lässt sich möglicherweise durch eine seltene Fell- oder Augenfarbe erklären. Auch kriminelle Händler:innen haben sich längst an den Markt angepasst und verkaufen Hunde aus illegalem Handel zu hohen Preisen. Sie nutzen das große Interesse an Hundewelpen und die Ahnungslosigkeit einiger Käufer:innen, um mit Hilfe von niedlichen Bildern und falschen Informationen zu junge und teilweise todkranke Tiere aus dem Ausland über unregulierte Online-Plattformen anzubieten.
236 Verdachtsfälle des illegalen Welpenhandels über VIER PFOTEN Meldetool
Im Jahr 2022 wurden der globalen Tierschutzstiftung 236 Verdachtsfälle von illegalem Welpenhandel über das VIER PFOTEN Meldetool gemeldet. Hier können Betroffene und Zeug:innen von Fällen illegalen Handels mit Welpen berichten. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der gemeldeten Fälle auf einem ähnlich hohen Niveau geblieben (2021 wurden über das Tool 257 Fälle gemeldet). Rund 65 Prozent aller über das Tool gemeldeten Fälle betrafen den Online-Handel. Diese Zahl untermauert, dass Kleinanzeigen-Plattformen und soziale Medien die Hauptverkaufskanäle für illegal gehandelte Welpen sind. Die Anonymität macht das illegale Geschäft mit den Welpen extrem lukrativ, denn die kriminellen Händler:innen müssen nur in den seltensten Fällen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.
VIER PFOTEN / RNRed