Die Schlossfestspiele nähern sich ihrem Ende. Die Highlights werden deswegen aber nicht weniger. Die junge Sänger-Legende Gregory Porter gastierte im Schloss St. Emmeram und führte seine Band zu einem Sieg des Soul über die Sonnenhitze bei den Schlossfestspielen 2022. Eröffnet wurde der Abend vom Wiener Akustik-Trio „The Schick Sisters“.
Am bisher heißesten Tag des Jahres zauberten die Veranstalter der Schlossfestspiele mit Gregory Porter das nötige coole Flair aus dem Hut. Der „US-Star mit der unverkennbaren Ballonmütze“ – wie er angekündigt worden war – wusste am zweiten Mittwoch der Konzertreihe mit seiner unverwechselbaren Bariton-Stimme zu überzeugen. Mit einem Sack voll Charisma, seiner virtuosen Band und einer wichtigen Message eroberte Gregory Porter die Herzen seines Publikums. Unsere weiteren Konzertberichte von den diesjährigen Schllossfestspielen lesen sie hier (Otello Premiere) und hier (Ben Zucker).
Beeindruckende Stimmen aus Vienna: „The Schick Sisters“
Der Abend begann mit einem musikalischem Geheim-Tipp, der bald keiner mehr sein wird. „The Schick Sisters“ aus Wien sind drei Schwestern, die ihre Wurzeln in der Steiermark in Akustik-Songs mit Folk- und Soul-Einschlag verpacken. Dabei beeindruckt das komplette Trio nicht nur mit virtuosen Instrumentalspiel, sondern auch mit perfekt-gesungenen Dreiklangharmonien. Kontrabass, Akustikgitarre, Violine und eine kleine Bassdrum waren alles, was das Trio benötigte, um das Publikum in kurzer Zeit für den Haupt-Act des Abends warm zu spielen. Spontane Musikfreunde, die einen Eindruck von der Band kriegen wollen, haben heute in Passau die Chance dazu. Die Österreicherinnen sind am heutigen Donnerstag, den 21. Juli, um 20.00 Uhr im Scharfrichterhaus in Passau zu Gast.
Trotz kurzem Set ein fantastischer Auftritt: „The Schick Sisters“
Der Geist des Soul lebt
Nur ganz wenige Plätze im Schlosshof blieben leer, als die fünfköpfige Band von Gregory Porter unter Applaus die Bühne betrat. Länger als nur die beiden Corona-Jahre hatten Musiker und Zuschauer auf diesen Moment gewartet. Die Erwartungen waren hoch – und sie wurden übertroffen. Auch bei Gregory Porter selbst: „Was für eine Kulisse! Ich habe hier die vielleicht schönste Garderobe, die ich jemals hatte”, scherzte der Amerikaner, der trotz Temperaturen jenseits der 36 Grad in schickem Zwirn mit seiner ikonischen Mütze auf der Bühne stand. Auch kulinarisch scheint man sich gut um den Sänger gekümmert zu haben, lobte er doch kurz darauf auch das lokale Bier und die Regensburger Bratwürste.
Coole Beats, coolere Typen
Porters Band lieferte das Fundament für seine Zeitreise zurück in die Hochzeiten des Soul. Der Sänger, der im Laufe des Abends mit dem einen oder anderen Cover Tribut an seine großen Vorbilder zollte, musste sich dabei jedoch überhaupt nicht vor diesen verstecken. Drums, (Kontra-)Bass, Saxofon, Piano und elektronische Orgel waren hochkarätig besetzt und lieferten sich einem Sängerwettstreit gleich wechselnde Auftritte mit virtuosen Soli, die vom Publikum mit tosendem Applaus bedacht wurden. Die zwei Jahre Pandemie-Pause hätten ihm Zeit gegeben, sich auf das wesentliche zurückzubesinnen, erklärte der Sänger. Die eigenen Liebsten um sich haben zu können, das sei am wichtigsten. Geld auf der Bank, Diamantringe und schicke Autos seien dagegen unwichtig, betonte Porter – und das trotz BMW-Sponsoring, schob der Sänger scherzend nach.
„Hey Laura“
Die Verantwortlichen hatten spontan beschlossen, eine kurze Pause in den Abend zu setzen, um Band und Publikum die Chance zu geben, sich vor dem großen Finale noch einmal mit Erfrischungen zu versorgen. Das gab Gregory Porter die Möglichkeit, seine Fans mit einem absoluten Highlight des Abends in die Pause zu entlassen: Mit „Hey Laura“ spielte Porter einen seiner größten Hits. Die gefühlvolle Liebeserklärung sorgte für die eine oder andere rührende Szene im Publikum.
„Moon River“ unter sternenklarem Himmel
Auch nach der Pause war die Spiellaune von Porter und Band nicht kleiner geworden. Porter wusste neben seinen eigenen Klassikern wie „Liquid Spirit“ auch Cover wie das alles überragende „Moon River“ im Abend unterzubringen. Die Nummer, die ursprünglich für Audrey Hepburn in den 1960er Jahren geschrieben worden war, wurde schon von Legenden wie Louis Armstrong und James Last gecovert. Porters Version im Schlosshof von Thurn & Taxis wird sicherlich den meisten länger im Kopf und im Herzen bleiben.
Auch Gregory Porter lauschte gebannt dem Basssolo seines musikalischen Mitstreiters.
Schlossfestspiele 2022 – Noch bis Sonntag
Die Stardichte bei den Schlossfestspielen nimmt nicht ab. Auf unserem Instagram-Kanal können spontane Konzertgänger noch jeweils eine Karte für das heutige Konzert von David Garrett und dem morgigen Opernhighlight von Anna Netrebko & Yusif Eyvavzov gewinnen. Am Samstag steht dann mit James Blunt der vielleicht größte Star des diesjährigen Lineups auf der Bühne, bevor am Sonntag die „Sweet Soul Summer Night“ die Schlossfestspiele in die wohlverdiente Sommerpause schicken. Alle Informationen zu den Konzerten finden Sie hier.
Lucas Treffer / RNRed