Während immer mehr Tierheime verzweifelt sind, weil sie ihre Aufnahmekapazitäten längst überschritten haben, boomt der illegale Welpenhandel. Allein seit Beginn des Jahres wurden bereits 744 Tiere aus illegalem Welpenhandel sichergestellt, wobei Nordrhein-Westfalen und Bayern besonders betroffen sind.
Immer mehr Tierheime schlagen Alarm, dass sie ihre Aufnahmekapazitäten längst überschritten haben, während der illegale Welpenhandel ungebremst fortgesetzt wird. Die globale Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN registrierte seit Anfang dieses Jahres 744 sichergestellte Tiere aus illegalem Welpenhandel. Die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen sind nach wie vor Brennpunkte: In beiden Bundesländern zusammen konnten innerhalb der vergangenen neun Monate insgesamt 396 Welpen aus illegalem Handel, illegaler Zucht oder illegalen Transporten sichergestellt werden – mehr als die Hälfte aller Sicherstellungen bundesweit. Die Dunkelziffer im illegalen Welpenhandel dürfte laut der Tierschutzorganisation noch weit höher liegen.
Online-Welpenhandel: 63 Prozent mehr Welpen angeboten
Auch die steigende Zahl der online angebotenen Welpen ist laut VIER PFOTEN alarmierend: So wurden im September 2022 auf einer der größten Online-Plattformen im Vergleich zum Januar 2022 durchschnittlich 63 Prozent mehr Welpen angeboten. Auch auf der Online-Plattform Deine Tierwelt wurde eine steigende Anzahl von angebotenen Welpen festgestellt, hier stieg die Zahl der Inserate um 42 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang. Die am häufigsten online angebotenen Welpen sind Pomeranians, Chihuahuas, Labradore und Französische Bulldoggen.
Hinter niedlichen Bildern verbergen sich Angst, Schmerz und Leid
„Jeden Tag entscheiden sich Menschen dafür, einen Welpen online zu kaufen, obwohl die Konsequenzen häufig fatal sind – zum einen weil sich hinter vielen Inseraten mit niedlichen Welpen-Bildern in Wahrheit Angst, Schmerz und Tierleid verbergen, zum anderen weil Interessierte damit ein riesiges kriminelles Geschäft unterstützen“, betont Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere. Durchschnittlich stünden derzeit auf den größten deutschen Online-Plattformen mehrere tausend Welpen zum Verkauf – und die Weihnachtszeit, in der üblicherweise besonders viele Welpen angeboten und gekauft würden, stehe erst noch vor der Tür. Das erfülle die Tierschutzorganisation mit großer Sorge, so Omelyanovskaya weiter.
Trotz Versprechen immer noch keine Maßnahme seitens der Bundesregierung
„Dem illegalen Welpenhandel muss Einheit geboten werden. Dafür muss der Hauptverkaufskanal der Kriminellen, Online-Plattformen, zwingend reguliert werden“, fordert sie. Im vergangenen Jahr habe die Bundesregierung den Koalitionsvertrag unterzeichnet, in dem sie die Kontrolle von Online-Plattformen verspreche, doch noch immer gebe es keinerlei Maßnahmen. „Wir fordern die Politik auf, nicht länger zu warten und ein Gesetz zur zuverlässigen Identitätsprüfung von Verkäuferinnen und Verkäufern sowie eine bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht aller online angebotenen Hunde einzuführen, um dieses grausame Geschäft auf Kosten der Tiere endlich zu stoppen“, erklärt die Expertin.
VIER POFTEN / RNRed