Nach sechs durchaus erfolgreichen Jahren in der 2. Bundesliga steht der SSV Jahn Regensburg vor einem Neuanfang eine Liga tiefer. Denn neben dem Trainerteam und dem Sportdirektor wurde auch der Kader der Domstädter fast vollständig ausgetauscht. Wer alles neu ist und was man vom Jahn in der neuen Saison erwarten kann, lesen Sie in unserer Saisonvorschau.
Am morgigen Samstag, den 05. August, rollt im Jahnstadion endlich wieder der Ball, denn um 14:00 Uhr startet der SSV Jahn gegen die SpVgg Unterhaching in die neue Spielzeit. Dieses Mal allerdings nicht in der zweiten Liga, sondern in Deutschlands dritthöchster Spielklasse. Und wie es für Abstiege üblich ist, bringen sie einige Veränderungen und Neuerungen mit sich. Für den Verein und natürlich für die Fans. Wer wissen will, was sich beim Jahn während der Sommerpause so alles getan hat, und die Zeit bis zum Saisonstart noch ein wenig verkürzen möchte, dem bieten wir die passende Lektüre.
Abstieg 2023 insgesamt verdient
Zur vergangenen Abstiegssaison wurde bereits viel geschrieben und analysiert. Nach dem guten Saisonstart und einer insgesamt passablen Hinrunde folgte eine komplett misslungene Rückrunde, die den Klassenerhalt nach und nach unwahrscheinlicher werden ließ. Auch der (zu späte) Wechsel auf der Trainerposition von Mersad Selimbegovic zu Joe Enochs kurz vor Saisonende konnte nichts mehr bewirken. Und so lässt sich konstatieren, dass der Abstieg zwar ohne Frage eine Verkettung unglücklicher Umstände war, es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass der Verein selbst viele Fehler gemacht hat, wodurch der Abstieg letztendlich verdient war.
Was ist alles neu beim Jahn
Nun steht also ein Neuanfang in der dritten Liga an – und das mit einem fast komplett neuen Kader im Vergleich zur Abstiegssaison. Und steuern soll ihn der mit der Liga bereits vertraute Chef-Trainer Joe Enochs (über 200 Drittliga-Spiele Erfahrung). Mit seinen beiden neuen Co-Trainern Andreas Patz und Philipp Paintner sowie Ex-Profi Philipp Tschauner als Torwart-Trainer hat der 51-jährige Übungsleiter auch einen überaus kompetenten Trainerstab zur Verfügung. Doch die wahrscheinlich prominenteste Neuerung fand weder auf der Trainerposition noch im Spielerkader statt. Mit Achim Beierlorzer kehrte nämlich ein alter Bekannter nach Regensburg zurück, der eine für einen Absteiger sehr ungewöhnliche Euphoriewelle rund um den Verein auslöste, was unter anderem der hohe Andrang beim Trainingsauftakt oder bei den Testspielen beweist. Verständlich, hatte der Jahn unter seiner Leitung bekanntlich seine erfolgreichste Zeit im deutschen Profifußball. Nur soll der 55-Jährige den Verein dieses Mal in der Position des Sportdirektors auf Kurs bringen. Und das als „Wunschkandidat“, wie Jahn-Präsident Hans Rothammer klarstellte.
Zum Trainingsauftakt konnten bereits einige Neuzugänge präsentiert werden © Gatzka / SSV Jahn
Zwanzig neue Spieler: Neu-Kapitän Andreas Geipl ragt heraus
In Zusammenarbeit mit Trainer Enochs hatte Beierlorzer somit die anspruchsvolle Aufgabe, mit einem bescheidenen Transferbudget einen komplett neuen Kader zusammenzustellen. Die meisten Spieler (insgesamt 23) verließen den Verein nämlich nach dem Abstieg, unter anderem weil ein Großteil von ihnen keinen gültigen Vertrag für die dritte Liga besaß. Dem Verein treu blieben am Ende nur Benedikt Saller, Konrad Faber, Christan Viet, Alexander Weidinger und Oscar Schönfelder. Insgesamt 20 Verpflichtungen konnte der Jahn im Laufe der Vorbereitung schließlich verkünden. Hervor sticht dabei natürlich Rückkehrer und Jahn-Legende Andreas Geipl, der als neu gewählter Kapitän auf der Sechserposition eine zentrale Rolle in der Mannschaft einnehmen soll. Aber auch die Transfers von erfahrenen Spielern wie Alexander Bittroff (1. FC Magdeburg), Florian Ballas (Karlsruher SC) oder Elias Huth (Erzgebirge Aue) können sich durchaus sehen lassen, sie sollen der neu zusammengestellten Mannschaft Stabilität verleihen. Denn sonst besteht der Kader aus vielen vielversprechenden, aber natürlich eher unerfahrenen Talenten, die ihre Drittligatauglichkeit noch unter Beweis stellen müssen.
Testspielbilanz insgesamt positiv
Um diese Drittligatauglichkeit so schnell es geht zu erlangen, wurden mehrere Testspiele absolviert. Und die Bilanz aus den sechs Partien liest sich durchaus positiv: Vier Siege stehen zwei Niederlagen gegenüber. Zwar waren die Erfolge gegen unterklassige Gegner wie Viertligist Fortuna Köln (2:1) oder Oberligist VFC Plauen (3:0) nicht immer überzeugend, es darf jedoch nicht vergessen werden, dass Coach Enochs – wie in einer Vorbereitung üblich – taktisch allerlei Dinge ausprobierte und viel durchwechselte, um die bestmögliche Elf zu finden. Und der Chef-Trainer zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem, was er in der Vorbereitung sah. Man sei „erstaunlich gut durchgekommen“. Zudem gelang der Pflichtspielstart im Toto-Pokal, in dem der Jahn diese Saison ebenfalls ran muss: mit 0:6 (0:5) konnte der SSV gegen den Landesligisten TSV Unterpleichfeld ungefährdet in die nächste Runde einziehen. Vor allem Noah Ganaus überragte dabei mit einem Fünferpack.
Rückkehrer und Jahn-Legende Andreas Geipl soll den SSV als Kapitän zum Erfolg führen © Gatzka / SSV Jahn
Direkter Wiederaufstieg? Das sind die Saisonziele von Beierlorzer und Co.
Und doch sollte man die Erwartungen an den Jahn für die kommende Saison noch nicht zu hoch hängen. Es wird wahrscheinlich Zeit brauchen, bis sich die neu zusammengestellte Mannschaft und ihr Trainerteam in der Liga zurechtfinden. Deshalb vermieden es sowohl die Verantwortlichen als auch die Spieler bei Fragen nach den Saisonzielen vom direkten Wiederaufstieg zu sprechen. Man müsse erst einmal „ein Team bilden“, „die Liga annehmen“, um den Verein nicht zu sehr „unter Druck zu setzen“, gleichwohl man als Absteiger natürlich „ehrgeizig in die Saison gehen wird“, erklärte Sportdirektor Beierlorzer stellvertretend auf seiner Antrittspressekonferenz. Es wird also vermutlich besonders zu Beginn der Saison noch ein wenig Geduld mit der Mannschaft brauchen, bis sie sich richtig gefunden hat und mit Trainer Enochs alle wichtigen Abläufe einstudiert hat. Zudem gibt es in der Liga doch einige Teams, die aufgrund ihrer Ambitionen und Investitionen einen größeren Druck haben, aufzusteigen. Zu nennen sind hier beispielswese der SV Sandhausen, Dynamo Dresden oder der 1. FC Saarbrücken. Wenn es Joe Enochs allerdings gelingt, die Mannschaft schnell zu einer Einheit zu verschmelzen, ist dem Jahn fraglos einiges zuzutrauen. Aber selbst wenn es größere Verletzungsprobleme gibt oder der Saisonstart misslingt, dürfte am Ende problemlos um einen einstelligen Platz im sorgenfreien Mittelfeld der Liga gespielt werden.
Chef-Trainer Joe Enochs und Sportdirektor Achim Beierlorzer haben in engem Austausch den neuen Kader der Domstädter zusammengestellt © Lucas Treffer / RNRed
Als Jahn-Fan darf man also dennoch positiv auf die neue Saison blicken und sollte die durchaus vorhandene Euphorie nicht zu sehr zurückzuhalten. Dies gilt selbstverständlich auch für das Derby gegen Unterhaching am ersten Spieltag. „Egal welcher Gegner kommt, wir wollen die drei Punkte hier in Regensburg behalten“, stellte Coach Enochs auf der obligatorischen Pressekonferenz klar und gab somit die Marschroute für neue Spielzeit vor.
Mögliche Aufstellung: Felix Gebhardt (TW) – Bryan Hein, Alexander Bittroff, Florian Ballas, Benedikt Saller – Andreas Geipl, Rasim Bulic – Dominik Kother, Christian Viet, Konrad Faber – Elias Huth
Überblick Ab- und Zugänge für die Saison 2023/2024
Abgänge: Steve Breitkreuz (Bayern München II), Dejan Stojanović (SCR Altach), Jonas Urbig (1. FC Köln), Jan Elvedi (1. FC Kaiserslautern), Lasse Günther (FC Augsburg), Leon Guwara (FC Ingolstadt 04), Benedikt Gimber (1. FC Heidenheim), Blendi Idrizi (FC Schalke 04), Sarpreet Singh (Bayern München II), Maximilian Thalhammer (VfL Osnabrück), Andreas Albers (FC St. Pauli), Benedikt Fischer (DJK Vilzing), Minos Gouras (Waldhof Mannheim), Charalambos Makridis (VfL Osnabrück), Joshua Mees (Holstein Kiel), Nicklas Shipnoski (Fortuna Düsseldorf), Dario Vizinger (Warta Poznań), Aygün Yildirim (Arminia Bielefeld), Thomas Barth (FC St. Pauli).
Zugänge: Leon Cuk (Hertha BSC II), Agyemang Diawusie (SpVgg Bayreuth), Felix Gebhardt (Hallescher FC), Florian Ballas (Karlsruher SC), Alexander Bittroff (1. FC Magdeburg), Louis Breunig (1. FC Nürnberg II), Bryan Hein (Hamburger SV II), Robin Ziegele (FSV Zwickau), Niclas Anspach (SpVgg Unterhaching), Rasim Bulić (1. FSV Mainz 05 II), Tobias Eisenhuth (Energie Cottbus), Andreas Geipl (1. FC Heidenheim), Noel Eichinger (FSV Zwickau), Noah Ganaus (VfB Stuttgart II), Elias Huth (Erzgebirge Aue), Dominik Kother (Waldhof Mannheim), Joël Zwarts (ADO Den Haag).
Jonas Zehentner / RNRed