Weiter geht unsere Reise durch die Partnerstädte Regensburgs. Lag unser Fokus bisher auf Europa und Asien, so erweitern wir ihn nun und blicken weiter gen Westen über den Großen Teich. Hier, im meist sonnigen Süden Arizonas, liegt Tempe, umgeben von mehreren Bergketten, im Maricopa County.
Tempe ist mit über 184.000 Einwohnern nicht nur neuntgrößte Stadt des US-Bundesstaates und ist Regensburger Schüler:innen und Studierenden durch regelmäßige Austauschprogramme oder Besucher:innen des Tempe-Parks im Stadtnorden ein Begriff, sondern auch Fans der Musikband Mogollon, die auch dieses Jahr wieder beim Regensburger Bürgerfest auftrat. Bereits seit 1978, also inzwischen 45 Jahre lang, gibt es die Verbindung zwischen beiden Städten. Nicht zuletzt der langen und guten Zusammenarbeit zwischen der Regensburger und der Universität von Tempe ist es zu verdanken, dass sich die freundschaftlichen Bande immer wieder erneuern.Vielerlei lässt sich in der modernen, aufstrebenden City entdecken und auf viele Arten kann man dort seine Freizeit verbringen – sei es auf einem der Seen, in der steinigen Wüstenlandschaft, die einst in dem trockenen, heißen Klima entstanden ist, oder aber indem man in der Mill Avenue, einer berühmten Einkaufs- und Ausgehmeile, shoppen geht. Für ihre Geschäfte, Restaurants, Bars und Clubs bekannt, zieht sie vor allem ein jüngeres Publikum und die vielen Studenten der Arizona State University (ASU) an.
Schlendern in Tempes Parks
Ein besonderes Merkmal Tempes, das fließend in die Hauptstadt Phoenix übergeht und Teil der Metropolregion ist, sind seine vielen Grünanlagen – ein Kontrast zur ansonsten trockenen Wüstengegend. Über fünfzig Parks bieten Einwohner:innen und Tourist:innen die unterschiedlichsten Erholungsmöglichkeiten. Die beste Reisezeit ist entweder von Oktober bis November oder im Frühling, wenn die Temperaturen nicht ganz so heiß sind und die Pflanzen blühen. Im Hochsommer werden in Tempe nämlich durchaus Temperaturen von über 40 Grad erreicht.
Besonders hervorzuheben ist der Kiwanis Park: Am künstlich angelegten Kiwanis Lake können sich alle, die sich eine entspannende Auszeit nehmen möchten, Tretboote oder Kajaks ausleihen, um damit auf dem Wasser zu fahren. Das mehr als fünf Hektar große Gewässer ist ein Anziehungspunkt für Angler:innen, die hier ihre Zeit verbringen. Dies sind natürlich nicht die einzigen Optionen, seine Freizeit zu genießen. Will man sich sportlich betätigen, dann schaut man im Kiwanis Park Tennis Center vorbei, spielt Baseball in der Kiwanis Park Batting Range oder umrundet den See mit dem Fahrrad.
Das „Hole In The Rock“
Auch der Papago Park, dessen Gelände Phoenix mit Tempe verbindet, ist einen Ausflug wert. In dem 1.200 Hektar umfassenden Areal lässt es sich wunderbar wandern oder durch den botanischen Garten spazieren. Wer sich für Tiere interessiert, besucht den Phoenix Zoo oder beobachtet die zahlreichen Vögel, darunter Wüstentauben, Kolibris, Spechte und Falken. Die verschiedenen Vegetationen sind der Lebensraum vieler Arten. Neben Wüstenlandschaften gibt es Flussufer und bizarre Steinformationen. Die bekannteste ist das Hole in the Rock, eine Höhle in einem Felsen, von der aus man eine schöne Aussicht auf die Umgebung hat und die unzählige Touristen anzieht.
Bild: BCFC
Die Rio Salado Habitat Restoration Area ist ein Erholungsgebiet entlang des Salt River und ein groß angelegtes Renaturierungsprojekt. Hier hat man Naturbiotope geschaffen, die eine Vielzahl an Pflanzen- und Tierarten beheimaten. Besucher können entlang der Wanderwege spazieren und die reichhaltige Flora und Fauna der Region erkunden.
Die Sportliche Vielfalt in Arizona
Sport ist sehr präsent in Tempe. Wer sich für Eishockey begeistert, hat sicher schon vom Franchise der Arizona Coyotes gehört. Das Team läuft in der National Hockey League auf und bestritt in der Saison 2022/23 ihre Heimspiele in der Mullett Arena in Tempe. Die sportliche Zukunft der Coyotes ist allerdings noch ungewiss, da vor kurzem ein Bürgerentscheid den geplanten Bau eines größeren Stadions verhinderte. Natürlich sind auch andere Sportarten beliebt. Die Sportler der ASU nennen sich Sun Devils, treten unter anderem im Baseball, Football und Tennis an und sind eine beliebte Attraktion für Sportfans in Tempe. Im Januar 1996 trug man im Sun Devil Stadium auf dem Campus ASU den Super Bowl XXX zwischen den Dallas Cowboys und den Pittsburgh Steelers aus. Marathonläufer:innen treffen sich beim Rock ’n’ Roll Marathon sowie Triathleten beim Ironman Arizona und beim Inferno Triathlon. In der United Soccer League (USL) spielt das professionelle Fußballteam des Phoenix Rising FC. Sie tragen ihre Heimspiele im Casino Arizona Field in Scottsdale aus, das nördlich von Tempe liegt. Die Tempe Diablos sind eine gemeinnützige Organisation, die sich der Unterstützung von Jugend- und High-School-Sportprogrammen in Tempe widmet. Sie organisieren und fördern verschiedene Sportveranstaltungen und bieten finanzielle Unterstützung für schulische Programme.
Tempe: Wie Die Stadt zu ihrem Namen kam
Auf dem Campus der ASU kann man den Hayden Butte, auch A-Mountain genannt, besteigen – eine Erhebung vulkanischen Ursprungs. Auf seinem Gipfel stehend, blickt man auf die Innenstadt und den Tempe Town Lake, einen aufgestauten Teilabschnitt des Salt River. Er ist von kultureller Bedeutung, denn auf dem Hügel wurden Zeugnisse der präkolumbischen indianischen Hokoham-Kultur entdeckt. Die Hokoham lebten hier von 300 bis 1500 n. Chr. und hinterließen Tonscherben und Mahlsteine. Ihre in die Felsen geritzten Bilder (Petroglyphen) kann man noch heute bestaunen. Den Hayden Butte benannte man nach dem Pionier und Geschäftsmann Charles Trumbull Hayden, der eine Fähre über den Salt River betrieb, um Menschen und Waren zu transportieren. Die Fähre war ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel und trug zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Auch Tempe selbst erhielt ihren ursprünglichen Namen auf ähnliche Weise: Bis ins Jahr 1879 hieß sie Hayden’s Ferry, bis man die Ortschaft in Tempe umbenannte – nach dem gleichnamigen Tal in Griechenland, das durch seine natürliche Schönheit besticht.
Die griechische Schlucht befindet sich zwischen den Bergen Olympus im Norden und Ossa im Süden und erstreckt sich entlang des Flusses Pineios. Das Tempe-Tal hat eine lange Geschichte und eine besondere kulturelle Bedeutung. Es ist seit der Antike bekannt und wurde von vielen griechischen Dichtern, Schriftstellern und Künstlern als Idylle mit üppiger Vegetation und sprudelnden Bächen besungen und so für die Nachwelt verewigt. So kommt es auch in einigen Geschichten der griechischen Mythologie vor. Der Pionier Darrell Duppa dachte beim Anblick eines Hügels im Tal des Salt River an den Berg Olympus und das griechische Tempe-Tal. So kam das amerikanische Tempe zu seinem heutigen Namen.
Eine lebendige Kunst- und Kulturszene
Tempe verfügt über eine blühende Kulturszene mit vielen Kunstgalerien, Theatern und Veranstaltungsorten. Wer sich also neben dem Shopping und Feiern für visuelle Kunst und Theater begeistert, stattet beispielsweise dem Tempe Center for the Arts einen Besuch ab. Der Gebäudekomplex verfügt über zwei Theatersäle und ist ein Veranstaltungsort für Konzerte. Außerdem werden hier sowohl die Werke lokaler als auch international anerkannter Künstler ausgestellt. Kulturell Interessierten sei darüber hinaus das jährlich Ende Februar stattfindende Innings Festival ans Herz gelegt. In diesem Jahr gaben sich als Headliner Green Day, The Offspring und Weezer die Klinke in die Hand.
Bild: Scott Prokop Photography
Jeden Oktober wird von der Tempe Sister City Corporation ein dreitägiges „Four Peaks Oktoberfest“ veranstaltet, das mehr als 150.000 Leute an den Tempe Town Lake lockt. Die erzielten Einnahmen fließen in Austauschprogramme zwischen Tempe und Regensburg. Auch der 1981 ins Leben gerufene Freundeskreis Tempe-Regensburg fördert die Städtepartnerschaft. Seine über 400 Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, die Beziehung der beiden Städte zu intensivieren. Im Vordergrund stehen dabei der Schüler-, Lehrer- und Praktikantenaustausch sowie die Begegnung kultureller Gruppen, Musiker und Sportler.
Tempes eindrucksvolle Architektur
Tempe ist weithin bekannt für seine eindrucksvolle Architektur. So setzt sich das Tempe Center for the Arts aus abstrakten geometrischen Formen zusammen und das Rathaus gleicht einer auf dem Kopf stehenden Pyramide. Das USAirways Building, ein Wolkenkratzer im Zentrum der Stadt, ist ein anderes Beispiel für moderne Architektur. Außerdem gibt es einige historische Gebäude, die einen Einblick in die Vergangenheit der Stadt geben. Dazu gehören das Hayden House, ein Adobe-Haus aus dem 19. Jahrhundert, das heute ein Museum ist, und das Hackett House, ein viktorianisches Herrenhaus, das als Veranstaltungsort dient. Der ASU-Campus umfasst eine Reihe von beeindruckenden Gebäuden, darunter das Grady Gammage Auditorium, ein ikonisches Konzert- und Theaterhaus im Stil der organischen Architektur, entworfen von Frank Lloyd Wright. Der Biodesign Institute Complex, das Walter Cronkite Building, das Sun Devil Stadium und das Durham Language and Literature Building sind weitere bemerkenswerte architektonische Highlights auf dem Campus. Die Brücken, die den Tempe Town Lake überspannen, wie die Mill Avenue Bridge und die Rural Road Bridge, tragen markante Elemente. Sie sind nicht bloß wichtige Verbindungen zwischen den Stadtteilen, sondern auch beliebte Orte für Spaziergänge und Radtouren.
Wirtschaftlicher Aufschwung in Arizona
Ab 1894, als man Tempe zur Stadt erhob, blühte die Wirtschaft auf und eine erstaunliche Entwicklung nahm ihren Lauf. Auch heute noch ist sie eine aufstrebende Stadt. Insbesondere die High-Tech-Industrie und der Luft- und Raumfahrtbereich ist hier zu erwähnen, aber ebenso die State Farm Insurance, der größte Fahrzeugversicherer des Landes mit etwa 65.000 Mitarbeitern (Stand 2014) und fast 70 Milliarden US-Dollar Umsatz. Sehr enge Kontakte bestehen zwischen der ASU und der Universität Regensburg. Immer wieder reisen Gruppen von Studierenden zum Deutschunterricht in die Domstadt. Die öffentliche ASU ist mit rund 8.010 Angestellten der Top-Arbeitgeber der Stadt und die nach Studentenzahlen (circa 60.000) zweitgrößte Universität der Vereinigten Staaten.Regensburgs Partnerstädte: Immer eine Reise WertTempe im Süden Arizonas lohnt also in jedem Fall einen Besuch. Ganz egal, ob man sich nun für besondere Architektur interessiert oder Kunstliebhaber ist, Zeit in der Natur verbringen oder sich eine Auszeit nehmen und in einem der über fünfzig Parks erholen möchte. Man sollte allerdings die Reisezeit mit Bedacht wählen, damit die Temperaturen erträglich sind.
Alle bisher erschienenen Ausflüge in unsere Partnerstädte finden sich bequem zum Nachlesen auf Regensburger-Nachrichten.de:
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Bild: BCFC
Dominik Holz / RNRed