Das Ende des 9-Euro-Tickets ist gekommen. Regensburger Nachrichten hat sich mit Vertretern der Jugendorganistationen der großen Parteien unterhalten und Meinungen über eine mögliche Fortführung eingeholt. Die Ansichten von FDP, SPD, Grünen und Union in der Übersicht.
Seit Anfang Juni konnten Bürger:innen das 9-Euro-Ticket im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) und Regionalverkehr nutzen, welches aber jetzt Ende August ausläuft. Christian Lindner bezeichnet im Interview mit der Augsburger Allgemeinen die Weiterführung des 9-Euro-Tickets als „nicht fair“ und steht damit in starker Kritik. Gerade junge Leuten sprechen sich für eine Weiterführung aus, weil es nicht nur Umweltaspekte betreffend eine effiziente Lösung ist, sondern auch regionale Grenzen zwischen den Verkehrsverbänden auflöst. Die Jugendorganisationen sind überwiegend gegen das Ende des Tickets.
Klimaschutz an erster Stelle
Für die Jusos stehe fest, dass das 9-Euro-Ticket ein voller Erfolg war und sowohl Klimaschutz als auch finanzielle Entlastung der Bürger:innen vereint. „Der Sommer hat gezeigt, dass wir schon jetzt vom Klimawandel getroffen werden. Meldungen von Fluten, Waldbränden und Wassermangel dominieren die Nachrichten. Der Sommer hat auch gezeigt, dass trotz Verspätungen, langen Fahrten und vollen Zügen die Menschen bereit sind, den ÖPNV zu nutzen – wenn sie es sich leisten können“, so Sophia Nebenführ, Vorsitzende der Jusos Regensburg. Wenn man den Klimaschutz ernst nehmen würde und mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden soll, dürfe Zugfahren kein Luxus bleiben und der ÖPNV nicht mehr stiefmütterlich behandelt werden, so die Jungensozialist:innen. Sie schließen sich dabei der Grünen Jugend an.
Verkehrswende braucht Reform
„Mit dem 9-Euro-Ticket haben wir ein unbürokratisches und einfaches Mittel geschaffen, um die Verkehrswende ökologisch und sozial zu gestalten. Diesen Erfolg dürfen wir nicht aufgeben!“, meint Ronja Künkler, Beisitzerin im Vorstand der Jusos Regensburg. Das 9-Euro-Ticket sei nicht das Zeichen einer Gratismentalität, sondern das Zeichen einer aktiven Politik, die gemeinsam mit den Bürger:innen die Weichen für die Verkehrswende stelle. Gerade angesichts der hohen Energiepreise sei diese finanzielle Entlastung auch aus sozialpolitischer Sicht dringend notwendig und bliebe es - mit Blick auf den Winter – auch, sagten die Jungsozialist:innen.
Der Co-Vorsitzende der Jungen Liberalen Regensburg Alexander Schaffer sieht das ähnlich: „Eine Lehre aus dem 9-Euro-Ticket ist, dass man sich Gedanken darüber machen sollte, eine generelle Ticket-Reform durchzubringen. Auch bei einem 29-Euro-Ticket stellt sich die Frage der Finanzierbarkeit. Möglicherweise würde aber mit einem Ausbau des Schienennetzes das Geld effektiver genutzt werden. Das ist sowohl für Pendler als auch für Reisende nützlich. Eine Schiene, die wirklich sicher funktioniert und pünktlich kommt, ist anzupeilen.“ Im Schienenverkehr müsse man sich von der reinen Marktorientierung lösen. Der Staat müsse akzeptieren, dass er gegebenenfalls eine Unterstützung der Verkehrsunternehmen vornehme, fügte Alexander Schaffer hinzu.
Finanzierbarkeit und Infrastruktur
Der Kreisvorsitzende der Jungen Union Regensburg Tim Helmes ist mit dem Ende des Konzepts nicht einverstanden: „Ich bedauere das Ende des 9-Euro-Tickets, da es gerade in Zeiten von Gasengpässen und steigender Inflation eine echte finanzielle Entlastung bietet. Außerdem entbürokratisiert das pauschale 9-Euro-Ticket den Tarifdschungel des ÖPNV und kommt, im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Fördermaßnahmen, auch tatsächlich beim Bürger an.“ Eine andere Perspektive bietet Alexander Schaffer von den Jungen Liberalen: „Wir haben da keine einheitliche Meinung über die Weiterführung des Tickets. Für uns ist primär wichtig, dass die Schiene ausgebaut wird, dass der ländliche Bereich mehr Anschluss bekommt, dass eine höhere Taktung entsteht und dann stellt sich zusätzlich die Frage mit der Gegenfinanzierbarkeit im Haushalt.“ Die Jungen Liberalen seien für das Ticket, wenn dieses finanzierbar wäre, aber in der aktuellen Lage würde eine bessere Infrastruktur wichtiger erscheinen, so der Co-Vorsitzende.
Kommt ein eues Ticket?
„Insbesondere vor dem Hintergrund der stark steigenden Lebenshaltungskosten ist ein kostengünstiges ÖPNV-Ticket dringend notwendig. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets sich stärker an den bereits bestehenden Studententickets orientiert“, schlägt Tim Helmes vor. Gerade für einkommensschwache Bürger ist das 9-Euro-Ticket eine willkommene Abwechslung, um zum Beispiel das Wochenende mit regionalen Ausflügen zu gestalten. Für die Durchsetzung der Weiterführung des Tickets demonstrieren die Jungen Sozialistin:innen am Mittwoch, dem 31. August, um 17.00 Uhr am Bahnhofsvorplatz in Regensburg.
RNRed