„60 bis 70 Prozent der Kinder einer vierten Klasse können heutzutage nicht schwimmen“, sagt Marco Kammermeier von der BRK Wasserwacht und erläutert, wie die Energiekrise die Situation noch verschärft. Die Jepsen Autogruppe hat deshalb mit Landrätin Tanja Schweiger eine große Charity-Aktion ins Leben gerufen.
Immer mehr Kinder können heutzutage nicht schwimmen. In Zeiten der Energiekrise hat sich die Situation noch verschärft. Deshalb hat die Jepsen Autogruppe gemeinsam mit Landrätin Tanja Schweiger und der örtlichen Wasserwacht des BRK eine Charity-Aktion ins Leben gerufen, um es auch Kindern sozial schwächerer Familien zu ermöglichen, schwimmen zu lernen. Geschäftsführer des Porschezentrums Philip Gadringer kam deshalb auch direkt auf seine Kunden zu, welche die Charity-Aktion gerne unterstützten. So war die Spendenbereitschaft hoch und Mehrheitsgesellschafterin Theresa Jepsen und Geschäftsführer der Jepsen Autogruppe Johannes Marx erhöhten die eingesammelte Summe noch auf 5.000 Euro. Landrätin Tanja Schweiger legte dann selbst auch nochmal 1.000 Euro drauf, sodass letztendlich 6.000 Spenden zusammen kamen. Marco Kammermeier – der als Einsatzleiter und Vorsitzender der Wasserwacht des BRK zudem in seiner Freizeit als Schwimmlehrer arbeitet – hat sich sehr über die große Spende gefreut und erklärt, warum Hilfen besonders in Zeiten der Energiekrise noch wichtiger wird.
50 Kindern schwimmen lernen – Wiederholung der Aktion angekündigt
Bei der Aktion kamen 5.000 Euro zusammen, mit denen circa 50 Kinder schwimmen lernen können. Die Mehrheitsgesellschafterin der Jepsen Autogruppe Theresa Jepsen überreichte gemeinsam mit Geschäftsführer Johannes Marx und Landrätin Tanja Schweiger den Spendencheck an Marco Kammermeier von der BRK Wasserwacht Regensburg. Jepsen betonte: „Schwimmkurse sind in der heutigen Zeit, in der die Eltern oft eingespannt sind, etwas ganz Tolles.“ Dabei kündigte die Jepsen Autogruppe bereits an, die Aktion wiederholen zu wollen.
Energiekrise macht Schwimmbädern zu schaffen
Aufgrund der steigenden Energiekosten haben die örtlichen Schwimmbäder derzeit besonders zu kämpfen. Die dadurch stark gestiegenen Betriebskosten zwingen viele dazu, diese entweder an die Kinder weiterzureichen oder die Bäder vorübergehend ganz zu schließen. Dadurch kann weniger Schwimmunterricht stattfinden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Badeunfälle laufend an.
„Für mich war Corona super“ – 150 statt 2.000 Kinder wegen Energiekrise
„Man sagt ja immer, dass Corona so schlecht war, aber für mich war Corona super, weil keiner im Bad war. Ich hab in der Corona-Zeit im Durchschnitt zwischen 1.500 und 3.000 Kindern das Schwimmen beigebracht. Jetzt mit der aktuellen Energiekrise sei es deutlich schwieriger. Die Wassertemperatur werde wegen der steigenden Preise runtergedreht und bei 25 Grad könne er mit einem Kind nicht schwimmen gehen: „Die frieren sofort und deshalb kann ich dann eben keine Schwimmkurse machen.“ Dieses Jahr habe er im Vergleich nur 150 Kinder gehabt, obwohl er in der Woche zwischen 20 und 100 E-Mails mit Anfragen bekomme.
Viele Einsätze am Guggenberger und Sarchinger Weiher und an der Donau
Alleine dieses Jahr gab es jedoch zwischen 10 und 15 Badeunfälle, dabei werden die Einsätze in keinem Fall weniger, sondern steigen sogar stetig an. „Wir sind ein Seenland und wenn wir gerufen werden sind es meisten Donau, Guggenberger, Sarchinger.“ Obwohl die meisten Eltern immer einen scharfen Blick auf ihre Kinder hätten, sei gerade für diese das Wasser immer anziehend.
Oft kein Schwimm-Unterricht an Schulen
Die Wasserwacht des BRK setzt deshalb vor allem auf Prävention. Marco Kammermeier berichtet, dass in einer vierten Klasse oft 60 bis 70 Prozent der Kinder nicht schwimmen könnten und betont: „Früher sind die Eltern mit dem Kind zum Schwimmen gegangen und haben sich die Zeit genommen. Heute ist Zeit Geld.“ Gleichzeitig könnten sich viele Eltern keinen Schwimmkurs leisten und der Schwimm-Unterricht an den Schulen werde nur unzureichend angeboten oder falle oft aus. „Früher gab es auch mehr Schwimmbäder, sodass die Möglichkeiten deutlich besser gegeben waren. Heute schließen immer mehr Bäder“, so Kammermeier.
„Ich würde am liebsten nichts verlangen“
„Dadurch dass aufgrund der Energiekrise alles teurer wird, können sich Familien, die sich wenig leisten können, jetzt noch weniger leisten. Und wer leidet am meisten: Das Kind!“ Deshalb sei es auch so wichtig, durch Aktionen wie diese auf diese Missstände aufmerksam zu machen. „Jedes Kind soll schwimmen können“, betont Kammermeier und ergänzt: „Am liebsten würde ich nichts verlangen, aber ich muss mein Bad natürlich auch zahlen. Das ist für mich das Schwierigste, dass in Einklang zu bringen. Ich möchte hier keinen Gewinn erwirtschaften. Mir geht es darum, dass Kinder schwimmen können müssen und am Schluss habe ich – auch wenn es vielleicht erst in zehn Jahren ist – weniger Einsätze“. Er sei froh, dass sie jedoch wenige Einsätze mit Kindern hätten, obwohl jeder Einsatz tragisch sei, betont Kammermeier.
Auffällige Tendenz: Badeunfälle betreffen überwiegend Männer
Die Erwachsenen, die jetzt nicht schwimmen können, sind genau diejenigen, die es als Kinder nie gelernt haben. Dabei hätte die Wasserwacht die meisten Einsätze bei Personen im Alter zwischen etwa 15 bis 35 Jahren: „Wahrscheinlich 90 Prozent männlicher, 10 Prozent weiblicher Anteil“, erläutert der Einsatzleiter und Vorsitzender der Wasserwacht. Zum einen würden sich gerade Erwachsene manchmal dafür schämen, nicht schwimmen zu können. Zum anderen beschreibt Kammermeier auch den Alkohol und den Druck der Gruppe als eine zentrale Rolle, dass auch Nichtschwimmer ins Wasser gehen und sich dadurch einer Gefahr aussetzen. Besonders ärgerlich für Kammermeier: Im Durchschnitt könnten Menschen in etwa zehn Stunden schwimmen lernen.
Kammermeier beschreibt seinen Job als Schwimmlehrer als Ausgleich zu seinem beruflichen Alltag im Management. „Ich bin selbst seitdem ich fünf Jahre alt bin bei einer BRK-Organisation und irgendwann zur Wasserwacht gekommen. Ich möchte auch etwas zurückgeben. Meine Motivation ist, dass ein Kind strahlend aus dem Becken steigt und sagt ‚Mama, jetzt kann ich endlich schwimmen‘“.
RNRed